Interview mit Mickael Andre von Eryn Non Dae.

Ein Interview von Opa Steve vom 24.07.2009 (5090 mal gelesen)
Die Newcomer aus Frankreich überforderten mit ihrem erdrückenden Depri-Mathcore einen Großteil der hiesigen Metal-Presse (mich eingeschlossen) - erst Recht ein Grund, die Jungs mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Hallo Jungs! "Hydra Lernaia" ist ein ziemlich schwieriges Stück Musik geworden. Ich würde es "NEUROSIS goes Mathcore" nennen - könnt ihr euch damit anfreunden?

Mickael Andre: Warum nicht! Ich finde auch, dass unsere Stimmungen Bands wie NEUROSIS sehr nah kommen. Aber wir lieben auch wirklich die Metal-Härte, also ist es ein guter Weg, uns zu beschreiben!

Was sind denn innerhalb der Band eure persönlichen Einflüsse?

Mickael Andre: Das ist ziemlich unterschiedlich, und sicherlich beeinflusst es uns und unsere Art, Songs zu schreiben. Aber es ist nicht leicht, jetzt einen speziellen Einfluss hinter einem Gitarrenriff oder Drumpart zu benennen. Jeder könnte da alle möglichen Verbindungen drin sehen, aber uns geht es mehr um Stimmungen. Um mal ein paar Namen zu nennen, wären METALLICA und MACHINE HEAD bei unserem Gitarristen nicht falsch, und andere würden natürlich von NEUROSIS sprechen, aber es ist nicht so einfach.

Eure Songs haben einige fantastische hypnotische und harmonische Parts - das aber leider sehr selten. Habt ihr nicht Angst, eure Hörer mit diesem Break-lastigen Material zu überfordern?

Mickael Andre: Ein bisschen passen wir da schon auf, und wir wissen, dass diese Musik ziemlich hohe Anforderungen stellt, ja. Aber wir wollten, dass das Album so klingt - sehr intensiv und bedrückend. Natürlich sind die melodischen Parts wichtig, und wir denken eher darüber nach, was wir mit einem Song ausdrücken wollen - nicht was jemand darüber denken könnte. Es klingt verrückt, aber manche Scheibe klingt für mich auch sehr anstrengend, aber dennoch möchte ich sie in den Player werfen, denn es ist eine Erfahrung - keine Unterhaltung. Ich sage nicht dass "Hydra Lernaia" für den Hörer schmerzhaft ist, aber manchmal kann es sehr angenehm sein, Musik wirklich zu erfahren, als einfach nur zu hören. Ob man sich anschließend besser fühlt, weiß ich nicht, aber das ist sehr individuell.

Erzählt doch mal, wie ihr eure ersten Songideen bis zu den fertigen Versionen ausarbeitet. Wie ist euer Songwriting-Ablauf, wie probt ihr, und wann bringt ihr Musik und Text zusammen?

Mickael Andre: Meistens brauchen wir eine Basis, einige Gitarrenriffs und Vorstellungen über Stimmung und Dynamik. Bei "Hydra Lernaia" wurden diese Parts von jedem allein ausgearbeitet, und die Ideen dann zur Probe mitgebracht. Die größte Arbeit ist, daraus einen Song zu arrangieren. Das kann auch mal Monate dauern, bis wir zufrieden sind. Andere Titel wie 'Through Dark Skies' oder 'The Blistering Hate' entstanden aber auch relativ schnell während der Proben. Was Texte betrifft denken wir beim Songwriting viel an die Stimme, und manchmal muss Mathieu zu einem Part auch mal recht früh ein paar Demos beisteuern, damit wir weiterkommen.

Ihr habt euren Namen von END nach ERYN NON DAE geändert. Hat dieser Name eine Bedeutung, oder passt er einfach so gut zu "E.N.D."?

Mickael Andre: Wir hängen sehr an diesem Namen und deswegen haben wir die Anfangsbuchstaben auch so gelassen. Anstatt fertige Worte mit doller Bedeutung zu suchen, haben wir uns einfach nach dem Klang orientiert. Später haben wir gemerkt, dass sie wie eine alte Elfensprache klingen und vielleicht sogar eine Bedeutung haben? Eine verrückte Sache, als wären diese Worte um uns herumgewandert und haben darauf gewartet, gefangen zu werden.

Wie muss ich mir euer Live-Publikum vorstellen? Gibt es Mosher, Headbanger, Intellektuelle....?

Mickael Andre: Bis jetzt stehen wir meistens vor einem aufmerksamen Publikum, welches versucht zu verstehen, was da auf der Bühne abgeht. Wir wissen natürlich, welche Songs zu einem Pit führen, und welche nicht. Es war aber schon schwierig, diese Songs zu spielen, ohne dass das Publikum vorher eine Chance gehabt hätte, sie sich mal anzuhören. Jetzt wo das Album raus ist, wird sich das hoffentlich ändern.

Wie unterscheiden sich eure Live-Versionen von den Studio-Titeln? Noch brutaler, oder schreibt ihr einige Parts für die Bühne um?

Mickael Andre: Was wir selbst auf Video bemerken ist, dass unsere Musik auf der Bühne noch brutaler rüberkommt. Wenn wir Zeit haben, versuchen wir auch, ein paar Übergänge zu schaffen oder ein paar Parts umzuarrangieren. Man muss ja etwas mehr bieten, als einfach nur zu spielen. Aber wir gewinnen nochmal an Intensität, denke ich.

Vielen Dank für deine Zeit. Die letzten Worte gehören dir!

Mickael Andre: Danke für dein Interesse!! Und hoffentlich sehen wir uns bald auf ein Franziskaner!!

Oh, Franzosen, die sich am Weizenbier laben? Höchste Zeit für einen Asylantrag!

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