Crossed Hearts - Forced Perspective

Review von baarikärpänen vom 19.07.2023 (1291 mal gelesen)
Crossed Hearts - Forced Perspective Den Youtube-Kanal von "NWOTHM Full Albums" kann man wirklich allen ans Herz legen, die ihren Metal traditionell haben möchten. Vor allem aber ist er eine echte Fundgrube für Trüffelschweine, die neben schon bekannten Bands ein Herz für Newcomer haben. Gerade Südamerika oder Osteuropa sind relativ oft am Start. Aber das nur so am Rande. Klar, einige der dort vorgestellten Scheiben neuerer Bands sind jetzt noch nicht das, was man "gekonnt" oder "gelungen" nennen würde. Aber darauf kommt's ja auch nicht an, so lange das Herzblut stimmt, was in solche Veröffentlichungen reingesteckt wird. Daneben finden sich allerdings auch Neueerscheinungen, die sofort einfach nur begeistern. Und genau dazu zählt das Debut von CROSSED HEARTS aus Atlanta/ Georgia.

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Nach dem Ende der ebenfalls aus Atlanta stammenden DEATH OF KINGS und VÖLTAGE fanden sich Musiker der beiden Truppen während des Covid-Lockdowns 2021 und nutzten die Zeit, um CROSSED HEARTS zu gründen. Dazu stieß noch Sängerin Carlee Jackson, zuvor bei RELENTLESS am Start. Wie der oben erwähnte Youtube-Kanal schreiben sich auch CROSSED HEARTS den traditionellen Metal auf ihre Fahnen. Kein Wunder also, dass CROSSED HEARTS auf dem kleinen aber feinen Church Recordings-Label landeten, das von HAUNT-Mastermind Trevor William Church betrieben wird (Metal-Genießer checken auch das dort erschienene "Without Warning" von SABER an). Vor einigen Wochen erblickte dann das Debut von CROSSED HEARTS, "Forced Perspective" betitelt, das Licht der Welt. Bereits nach dem ersten Durchlauf lässt sich feststellen, dass die Dame und die vier Herren endlich ihre Bestimmung gefunden haben. Denn sowohl DEATH OF KINGS, VÖLTAGE und auch RELENTLESS waren, um es höflich zu sagen, durchaus noch ausbaufähig. Im Gegensatz dazu kratzen CROSSED HEARTS schon an den Toren zur Bundeliga.

Auch "Forced Perspective" ist naturgemäß noch weit davon entfernt, als perfekt eingestuft zu werden. Aber gerade dieses unbekümmerte "Wir lassen jetzt einfach mal die Kuh fliegen" macht den besonderen Charme des Albums aus und dürfte auch mit ein Grund sein, warum mit 'Speedin' For Your Love' ein Song die Scheibe eröffnet, der bestens geeignet ist, dem Hörer gleich mal die Rübe abzumontieren. Der Song macht seinem Titel nämlich alle Ehre und geht fast schon als reinrassiges Speed-Brett durch, vor allem was das Riffíng und Drumming angeht. Spätestens mit dem einsetzenden Gesang wird deutlich, dass Sängerin Carlee Jackson das Trumpfblatt schlechthin ist, auch wenn man sich erstmal mit den guten, aber sehr unaufgeregten Vocals der Lady arrangieren muss. Toller Aufbau, gekonnt wird in der Mitte auch mal der Fuß vom Gas genommen. Die nachfolgenden 'White Lies' und 'Bad Guy' (mit wiederum speedigen Endpart) sind dann lupenreiner Heavy Metal, eine gelungene Mischung aus US- und europäischen Einflüssen. Und hier kommt die Stimme von Jackson so richtig gut zum Tragen. Ganz ehrlich, ich habe selten eine Sängerin im Bereich Metal gehört, die mich immer wieder an die großartige Stevie Nicks (u.a. FLEETWOOD MAC) erinnert und die ihre Lyrics ähnlich phrasiert wie die ebenfalls tolle Debbie Harry (BLONDIE). Beide denkbar schlechte Referenzen für eine Metal-Sängerin? Lasst euch vom Gegenteil überzeugen. Direkt danach folgt dann mit 'Ruminating' der Übersong dieser Scheibe. Mittachtziger Melodic Metal im Stil von DOKKEN, dazu stimmungsvolle Background-Chöre, die mich tatsächlich an 'Cry Little Sister' vom Lost Boys-Soundtrack denken lassen. Logo, der Song an sich ist eine Ausnahme im Gesamtbild von "Forced Perspective", aber gerade deswegen sticht er so positiv heraus. Klar haben auch early JUDAS PRIEST ihre Spuren im Sound von CROSSED HEARTS hinterlassen, wovon 'Hot Foot' und 'Call Of The Wild' zeugen. 'Free Destiny Rock' nimmt dann nochmal gewaltig Fahrt auf und zitiert tatsächlich in Teilen, ob bewußt oder unbewußt, die speedigeren Songs von LOUDNESS. Mit 'War Rig' und 'Spellbound' haben CROSSED HEARTS dann noch zwei Stampfer ans Ende das Albums gepackt, wie gemacht, um die Fäuste zu recken.

Mit "Forced Perspective" haben CROSSED HEARTS ein sehr gut produziertes Album im Köcher, dass tatsächlich so einige Veröffentlichungen größerer Label die (für meinen Geschmack zu unrecht) allenthalben abgefeiert werden, ganz alt aussehen lässt. Das dürfte auch erklären, warum sich SAVAGE MASTER gerade CROSSED HEARTS als Opener für ihre US-Tour ausgesucht haben. Wer ein Album voller traditioneller Metal-Perlen sucht, der wird bei der Dame und den Herren aus Atlanta fündig. Und wer nicht schon wieder den nächsten gehypten Release einer anderen Truppe eintüten möchte, sondern einem vielversprechenden Newcomer eine Chance geben möchte, der besucht blitzschnell CROSSED HEARTS auf Bandcamp. Von meiner Seite gibt's hier satte neun Punkte.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Speedin' For Your Love
02. White Lies
03. Bad Guy
04. Ruminating
05. Hot Foot
06. Call Of The Wild
07. Free Destiny Rock
08. War Rig
09. Spellbound
Band Website: www.facebook.com/crossedheartsatl/
Medium: CD, LP
Spieldauer: 36:35 Minuten
VÖ: 13.06.2023

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