Vircolac - Veneration

Review von Chaosswampchicken vom 06.03.2024 (1152 mal gelesen)
Vircolac - Veneration Wer sich ein wenig mit der irischen Geschichte befasst, merkt schnell, wie sehr sie durch religiöse Auseinandersetzungen, eine große Hungersnot, die Konflikte mit England sowie durch gewalttätige Auseinandersetzungen im Kampf um die Unabhängigkeit des Landes geprägt wurde. Daher scheint es nur logisch, dass viele aus Irland stammende Künstler diese Vergangenheit in ihrer Musik nach außen bringen und verarbeiten. VIRCOLAC, stammend aus Dublin, machen eben dies, was ihr im Verlauf der Platte schnell bemerken dürftet. Nach zwei Demos, einer EP in 2016 sowie dem Debütalbum "Masque" in 2019, sind VIRCOLAC mit ihrem Folgealbum "Veneration" nach nunmehr vier Jahren zurück. Musikalisch ist es eher schwer, die Band einzuordnen. Es ist Oldschool Death Metal, aber auch eben nicht ganz. Doomige Einflüsse zeigen sich hier ebenso wie Einflüsse aus dem Crust. Es ist emotional und schmutzig, mit einer Spur Ungewissheit. Kurzum, eine wilde Mischung, die danach schreit, gehört zu werden, also fangen wir an.

Keltische Klänge gleich zu Beginn



Der Opener 'The Lament (I Am Calling You)' wird gesungen von Gastvokalistin Sarah McQuillan und wird alleine durch ihre Stimme getragen, ohne jegliche Instrumente. Die Stimmen scheinen beides, klagend und doch wunderschön. Dies setzt eine wunderbare Melancholie für das Album, es ist echt, verletzlich und rau und zeigt den keltischen Ursprung nur zu gut. Es ist nicht der typische Opener für eine Death Metal-Platte. Bei 'Veneration', dem Titelsong des Albums, sieht die Sache schon ganz anders aus, hier werden wir direkt in ein rotziges Riff geschmissen und die Drums werden einem nur so um die Ohren gehauen. Der punkige Ansatz und die schaurigen Vocals spielen schon ein wenig in die Ecke von AUTOPSY. Die folgenden Minuten sind ein wenig chaotisch. Auf eine gute Weise? Ich würde sagen, zu einem großen Teil ja, denn zuweilen hat man den Eindruck, dass ein paar der Melodien scheinbar nicht zum selben Song gehören (was aber auch zum Stil von VIRCOLAC und dem Nicht-Festlegen auf ein Genre zurückzuführen sein kann). Besonders gut zur Geltung kommen die Fähigkeiten der Band in dem doomigen 'Our Burden Of Stone And Bone', es ist schwer und walzend, die Atmosphäre ist unheilvoll in der einen Minute und voller Energie und tiefer Death Metal Vocals in der anderen. Es scheint eine Konstante in diesem Album zu werden, dass die Band bestehende Pfade eher umgeht, daher kann es schwer werden hier fokussiert zu bleiben. Belohnt wird man aber mit kreativen Soli, kantigen Riffs und purer Leidenschaft.

Sind VIRCOLAC Frankensteins Monster?



Die Annahme ist nicht ganz aus der Luft gegriffen, wenn man sich den Stil der Band anschaut, der auch aus verschiedenen Genres zusammengesetzt wurde und sie lebendig wirken lässt. Kommen wir nun zu dem Track 'All Comes To Pass, Nothing Shall Remain'. Er beginnt mit tief gestimmten Gitarren und einem fiesen Gitarrenlead, im nächsten Moment werdet ihr von einem immensen Blastbeat-Gewitter überrannt. Die Vocals von Darragh O' Laoghaire klingen roh und keuchend, das lässt den Song noch unheimlicher wirken und gibt Tiefe. Wenn man das Debüt der Band zur Hand nimmt, sticht einem auf jeden Fall ins Auge, wie sich die Band verändert hat und wie divers ihre Musik geworden ist. Sie mögen vielleicht noch nicht ganz gefunden haben, was sie suchen, aber müssen sie das? Sie haben in jedem Fall etwas Eigenes. Abgeschlossen wird die musikalische Reise mit meinem Favoriten auf "Veneration": 'She Is Calling Me (I. War II Death III Redemption)'. Wie auch schon im Opener haben wir hier wieder die schönen Gastvocals von Sarah McQuillan. Der Closer versprüht zunächst dieselbe Energie wie der Opener, die klagevollen Schreie hallen in meinem Ohr. Dann, aus dem Nichts, als ich gerade einen Schluck von meinem Tee trinken wollte, schreit Sarah laut auf und mit ihr schlagen die Becken des Schlagzeugs zusammen mit den Gitarren ein wie eine Kaskade. Hier wird definitiv dem gnadenlosen und unfertigen Sound des 90er Jahre Black Metal gehuldigt. Auf doomige Parts müssen wir hier auch nicht verzichten, zur Bridge hin wird es schwerer und drückend, auch die Vocals ziehen einen immer weiter hinein. Mit fast neun Minuten ist das auch der längste Track auf dem Album.

Fazit



"Veneration" ist kein einfaches Album, es passiert hier sehr viel und es kann schwer sein, das zu verarbeiten oder dem Ganzen zu folgen - aber es lohnt sich. Für mich sind die feineren Nuancen beim zweiten Durchgang noch klarer geworden, herauszuheben sei auch die tolle Performance der Gitarren und der Vocals. Das Album vertieft die Faszination der Band für dunkle Themen und schaurige Atmosphäre. Auf jeden Fall sind VIRCOLAC eine spannende Band, der es gelungen ist, ein tolles Album zur Death/Black-Metal-Landschaft zu liefern. Lasst euch darauf ein.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. The Lament (I Am Calling You)
02. Veneration
03. Unrepentant
04. Our Burden of Stone on Bone
05. All Comes to Pass, Nothing Shall Remain
06. Reflection
07. She is Calling Me (I. War II. Death III. Redemption)
Band Website: www.facebook.com/vircolacdeathmetal
Medium: CD
Spieldauer: 36:47 Minuten
VÖ: 23.02.2024

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten