Babylon Bombs - Babylon's Burning

Review von Elvis vom 13.11.2009 (4511 mal gelesen)
Babylon Bombs - Babylon's Burning Nach den dunklen 90ern, in denen die US-Flagge des teils vielleicht fragwürdigen Sleaze Metal brutal von noch fragwürdigeren Gestalten wie Kurt Cobain geschändet worden war, lag das in den 80ern populäre Genre ebenso in Scherben darnieder wie die Rockmusik als solche. Alte Recken und vielgeliebte Helden verschwanden in der Versenkung, während der musikalische Nachwuchs sich lieber weltschmerzgeplagt jammernd - verbrämt als wiedergefundene Hinwendung zur Musik selbst - in unsagbar häßliche Kleidung hüllte, in der Hoffnung, dass bald der erlösende Kopfschuss dem Elend ein Ende bereiten würde. Wer fortan Lebensfreude in der Musik suchte, bekam bestenfalls noch die schlimmsten Plastikauswüchse des Eurodance zu spüren, die vielleicht für ungewollte Ohrwürmer am Rande der Debilität zu sorgen vermochten, doch nur umso schmerzlicher zeigten, was mit der vergangenen Dekade letztlich verschwunden schien. Selbst eine Ikone wie Rob Halford proklamierte zwischenzeitlich, dass Metal tot sei. Wenn selbst der Metal God dies sagte, was sollte dann noch kommen? Bevor Massen an Metal- und Hard Rock-Fans sich allerdings der kollektiven Depression hingaben und am Ende gar für den Metal sterben sollten - wie MANOWAR-Chef Joey DeMaio es später in anderem Kontext ausdrückte - , kam jedoch im neuen Jahrtausend auf fast schon wundersame Weisung die Rettung - und zwar ganz wesentlich aus Schweden. Ob nun dort von Seiten der bekannten Größen der 80er besonders viele Sporen ihren Weg in blonde Schwedinnenschösse fanden, die sich in Gestalt unehelicher Söhne manifestierten oder nicht, ist ungeklärt. Fakt ist jedoch, dass spätestens nach dem Jahr 2000 etliche junge schwedische Bands die Fahne des Sleaze Rock und Metal auf frische Weise hochzuhalten begannen, ohne dabei die Vergangenheit zu verleugnen. Bands wie HARDCORE SUPERSTAR, CRASHDIET oder CRAZY LIXX haben unbestreitbar ihren Teil dazu beigetragen, dass Sleaze wieder musikalisch und optisch gesellschaftsfähig wurde.

Eine weitere Band, die definitiv in dieser Reihe zu nennen ist, sind die BABYLON BOMBS. Die vier Jungs aus einer schwedischen Kleinstadt machten sich Anfang der 200er mit ihrem Traum, die Welt musikalisch zu erobern, aus der Provinz auf und spielten auf dem Weg massenhaft Konzerte in ganz Europa. Nach dem 2005er Debüt "Cracked Wide Open And Bruised" kam im Jahr 2006 dann mit "Doin' You Nasty", aus welchem die beiden erfolgreichen Singles 'Jaded Heart' und 'Hometown Hero' hervorgingen, der Durchbruch. Anno 2009 folgt nun der langerwartete Nachfolger "Babylon's Burning" - und wenn Babylon mit den beiden ersten Alben bombardiert wurde, dann brennt es jetzt lichterloh. Die BABYLON BOMBS entfachen nämlich auf ihrem dritten Album einen Flächenbrand an melodischen Hard Rock-Songs mit deutlichem Sleaze-Einschlag, dass es eine wahre Freude ist. Auffällig ist zunächst, dass durchgehend viel härter gebombt bzw. gerockt wird als bislang. Vom Opener 'Liberation' - mit tollen Streichern und einer wundervollen Überleitung zum erstklassigen Titeltrack 'Babylon's Burning' -, einer exzellenten Ballade in Gestalt von 'It's Alright', Songs wie 'Rattle My Bones' oder einen Toptitel wie 'Shine On' - durchgehend kracht und brennt es bei diesem Napalmteppich von Sleaze an allen Ecken und Enden. Das Songwriting ist dabei stets einfallsreich und überzeugend, ohne großartig einfallslose Klischees zu bemühen. 2009 zeigt die BABYLON BOMBS wirklich von ihrer Schokoladenseite: Sänger Dani gibt alles am Mikrofon, Gitarrist Jon zockt sich ebenfalls bestens - Solos aus dem Ärmel schüttelnd - durch die zwölf Songs, während Neuzugang Ricky am Bass zusammen mit Rhythmusmann Swaint für den richtigen Zusammenhalt sorgt. Die gute Produktion aus den Händen von Chris Laney tut ihr übriges, um "Babylon's Burning" klar zum besten Album der Bandgeschichte zu küren. Nach einem ungeschriebenen Gesetz des Musikbusiness ist es das dritte Album, welches über die Zukunft einer Band entscheidet - und danach sind die vier Schweden ganz klar auf der Gewinnerstraße. Kein schwacher Song, die zugelegte Härte lässt den Melodien stets Raum und heraus kommen böse Ohrwürmer, die den Gehörgang nicht mehr verlassen mögen - dieses Album ist eine klare Steigerung zu den beiden guten Vorgängern und überzeugt auf ganzer Linie.

Im Ergebnis ein Bombenalbum der schwedischen Sleazer - jeder, der mit dieser Richtung etwas anfangen kann, muss sich dieses Album genehmigen, wer auf gut gemachten Hard Rock steht, kann ebenso bedenkenlos zugreifen. Auf dem Niveau dürfen die Jungs gerne bleiben - zwei Daumen hoch für das furiose Feuerwerk der Sleazebomber!

Anspieltipps: 'Liberation', 'Babylon's Burning', 'Rattle My Bones', 'Shine On', 'Goodby Good Luck'

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01. Liberation
02. Babylon’s Burning
03. Resurrection Love
04. Nobody’s Home
05. Angel Eyes
06. It’s Alright
07. Anywhere The Wind Blows
08. Winding Road
09. Rattle My Bones
10. Shine On
11. Goodbye Good Luck
12. Fade Away
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 49:34 Minuten
VÖ: 23.10.2009

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten