Virgin Steele - The Passion Of Dionysus

Review von Stormrider vom 14.07.2023 (1084 mal gelesen)
Virgin Steele - The Passion Of Dionysus Puhhhhhhh. Schwierig. Also wirklich schwierig. VIRGIN STEELE haben mit "Invictus" und den zwei "The Marriage Of Heaven & Hell"-Alben nicht unerheblich zu meiner metallischen Sozialisation Ende der 90er beigetragen. Das war episch, kraftvoll, melodisch und doch angenehm hart. Dazu die charismatische Stimme von Mastermind David DeFeis, die einen absoluten Wiedererkennungswert hat und Songs, die sich durch Einfallsreichtum, Dramatik, Melodien und eine wunderbare Dynamik auszeichneten sowie transparent und druckvoll produziert waren. VIRGIN STEELE konnten musikalisch in dieser Zeit vielleicht nicht alles, aber wirklich extrem viel. Danach habe ich sie, warum auch immer, ein wenig aus den Augen verloren. Nun liegt hier, knapp 25 Jahre später, "The Passion Of Dionysus" und ich darf oder besser muss das Album rezensieren. Und es fällt mir wirklich schwer, obwohl ich mich darauf gefreut hatte. Aber von den genannten Attributen haben die zehn zumeist überlangen Songs ziemliche genau NICHTS! Wenn das Promopaket mehr Einzelfotos von David beinhaltet als das Album Songs, nämlich satte dreizehn, die ihn mit blanker Brust (ja, sie mag muskulös sein) und Schwert im verschneiten Wald zeigen, genauso wie oben ohne im Pool (natürlich ebenfalls mit Zweihänder) oder auf einem Klavier knieend (ihr ahnt es bestimmt, natürlich mit Schwert, hier dann sogar gleich derer zwei) und er auf dem Cover dann auch noch ans Kreuz gehängt wird, dann darf man sich schon ein wenig über die Größe seines Egos in 2023 Gedanken machen.

Leider spiegelt "The Passion Of Dionysus" auch genau das wider. Einen Alleingang, der schrecklich uninspiriert daherkommt und wild halbgare Ideen aneinanderreiht. Schon das eröffnende 'The Gethsemane Effect' sind sieben höhepunktlose Minuten, die mich mehr als fragend zurücklassen. Wo ist der Chorus? Wo die Epik? Und wo die Produktion? Das klingt wie ein Demo aus dem Proberaum. Da helfen auch die bösen Wörter Bastard, Motherfucker und Bitch in der Songmitte nichts. Okay, alles halb so wild, denke ich. Ein Song macht ja noch kein Album. Aber leider geht es genau so weiter. Was sollen diese "Wie-gewollt-aber-nicht-gekonnt-Rap"-Einlagen in 'You'll Never See The Sun Again'? Und was genau ist gleich die Songstruktur in 'A Song Of Posession' oder dem Titeltrack? 80 Minuten lang schafft es David DeFeis, seine eigene Legende mit brachialer Gewalt in Einzelteile zu zerlegen. Ähnlich haben das zuvor wohl nur MANOWAR hinbekommen. Muss vielleicht am Genre liegen? Wenn man etwas Positives herausarbeiten will, dann bleibt der Beitrag von Gitarrist Edward Pursino, dessen Licks, Riffs und Soli zumindest ansatzweise ein wenig den alten Glanz versprühen. Aber leider werden sie auch schnell wieder von pappigen Drums und künstlichen Keyboardorchestern in die Ecke gedrängt, beziehungsweise es müssen noch ein paar Keyboards darübergelegt werden, natürlich möglichst präsent im Vordergrund des Gesamtbildes platziert.

Wisst ihr, ich bin nur ein einfacher Metalhead, mit Vorliebe für schnittige Riffs, epische Songs, große Melodien und mitsingbare Refrains, die bestenfalls von einem Sänger intoniert werden, dessen Herzblut an jedem Wort klebt. Das Herzblut spreche ich David nicht einmal ab, denn wenn man ein solches Album veröffentlicht, dann muss man da dran glauben. Vielleicht fehlt mir auch einfach der intellektuelle Zugang, um die künstlerische Brillanz zu erfassen? Für mich sind diese 80 Minuten aber einfach ein uninspiriertes, schlecht produziertes und willenloses Sammelsurium von Ideen, die über eine Story aneinandergereiht werden. Dabei scheint es vollkommen egal, ob eine Idee dem Song dient oder nicht: "Ich habe eine Idee, also baue ich sie irgendwo ein". Manchmal ist weniger eben doch mehr, und nicht selten brauchen nicht direkt zugängliche Alben ein paar Durchläufe, bis sie zünden. Deswegen habe ich mir auch "The Passion Of Dionysus" mehrfach angehört. Und leider muss ich sagen, es wurde nicht besser, sondern die fehlenden Strukturen, der dünne Sound und diese unkreativen Vocals haben von Mal zu Mal mehr genervt. Sorry David, aber das ist nur ein Schatten, wenn überhaupt, von den großartigen Alben, die du in der Vita stehen hast. Ich höre jetzt 'Mind, Body, Spirit' von "Invictus", ein Track, der ebenfalls über sieben Minuten lang ist und alles das hat, was "The Passion Of Dionysus" (leider) nicht hat.

Gesamtwertung: 4.0 Punkte
blood blood blood blood dry dry dry dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. The Gethsemane Effect
02. You'll Never See The Sun Again
03. A Song Of Possession
04. The Ritual Of Descent
05. Spiritual Warfare
06. Black Earth & Blood
07. The Passion Of Dionysus
08. To Bind & Kill A God
09. Unio Mystica
10. I Will Fear No Man For I Am A God
Band Website: www.virgin-steele.com
Medium: CD
Spieldauer: 79:47 Minuten
VÖ: 30.06.2023

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten