Interview mit Vøgtsson von Revel In Flesh

Ein Interview von Eddieson vom 09.12.2014 (11386 mal gelesen)
"Death Kult Legions" heißt das neue Geschoss der Schwaben und ist für mich persönlich ein ganz heißer Anwärter auf das Death Metal Album des Jahres. Wir baten Drummer Vøgtsson noch vor der Veröffentlichung des Albums zum Gespräch. Natürlich drehte sich dabei alles um Death Metal, aber auch das neue Album sollte nicht zu kurz kommen

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Hi Vøgtsson! Wie geht es dir? Die Veröffentlichung von "Death Kult Legions" steht kurz bevor. Nervös?

Vøgtsson: Sei gegrüßt, Jan! Ich kann nicht klagen, danke der Nachfrage. Wie heißt es so schön: Unkraut verdirbt nicht, haha! Nun, eigentlich ist schon jede neue Veröffentlichung etwas Besonderes für uns. Aber in diesem Fall sind wir schon etwas angespannter, da es auch die erste Scheibe bei unserer neuen Platten-Firma CYCLONE EMPIRE ist. Man darf gespannt sein, wie das neue Material ankommt. Ich bin aber sehr optimistisch, dass es mehr als gefallen wird.

Also ich muss sagen mit dem Album ist euch ein Meisterstück gelungen. Allein schon 'Cryptcrawler' ist der absolute Wahnsinn. Seid ihr auch rundherum zufrieden?

Vøgtsson: Danke für die Blumen! Wenn wir zu 100 Prozent zufrieden wären, müssten wir uns ja in Zukunft nie wieder anstrengen. [lacht] Nein, Spaß bei Seite: "Death Kult Legions" ist meiner Meinung nach unser bisheriges Meisterstück und ich glaube da im Namen aller Bandkollegen sprechen zu können, dass wir mehr als zufrieden mit dem Endresultat sind. Es war ein stellenweise sehr aufreibender Schaffensprozess, welcher schon Anfang 2013 begann und letztlich im späten Sommer 2014 endlich abgeschlossen wurde. Haubersson und Maggesson, unsere ständig ratternden Band-Motoren, haben viel Bier & Schweiß in das Songwriting fließen lassen. Auch hat sich zum ersten Mal unser Gitarrist Herrmannsgard mit einem Song auf dem Album verewigt, nämlich mit dem bereits von Dir angesprochenen 'Cryptcrawler'.

Über die Jahre entwickelt sich eine Band. Wie siehst du eure Entwicklung von den Anfangstagen bis jetzt zu „Death Kult Legions“?

Vøgtsson: Nun, bei REVEL IN FLESH ist die Entwicklung mit den vergangenen Alben deutlich zu hören, wie ich finde. Gestartet ursprünglich noch als Studio-Projekt und mit teilweise alten Songfragmenten von Hauberssons alter Band IMMORTAL RITES, war das erste Album „Deathevokation“ noch sehr roh und ungeschliffen und wies auf jeden Fall den Weg, wohin es gehen sollte – unverfälschter DEATH METAL der alten Schule!!! Das zweite Werk "Manifested Darkness" war die logische Fortführung und beinhaltete schon deutlich mehr eigenständige Merkmale. Letztlich wurden diese mehr ausgebaut und präsentieren sich auf dem neuen Album "Death Kult Legions" in voller Pracht. Vor allem haben wir ein wenig mehr den mächtigen "Doom" mit einfließen lassen, was man ganz deutlich bei Stücken wie z.B. 'As Souls Descend' hört. Als Pendant zu den doomigen Sachen haben wir mit 'In The Name Of The Flesh' den vermutlich schnellsten REVEL IN FLESH-Song auf der neuen Scheibe. Alles in Allem ist das neue Werk einfach ein Stück mehr REVEL IN FLESH geworden!

Ihr habt euch voll und ganz dem Old School Death Metal verschrieben. Nicht nur musikalisch, sondern auch das Artwork (das auch bei der neuen Platte wieder hervorragend ist) der Alben und euer Schriftzug ist in dem Stil. Einerseits ist es natürlich ein Segen, aber bedeutet das nicht auch auf der anderen Seite einen Fluch, weil ihr euch ja schon etwas limitiert, oder wie seht ihr das?

Vøgtsson: Ich sehe das absolut nicht als Fluch. Wir haben uns dem Old School Death Metal verschrieben und werden diesen auch in seiner gesamten Form kompromisslos zelebrieren! Es mag zwar ein vielleicht eng gesteckter Korridor sein, worin wir uns bewegen, aber auch darin gibt es Mittel und Möglichkeiten sich zu entwickeln, ohne sich gleich unbedingt ständig zu wiederholen. Für mich gibt’s nichts schlimmeres als Bands, die anfangen zu experimentieren oder sich Genre-übergreifend bedienen. Wenn ich Death Metal hören will, dann ohne Wenn und Aber!

Zu 'In The Name Of Flesh' und 'Graveyard Procession' gibt es auch ein Video. Die Zeiten von Headbangers Ball auf MTV oder Metalla auf Viva sind leider vorbei. Wie wichtig sind also noch Videos für Metalbands, auch grad im extremen Metal?

Vøgtsson: Es sind zwar die Zeiten von MTV/VIVA vorbei, aber im Zeitalter von youtube etc. kann man durchaus auch Leute durch Clips erreichen bzw. auch für die eine oder seine Band begeistern. Außerdem ist so eine Visualisierung eines Songs immer noch ein kleines i-Tüpfelchen zu jeder Veröffentlichung wie ich finde!

"Death Kult Legion" wird auch wieder auf Vinyl veröffentlicht und auch wieder in einer limitierten Version. Seid ihr selbst Sammler?

Vøgtsson: Unser Gitarrist Maggesson ist heutzutage ein CD-Verfechter und hat eine dementsprechende Sammlung zu Hause. Die Herrschaften Herrmannsgard und Gøtzberg haben wegen ihres Alters ein wenig das Nachsehen und den Nachteil noch einiges aufholen zu müssen. Aber sie arbeiten fleißig daran. Bei Haubersson hält es sich die Waage zwischen Vinyl und CD, er ist aber in punkto "Jäger & Sammler" keinen Deut besser. Ich für meinen Teil bevorzuge auf jeden Fall Vinyl! Ich versuche auch meistens bei neuen Veröffentlichungen die limitierte Version abzugreifen. Auch finde ich es immer prickelnder von den alten Bands die Erstpressungen im Schrank stehen zu haben (was mir aufgrund meines Alters doch zum Glück bei der einen oder anderen Band geglückt ist), ich bin aber weit davon entfernt, via ebay oder dergleichen irgendwelche utopischen Preise für Band XY zu zahlen.

Bei euch läuft es größtenteils auf DIY-Basis. Einerseits ist das natürlich gut, um die Kontrolle zu behalten, aber wenn jetzt doch ein namhaftes Label kommt und euch einen weltweiten Vertrag anbietet. Was würdet ihr tun?

Vøgtsson: Wir haben ja bereits mit dem aktuellen Wechsel zu CYCLONE EMPIRE den Schritt zu einem etwas etablierteren Label gewagt und ich denke auch, dass das der richtige Schritt war. Somit glaube ich kaum, dass ein noch tolleres Label für uns in Frage kommt. "Schuster bleib bei deinen Leisten" heißt es ja so schön. Und ich sehe keinen Sinn darin, ein kleines Licht bei den "Nuclear Blasts" dieser Welt sein zu müssen. Dann lieber mehr DIY-Spirit, welchen Haubersson ja schon in der Vergangenheit mit seinem Fanzine "Mystical Music" mehr als bewiesen hat und mit REVEL IN FLESH weiterführt. Man muss auch ganz klar sagen, dass es uns bisher nicht gegönnt war, spezielle Supporter oder ähnliches zu haben, die diversen neuen "Underground-Bands" den Weg ebnen und ordentlich Zucker in den Arsch blasen. Ob nun gerechtfertigt oder nicht, dass sei mal dahin gestellt. Jedenfalls wurde das bisher Erreichte mühsam in Eigenregie erarbeitet. Und ich denke der DIY-Weg ist für uns auch weiterhin ein großes Thema! imgleft

Ihr habt euch 2011 gegründet und bis dato 5 Splits und bald 3 Alben veröffentlicht. Man könnte meinen, die Band ist euer Beruf. Würdet ihr gerne von eurer Band leben wollen?

Vøgtsson: Da sieht man halt mal wieder die fleißigen Schwaben. [lacht] Die Band verschlingt ziemlich viel Zeit, absolut. Und Haubersson steckt da mit vollem Elan und Herzblut drin, um die Band voranzutreiben. Und wir alle ziehen fleißig mit an einem Strang. Natürlich wäre es genial, das Hobby zum Beruf zu machen, aber die Realität sieht heutzutage anders aus. Ich brauch hier Niemandem mehr zu erzählen, dass sich Bands mit CD-Verkäufen keine goldene Nase verdienen. Somit wird der Beruf "Death-Metaller" auch weiterhin Vision bleiben für uns.

Death Metal ist seit einiger Zeit wieder schwer angesagt. Alte schwedische Bands wie z. B. AT THE GATES, MASSACRE, DESULTORY tun sich wieder zusammen, andere Bands wie SKELETAL REMAINS oder MORFIN huldigen dem alten DEATH-Sound, und auch hierzulande mit euch, DESERTED FEAR und vielen mehr ist der Death Metal gut vertreten. Was glaubst du ist so besonders an Death Metal, dass er sich auch nach so vielen Jahren hält?

Vøgtsson: Der Death Metal war eigentlich immer da, musste sich nur über die Jahre einigen Trends beugen; wie Mitte/Ende der Neunziger dem "Black Metal Boom" und in den 2000ern dem aufkommenden "Metal-Was-Weiss-Ich-Core-Dingsbums" Trend. Letztlich ist es über die Jahre ein ständiges Kommen und Gehen der einzelnen Musiksparten. Ob Thrash, Heavy oder eben Death Metal. Alles war schon mal da. Ich persönlich denke, dass die letzten Jahre einfach immer mehr die Schnauze voll hatten, von den ewig gleichen "Plastik-Produktionen" bei Produzent XY, welche im Schnitt vielleicht mit viel Glück noch durch den Sänger zu unterscheiden waren. „Back to the roots“ heißt die Devise und ich finde es faszinierend, dass junge Leute mit vielleicht gerade mal Anfang 20 dem Geist der alten Zeit auf teilweise geniale Weise huldigen. Bands wie CRYPTIC BROOD oder GRAVEYARD GHOUL (um mal spontan ein paar herauszupicken!) zelebrieren Death Metal mit einer Leidenschaft, wie sie zuletzt 89/90 in den Aufbruchsjahren zu spüren war. Dafür haben solche Bands meinen tiefsten Respekt. Auch eben SKELTAL REMAINS und MORFIN gehören für mich in diese Kategorie (ich freue mich auch sehr auf deren Tour im Januar 2015!!!). Man merkt solchen Bands auch an, dass sie in erster Linie auch Fans sind. Was auch für REVEL IN FLESH gilt. Dieses ganze "Reunion-Getue" ist für mich ein zweischneidiges Schwert. Zum einen ist es sicher super, manch alte Helden endlich mal live bestaunen zu können. Aber andererseits sieht man dann oft meist lustlose Darbietungen, in wirr zusammengewürfelter Besetzung (damit man auch irgendwie die Reunion in "Originalbesetzung" rechtfertigen kann) und fragt sich dann nur: braucht man das wirklich? Ich bin da offen und ehrlich und sage, für mich hätte es z.B. kein neues MASSACRE oder AT THE GATES Album gebraucht. Auch steht meist bei solchen Sachen der finanzielle Aspekt viel mehr im Vordergrund, als alles andere. Dann, wie vorher bereits erwähnt, lieber frisches Blut in der Szene, die das Ganze noch mit Leidenschaft zelebrieren. Support the Underground!!!!!!!!

Ich kann mir vorstellen, du kennst auch noch die Zeit, wo man sich das Geld für ein neues Album zusammensparen musste, sich von Kumpels Sachen auf Tape gezogen hat und Vannessa Warwick Sonntagnachts bei Headbangers Ball zugeschaut hat. Durch das Internet ist heute natürlich vieles leichter geworden und einiges ist auch dadurch verloren gegangen. Bist du einer der sagt, dass früher alles besser war oder konntest du dich gut mit der heutigen Zeit anfreunden?

Vøgtsson: Ja ja, die gute alte Zeit...ich kenne sogar noch die Zeit, als man Interviews handschriftlich und auf dem Postweg beantwortet hat, weil man gar keinen Computer zu hause hatte, geschweige dessen eine Email Adresse [lacht] (scheiße bin ich alt!!!) Ich bin bei weitem niemand, der früher alles besser fand. Auch bin ich niemand, der das Internet verflucht. Wobei es mit dem „dauervernetzt“-Sein schon so eine Sache ist. Es ist schön, dass sich junge Bands einem weltweiten Publikum offenbaren können, auf der anderen Seite ist durch die neuen Medien die Szene dermaßen übersättigt, dass es manchmal sehr schwer ist, bei dem leider auch mega vielen Mist auszufiltern. In unserer schnelllebigen Zeit ist auch leider die Musik teilweise zum "Wegwerfprodukt" geworden. Ich persönlich kann es zum Beispiel nicht nachvollziehen, gerade oder vor allem im Metal Bereich, wie jemand sich einen Download besorgt (ob legal oder illegal sei mal außen vor gelassen) und damit zufrieden sein kann. Das heißt eigentlich nur: Er konsumiert nur noch, aber beschäftigt und lebt nicht mehr für oder mit der Musik. Wie Du oben in Deiner Frage bereits erwähnt hast, es ist und bleibt doch etwas Besonderes, sich die neue Platte seiner Lieblingsband zu kaufen, das erste Mal aufzulegen, das Cover zu bestaunen, das Booklet zu studieren und letztlich die Platte in Ruhe von vorne bis hinten immer wieder zu hören. Das macht doch letztlich den leidenschaftlichen Fan aus, oder nicht?! imgright

Was sollte deiner Meinung nach jeder Metalhead mal gemacht haben?

Vøgtsson: Auf jeden Fall NICHT in Wacken gewesen sein! [lacht] Hm…ich bin da mal ganz bescheiden und sage: Er sollte ein REVEL IN FLESH Konzert besucht haben, ein (oder am besten mehrere) Alben von uns gekauft haben und unserem Gitarrist Herrmannsgard eine Watschn gegeben haben und ihm anschließend ein Eis oder Bier ausgegeben haben! Und um es letztlich mit den weisen Worten eines schwedischen Musikers auf den Punkt zu bringen: "just be a fuckin´ retard!"

Welche 3 Death-Metal-Alben sollte deiner Meinung nach jeder Metalhead mal gehört haben?

Vøgtsson: ENTOMBED – Left Hand Path, AUTOPSY – Mental Funeral, REVEL IN FLESH – Death Kult Legions

2014 habt ihr 4 Splits veröffentlicht und 1 Album. Man kann also von einem guten Jahr für euch sprechen. Was kann man 2015 von euch erwarten?

Vøgtsson: 2015 steht in erster Linie die Live-Promotion für das neue Album auf dem Plan.Wir werden versuchen, so viel wie möglich zu spielen und das Album bestmöglichst live zu präsentieren. Außerdem ist "nach dem Album – vor dem neuen Album" und somit werden wir auch wieder anfangen, Material zu sammeln für die nächsten Veröffentlichungen.

Habt ihr Pläne für eine Tour?

Vøgtsson: Es gibt neben einigen Shows 2015 (z. B. am 10.01.2015 in Essen im Turock mit THANATOS & SOULBURN, am 16.05.2015 auf dem Bavarian Battle Festival) auch Pläne für 2 Mini-Touren. Die erste im April um das "Aurich-Schlachtfest" in Bremen mit unseren Freunden von PUTERAEON (Swe) und die zweite im Juni um das Protzen Open Air mit den ebenfalls befreundeten (the real)GRAVEYARD (Esp). Ansonsten begeistert Euch einfach für unsere Facebook-Seite, wo immer aktuell alle Konzerte und Sonstiges zu sehen ist!

So, damit sind wir auch schon am Ende angekommen. Vielen Dank für deine Zeit. Ich wünsche euch für das Album viel Erfolg. Die letzten Worte gehören dir.

Vøgtsson: Ich danke Dir und allen Leuten, die uns unterstützen und die Fahne des echten Death Metal immer noch hoch halten! Checkt unser neues Album "Death Kult Legions" aus, welches am 05.12.2014 via Cyclone Empire erscheint! Hail the Deathkult...und immer dran denken: ONLY DEATH IS REAL!!! Cheeerz!

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