Backyard Babies - Four By Four | |
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Review von Stormrider vom 11.09.2015 (8228 mal gelesen) | |
Gar nicht so einfach. Schwierig. Das waren die Gedanken, als ich versucht habe, einen Einstieg in dieses Review zu finden. Und ziemlich genau so stellt sich auch die Bewertung des neuesten Drehers der BACKYARD BABIES dar. Ich denke, niemand der sich in der skandinavischen Schweine- und Rotzrockszene heimisch fühlt, kann die Relevanz der BABIES und ihrer Klassiker bestreiten. Und an diesen wird die Band Zeit ihres Bestehens gemessen werden. Nun sind die Herren aber eben keine draufgängerischen, angriffslustigen Mittzwanziger mehr, sondern gesettelte Mittvierziger-Familienväter. Und so ist auch "Four By Four" eben kein neues "Total 13" oder "Stockholm Syndrom". Schlecht ist das Album deswegen nicht, nur muss man die eigene Erwartungshaltung etwas anpassen. Während der Aufgalopp mit 'Th1irt3en Or Nothing', cooler Einsatz der Cowbell übrigens, noch ziemlich ruppig ausfällt und die prägende Refrainzeile gewollt rotzig und nölig durch die Lippen gepresst wird, fehlt mir der Glaube, dass 'I'm On My Way To Save Your Rock 'n' Roll' das gegebene Versprechen halten kann. Eigentlich nicht schlecht der Song, hat Drive und geht ins Ohr, nur eben nicht so gut, dass er den Rock 'n' Roll retten würde. Nach dem ebenfalls guten 'White Line District' kommt dann mit 'Bloody Tears' die bessere der zwei Balladen zum Zuge. 'Mirrors (Shall Be Broken)', der zweite Schmachtfetzen, hingegen ist ein ziemlich dröger Song. Zum Glück gibt es mit 'Never Finish Anything' und 'Wasted Years' noch zwei anständig treibene Kick-Ass-Rocker, sodass man diesen Ausfall ganz gut verschmerzen kann. Eine echte Überraschung haben sich die Vier dann für den Abschluss aufgehoben. 'Walls' zeigt Facetten, die man eher den Solowerken von Dregen oder Nicke Borg zugeordnet hätte. Insbesondere das langgezogene, epische und sehr düstere Outro des Siebenminüters hätte man eher vom Schinkengott Glenn D. erwartet. Irgendwie beschleicht mich hierbei dennoch das Gefühl, dass in den letzten beiden Minuten noch etwas Spielzeit geschunden wird. Da "Four By Four" mit gerade einmal neun Songs in 35 Minuten auch nicht zwingend ein Abendfüller ist, fällt sowas dann doppelt ins Gewicht. Alles in allem haben die BACKYARD BABIES nicht mehr den Rotz, der ihre Frühwerke ausgezeichnet hat, aber kann, oder besser, sollte man das mehr als fünfzehn Jahre später erwarten? Wohl kaum. Menschen entwickeln sich, Bands entwickeln sich und selbst RUNNING WILD haben im Laufe Ihrer Karriere verschiedene Stadien durchgemacht und entgegen der landläufigen Meinung nicht immer das gleiche Album veröffentlicht. Wer also einen Rotzrock-Klassiker erwartet, der wird "Four By Four" nach kurzem hören ins Regal schieben und "Total 13" auf Drehung schicken. Wer aber akzeptiert, dass die BACKYARD BABIES erwachsener geworden und weniger Rotz und mehr Rock sind und auch mit einer Produktion zurechtkommt, die eben genau das widerspiegelt, also nur noch wenige Kanten hat, der kann auch 2015 mit den Schweden eine gute, wenn auch kurze, Zeit haben. Denn schlecht ist "Four By Four" nicht, anders als das, was man mit dem Namen BACKYARD BABIES verbindet, schon. Wer vor dem Kauf reinhören möchte, sollte sich an das Eröffnungstrio halten. Gesamtwertung: 7.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Th1irt3en Or Nothing 02. I'm On My Way To Save Your Rock 'N Roll 03. White Line District 04. Bloody Tears 05. Piracy 06. Never Finish Anything 07. Mirrors (Shall Be Broken) 08. Wasted Years 09. Walls | Band Website: www.backyardbabies.com Medium: CD Spieldauer: 35:44 Minuten VÖ: 28.08.2015 |
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