King Apathy - Wounds

Review von Zephir vom 12.03.2019 (4995 mal gelesen)
King Apathy - Wounds Schon lange kennen wir KING APATHY (vormals THRÄNENKIND) als zerfleischend zivilisationskritisch, antikapitalistisch und anarchistisch. Der neo-crustige Post Metal der süddeutschen Formation kommt bei all ihrer himmelschreienden Ehrlichkeit um eine desperat-depressive Konnotation kaum umhin, die mit dem jüngsten Album eine vorläufige Klimax der Trostlosigkeit erreicht. War "The Elk" anno 2013 als ein von experimentellen Versatzstücken durchzogenes Konzeptalbum ein Stück weit revolutionär im Bereich des Post Black oder Neo-Crust, war "King Apathy" 2016 ein musikalisches Zeugnis des antizivilisatorischen Zorns, so erscheint "Wounds", der erste Langspieler unter dem neuen Bandnamen, im Vergleich zu den Vorgängeralben um einiges niedergedrückter.

Wie eh und je schaffen Titel à la 'Civilisation Kills' oder 'Great Depression' eine dichte Atmosphäre von resignierender Tristesse, gegen welche die wütenden Vocals wie eh und je kräftig anzubrüllen vermögen und die Drums auch durchaus einmal Sturm blasten. Die immer wieder eingeflochtenen lyrisch-kontemplativen Instrumentalpassagen dürfen typischerweise für das Genre und typischerweise für KING APATHY nicht fehlen, allerdings bewegt "Wounds" sich lange Zeit auf einer nahezu gebrochen wirkenden Midtempo-Welle, ohne nennenswerte Ausbrüche in die gegensätzliche Richtung zu verzeichnen. Entsprechend überrumpelt ist man alsdann vom heftig voranpreschenden Getrommel des Tracks 'He Missed The Stars', eine Wendung, die der Dynamik des Albums guttut, sich aber alsbald mit 'Reverence' wieder in elegische Melodiosität auflöst.

Das scheint mir hier überhaupt eine auffällige Wendung im Schaffen von KING APATHY: Die in der Vergangenheit immer wieder durchbrechende Hardcore-Punk-Gewalt ist nahezu vollständig einer melancholischen Düsternis gewichen, die einem beim ersten Hören melodisch und weich scheint - ich wäre nicht überrascht, wenn "Wounds" bei dem einen oder anderen langjährigen Fan allzu glattgeschliffen ankäme. Beim zweiten Hören jedoch keimt der Verdacht, man erliege vielleicht selbst unbemerkt dem allgegenwärtigen eigenen, inneren König Apathie, und beim dritten Durchlauf gräbt sich die Musik als Soundtrack des selbstverschuldeten, dabei flehentlich herbeigesehnten Niedergangs aller Menschheit deutlich und schmerzhaft in alte Narben ein.

Anspieltipp, weil mein Lieblingstrack: 'The Scars Of The Land'.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Civilization Kills
02. The Scars Of The Land
03. Cleansing
04. Great Depression
05. Revelation Time
06. He Missed The Stars
07. Reverence
08. Wounds
09. Earthmother Rising
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 46:00 Minuten
VÖ: 22.02.2019

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