District 97 - In Vaults

Review von Rocko Flanell vom 07.08.2015 (3623 mal gelesen)
District 97 - In Vaults Die Chicagoer von DISTRICT 97 veröffentlichen mit "In Vaults" ihr bereits drittes reguläres Album. Nach dem 2010er Debüt "Hybrid Child" und dem 2012 veröffentlichten Nachfolger "Trouble With Machines" erschienen etliche Live-Alben sowie eine CD mit KING CRIMSON-Covern namens "One More Red Night" an dessen Entstehung sogar der ehemalige Bassist und Sänger der Band John Wetton beteiligt war, mit welchem dann auch zusammen unter dem "One More Red Night"-Banner getourt wurde. Soviel zur Band im Allgemeinen. Schaut man sich die Biographie der Band dann genauer an, sticht der Name Leslie Hunt besonders heraus. Sie ist die Sängerin der Band und steht, in meinen Augen, recht eindeutig im Mittelpunkt. Was sie so besonders macht? Nun, die junge Dame war im Jahr 2007 unter den Top 10 der damaligen American Idol-Staffel, und scheint schon früh den einen oder anderen wohlwollenden Förderer gehabt zu haben, unter anderem auch schon unter dem Sony Records. Joa, und genau so hab ich auch geguckt, als ich das gelesen habe ...

Progressive Musik gepaart mit einer American Idol-Stimme, das hört man nun auch nicht alle Tage. Natürlich geht man da mit gewissen Vorurteilen an die Sache ran. Kleine Warnung vorweg, wer sich Musik der Band direkt auf der Bandpage bestellen möchte, sollte zweimal hinsehen. Als Standard scheint eine von der Band unterschriebene Version der Platten zu sein, die ZUSÄTZLICH 17$ mehr kostet, was genauso viel ist, wie die Platte selbst kostet. Leider wird das auf den ersten Blick nicht ganz ersichtlich. Erst nach dem Reinklicken ins Drop-Down-Menü sieht man die "unsigned" Version. Meiner Meinung nach eine zweifelhafte Methode. Aber kommen wir zur Musik.

Mit KING CRIMSON geht es schon in die richtige Richtung. Wie bereits erwähnt bewegen wir uns bei DISTRICT 97 in progressiven Gefilden. Im Allgemeinen ist der Gitarren-Sound an modernere Ansprüche angepasst. Das Keyboard nimmt stellenweise eine große Rolle in der Musik der Band ein. Jazzige Akkordflächen gibt's hier und da zu hören, zusammen mit dem klassischen Hammond-Sound ('Handlebars'), worauf es dann später recht spacig wird. In Anlehnung an das Cover könnte es vielleicht auch nautisch sein. Die Produktion der Platte genügt auch höheren Ansprüchen. Die Instrumente haben alle ihren Platz im Stereopanorama und lassen sich zu jeder Zeit gut ausmachen. Der Bass ist stets präsent, Keyboard und Gitarren spielen sich gegenseitig zu und nicht gegeneinander. So sollte es sein. Erfreut bin ich über den größtenteils nicht zu verzerrten Gitarrenklang, was in dieser Art der Musik besser aufgehoben ist als das volle Brett.

Ich habe leider jedoch mit DEM Herausstellungsmerkmal der Band ein Problem. Leslie Hunt, unsere Sängerin, klingt meiner Meinung nach in allen Songs gleich. Sie singt stets mit der gleichen Stimmfarbe, in den stets gleichen Tonhöhen. Immer wieder gibt es die Stellen, in denen, eindeutig absichtlich, harmonische Unreinheiten auftauchen. Muss ja auch nicht immer Terz- oder Quinte sein, aber ich denke, dass wir diese Spannung eher den restlichen Musikern zu verdanken haben. Wir haben durchaus Könner an den Instrumenten hier, das kann man hören, und sie hatten sehr viel Zeit um ihre Skalen und Tonleitern zu üben. An manchen Stellen nerven dann aber doch die gefürchteten düdeldü-düdeldü-Einlagen, um es mal zu umschreiben. Insbesondere 'All's Well That Ends Well' spielt mit diesem Soundeffekt, und so taucht DAS Prog-Klischee in dem Acht-Minüter etliche Male auf. Gesprochene Parts oder eine zweite, gegensätzliche Stimme, hätten in meinen Augen der Platte gut getan und mehr Atmosphäre in die Songs gebracht. STEORRAH laufen aktuell bei mir im Plattenspieler und zeigen auf ihrer aktuellen Platte ganz schön, was man mit verschiedenen Stimmen machen kann.

Insgesamt bin ich nur mäßig begeistert von der Scheibe, da es der Platte schlicht nicht gelingt mich mitzureißen. Es gibt ein paar interessante Momente, düstere, zerbrechliche, alles keine Frage. Aber, ob die Sängerin der angepriesene Mehrgewinn für die Musik von DISTRICT 97 ist, möchte ich bezweifeln. Back to the roots und doch wieder instrumental? Ganz so schlimm ist es dann auch nicht. Doch mir fehlt die Abwechslung, die mir die Musik bietet, halt in der gesanglichen Performance. Mein Favorit der Platte ist 'On Paper' da hier die Stärken der Band und Platte in kompakten 04:47min daherkommen. Nette Riffs, Stimme passt hier auch gut rein. Allerdings ist's auch der eingängigste Song der Platte.

So, genug über die Sängerin hergezogen.

Gruß Rocko Flanell

Gesamtwertung: 5.0 Punkte
blood blood blood blood blood dry dry dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Snow Country
02. Death By A Thousand Cuts
03. Handlebars
04. A Lottery
05. All's Well That Ends Well
06. Takeover
07. On Paper
08. Learn From Danny
09. Blinding Vision
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 60:44 Minuten
VÖ: 26.06.2015

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten