Manticora - Mycelium

Review von Opa Steve vom 14.02.2024 (1596 mal gelesen)
Manticora - Mycelium Meine Lieblingsdänen sind wieder am Start! MANTICORA hatten bei mir zwar schon einen seriösen Achtungserfolg mit "To Kill To Live To Kill", welches ich mit 9/10 Blutstropfen in der Oberliga verortet hatte, aber erst so richtig "Klick" gemacht hat es bei mir mit dem Nachfolger "To Live To Kill To Live", welches dann nicht nur die Höchstnote erhalten hat, sondern Anlass war, mich auch privat tiefer mit der Musik zu beschäftigen. Und so geht es mir bis heute, dass ich MANTICORA zu den absolut essenziellen Bands in meinem Regal zähle.

Die Neugierde war natürlich groß, als das neue Album erschien. Die Besetzung ist diesmal stabil geblieben, es gab auch keine Pandemie zum Release, aber - wie könnte es anders ein - MANTICORA erzählen auch auf "Mycelium" wieder eine Konzeptgeschichte. Über die ist mangels vollständiger Lyrics aktuell noch nicht viel bekannt und Sänger Lars F. Larsen liebt es auch, sich kryptisch und in Bildern auszudrücken, aber offenbar ist der Fantasy-Anteil diesmal sehr groß. Seelen, die im Licht umherfließen, Dämonen, Golem, die Toten ... man darf noch gespannt sein. Die Musik ist in meinen Ohren hingegen deutlich härter und aggressiver ausgefallen, aber ohne die Trademarks aufzugeben. Der Thrash-Anteil ist noch größer, der Bombast aber nicht weniger. Die Songs sind alle komplex und voller verschachtelter Melodien und Harmonien, Dynamikwechseln und einer großen Tempospanne. Es ist eine Freude, der Band zuzuhören, wie sie die Stücke arrangiert hat und ambitioniert in allen Facetten und spielerischen Details darbietet. Da springt man von der Epik zu Blast-Parts, immer wieder springt überraschend eine Leadguitar zur Seite oder soliert mit atemberaubendem Gefühl zu den ausgearbeiteten Riffs oder orchestralen Parts. Dominant ist natürlich auch wieder Lars' Gesang - der durch seinen hohen Grenzbereich sicherlich wieder die Geschmäcker trennen wird. Aber auch wenn man merkt, dass er stimmlich oft ans Limit geht und das Material sehr fordernd ist, finde ich seine Vocals tatsächlich klasse. Fand ich aber schon immer, also es gibt definitiv keine Änderungen auf "Mycelium". Wer ihn bislang liebte, wird ihn auch jetzt lieben. Wer es immer "too much" fand, wird sich auch jetzt überfrachtet und angestrengt fühlen. Wobei ich hier ganz besonders 'Angel Of The Spring' hervorheben möchte: Was Lars dort zu Beginn leistet, das muss einfach jeder als fabelhafte Gesangsleistung anerkennen. Lars begibt sich eine Oktave tiefer in ein absolut sicheres Tonsegment und überzeugt durch fantastische Passagen bis hin zur Gänsehaut, wenn er sich weich zur Tenorstimme hocharbeitet und eine erste Klimax setzt. Zu diesen akustischen Parts passt das absolut wunderbar und er sollte sich öfter trauen, bei solchen softeren Parts diese weichere Stimme einzusetzen. Zum Höchstenergie-Material hingegen bevorzuge ich seinen gewohnten Stil. Ein weiterer Höhepunkt der Scheibe ist 'Mementopolis'. Die Mischung von Epik und Blasts, die charakeristischen Vocals, orchestrale Keyboards, göttliche Soli und ein musikalisches Storytelling mit Spannungsbogen - was kann man mehr erwarten? Über sechs Minuten wird hier so eine große Fülle an Stimmungen und musikalischem Aufwand ausgebreitet, dass andere Bands aus dem Material mindestens zwei Songs gemacht hätten. Aber bei den Dänen wirkt wieder alles wie aus einem Guss und wie mit einem roten Faden verbunden.

"Mycelium" ist wieder ein extrem intensives Hörerlebnis geworden. Dass die Band über den gesamten Produktionsprozess im DIY-Stil die volle Kontrolle hatte, lässt sich auch gut an der authentischen Rauheit nachvollziehen, die sich MANTICORA trotz aller musikalischen Spitzenleistung nicht nehmen ließ. Lediglich das Mastering ist mir etwas zu zeitgeistmäßig laut und daher ein wenig kalt und undynamisch geworden. Viel mehr gibt es aber an dieser Scheibe nicht zu kritisieren. Der komplette "Hau-mich-vom-Hocker" wie beim 2020er Album hat sich nicht ganz so eingestellt, aber das kann auch daran liegen, dass ich mich an die Leistungen der Dänen schon zu sehr gewöhnt habe. Unabhängig davon hat "Mycelium" selbstverständlich wieder eine Bewertung in der Spitzenliga verdient.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01. Winter Solstice
02. Necropolitans
03. Demonday
04. Angel Of The Spring
05. Golem Sapiens
06. Mycelium
07. Beast Of The Fall
08. Equinox
09. Mementopolis
10. Dia De Los Muertos
Band Website: www.intromental.com/manticora/
Medium: CD
Spieldauer: 46:50 Minuten
VÖ: 26.01.2024

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten