Nephila - Nephila

Review von baarikärpänen vom 26.07.2021 (5143 mal gelesen)
Nephila - Nephila Ab und zu lohnt sich der Blick über den Tellerrand. Will in diesem Falle heißen, dass es nicht schadet, sich näher einer Band zu widmen, die eigentlich so gar nicht in den B4M-Kosmos passen mag. Da ich aber durchaus ein Faible für Early Progressive Rock oder Krautrock habe, also sehr gut mit JEFFERSON AIRPLANE oder zum Beispiel KRAVINKEL kann, weiß ich sehr zu schätzen, was das schwedische Kollektiv NEPHILA auf seinem Debut bietet. Das Konzept aus Theater und Musik passt bestimmt nicht auf's Roadburn, würde sich aber blendend auf dem Freak Valley- oder Burg Herzberg Festival machen. Vor allem der Verweis auf letztere Veranstaltung sollte deutlich machen, dass die BLUES PILLS im Vergleich zu NEPHILA lupenreiner Metal sind.

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Beim Blick auf's Bild fällt sofort auf, dass NEPHILA mit zwei Sängerinnen agieren, die, wie auch andere der Musiker, bei den schwedischen Hippies CHILDREN OF THE SÜN aktiv sind (deren Album "Flowers" ist für Interessierte eine klare Empfehlung). Die Masken, die die Band abgesehen von den Sängerinnen trägt, ist übigens Teil des mystischen Konzepts, welches NEPHILA verfolgen. Aber ein mystisches Konzept alleine steht nun mal nicht automatisch für gute Musik. Genau die liefern NEPHILA aber, was immerhin dazu geführt hat, dass die Band 2019 den schwedischen Wettbewerb LiveKarusellen gewonnen hat. Aber Band, Schweden, zwei Sängerinnen, da war doch noch was. Richtig, da kann man gleich mal an ABBA denken. Bei den Megastars aus ihrer Heimat haben sich NEPHILA (zum Glück) nicht musikalisch bedient, aber ganz sicher, was das Gespür für tolle Harmonien ahngeht.

'White Bones' eröffnet dieses Debut und NEPHILA haben ihren straightesten und rockigsten Song gleich mal bestens positioniert. Vor allem gesanglich erinnert das gewaltig an Grace Slick (JEFFERSON AIRPLANE), auch wenn die Sängerin wesentlich ätherischer klingt. Beide Sängerinnen übrigens wissen mit ihren Stimmen voll zu überzeugen. Der Anfang des nachfolgenden 'Who Are You' klingt verdächtig nach 'Tin Soldier' (SMALL FACES), entwickelt sich aber schon nach kurzer Zeit zum Hybrid aus eingängigem Rock und Psychedelia und bietet tollen doppelstimmigen Harmoniegesang. 'Mushroom Creatures' macht seinem Titel dann alle Ehre und ist ein (wenn auch ruhiger) Trip, ausgelöst durch bewusstseinserweiternde Gewächse. Auch hier wieder der klare Bezug zu JEFFERSON AIRPLANE. Spannend wird es dagegen mit 'Belladonna'. Hier lösen sich, zumindest für meinen Geschmack, NEPHILA aus ihrer Komfortzone und haben einen Song gezaubert, der mich mehr als einmal an die großartige TORI AMOS erinnert (schaut euch einfach die Piano-Version auf Youtube an). 'Guidance To Agony' und 'Clavata' sind dann wieder Songs, die, wenn auf den richtigen Festivals gespielt, für einige Bewegung vor der Bühne sorgen sollten. Wobei 'Guidance To Agony' mit seinen psychdelischen Wendungen und ruhigen Parts eher zum dahinschweben animiert, während 'Clavata' mit seiner straighten Ausrichtung einiges an Staub aufwirbeln dürfte. Den Schlusspunkt unter dieses schöne Album setzt 'Alla Galaxers Centrum', wie der Titel verrät mit schwedischen Lyrics versehen. Diese fast zehnminütige Achterbahn bündelt noch mal alles, wofür NEPHILA stehen. Ein ruhiger bluesiger Beginn, Steigerungen, wieder zurück ins total Relaxte, um am Ende noch mal das psychedelische Räucherstäbchen heftigst zu schwingen, inklusive wirklich sehr gelungener Soli der Gitarristen und wirklich toller Leistung beider Sängerinnen.

Wer einen sogenannten "sweet tooth" für diese Art von Musik hat, die sich deutlich von vielen anderen Veröffentlichungen aus dem Classic Rock-Sektor abhebt, der bekommt mit NEPHILA eine wirklich starke Band und mit dem selbstbetitelten Debut eine Scheibe, bei der angefangen beim stimmigen Cover bis zur Musik wirklich alles passt. Klar sein sollte, dass NEPHILA nicht unbedingt zu unserer Zielgruppe gehören und es die vergebenen acht Punkte für das gibt, was hier zu hören ist, völlig losgelöst vom üblichen B4M-Spektrum. Aber wie gesagt, ein Blick über den Tellerrand hat noch nie geschadet und oft gibt es Spannendes zu entdecken.



Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. White Bones
02. Who Are You
03. Mushroom Creatures
04. Belladonna
05. Guidance To Agony
06. Clavata
07. Alla Galaxers Centrum
Band Website: www.facebook.com/swenephila
Medium: CD, LP, Digital
Spieldauer: 35:56 Minuten
VÖ: 04.06.2021

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