Exhorder - Defectum Omnium

Review von Damage Case vom 06.03.2024 (7453 mal gelesen)
Exhorder - Defectum Omnium Wer heute noch dem Sound der beiden Über-Alben "Slaughter In The Vatican" und "The Law" hinterhertrauert, dem ist anno 2024 nicht mehr zu helfen. Welche Bands klingen denn heute noch nach 1992? Der einzige Fehler, den EXHORDER begangen haben, war, dass zwischen dem zweiten und dritten Album 27 Jahre Pause lagen und man deshalb keine organische Entwicklung des Bandsounds miterleben konnte. Nichtsdestotrotz ist das 2019er Comeback "Mourn The Southern Skies" immer noch ein totaler Abriss und unbestritten eines der besten, zwingendsten und räudigsten Thrash-Alben der letzten zehn Jahre. Mit dem Ausstieg von Gitarrist (und neben Bassist Jason Viebrooks wichtigstem Hauptsongwriter) Vinnie LaBella schien 2020 für viele Fans die Messe gelesen zu sein. Und die beiden punkigen und auf den ersten Eindruck etwas uninspiriert wirkenden Vorab-Singles 'Forever And Beyond Despair' und 'Year Of The Goat' ließen das Schlimmste erahnen. Doch weit gefehlt: Erstens sind die beiden Songs im Albumkontext richtige Grower, und zweitens gibt es in der knappen Stunde Spielzeit immer noch ausreichend Südstaaten-Thrash, der sich mal mehr, mal weniger sludgig durch die Gehörgänge fräst. Finsteren Stampfern der Sorte 'The Tale Of Unsound Minds', 'Taken By Flames' oder 'Your Six' stehen Abrissbirnen wie die beiden vorgenannten Punker oder 'Divide And Conquer' und 'Sedition' und 'Desensitized' gegenüber - das Tempo wird in beinahe allen Songs mal gerne verschleppt oder angezogen, damit erst gar keine Langeweile aufkommt. Über allem thront die rasierklingenscharfe Stimme von Frontbestie Kyle Thomas. Und ein Pat O'Brien (Ex-NEVERMORE, Ex-CANNIBAL CORPSE), der erst kurz vor Beginn der Albumaufnahmen in die Band eingestiegen ist, schadet nun auch an keinem Gitarrenverstärker. Travis Smith und Jens Bogren haben erneut dafür gesorgt, dass Optik und Sound auf höchstem Niveau passen. Well done!

Fazit: "Defectum Omnium" braucht ein paar Durchläufe mehr als sein Vorgänger und ist tatsächlich einen Tick weniger zwingend. Was fehlt, ist ein nackenbrechender Über-Hit wie zum Beispiel 'Asunder' auf dem letzten Album. Aber immer noch viel zu gut, um von der Thrash-Gemeinde nicht freudenstrahlend empfangen zu werden.

Anspieltipps: Der Opener 'Wrath Of Prophecies' schraubt allen Kritikern die Köpfe vom Hals und spielt damit Football. 'Taken By Flames' ist so finster, dass beim Hören immer das Licht an bleiben muss. Der quasi über mehrere Songs verteilte Titelsong ist 14 Minuten Thrash-Prog, oder Prog-Thrash. Wie man's halt sieht.


Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Wrath Of Prophecies
02. Under The Gaslight
03. Forever And Beyond Despair
04. The Tale Of Unsound Minds
05. Divide And Conquer
06. Year Of The Goat
07. Taken By Flames
08. Defectum Omnium - Stolen Hope
09. Three Stages Of Truth - Lacing The Well
10. Sedition
11. Desensitized
12. Your Six
Band Website: www.exhorder.com
Medium: CD, DoLP
Spieldauer: 54:17 Minuten
VÖ: 08.03.2024

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