Interview mit Bernie von Godslave

Ein Interview von Eddieson vom 10.10.2013 (14677 mal gelesen)
GODSLAVE haben grad mit "In Hell" ihr drittes Alben veröffentlicht. Ein Stinkefinger, der der Welt hier vorgehalten wird. Gitarrist Bernie nahm sich etwas Zeit, um Fragen über das Album, die deutsche Metalszene und die Zukunft von GODSLAVE erfrischend offen und ehrlich zu beantworten.

Hi! Jan von Bleeding4metal hier. Wie geht es dir?

Bernie: Hi Jan! Mir geht’s gut, wie immer im Stress, aber so gehört sich das.

"In Hell" ist jetzt seit einiger Zeit raus. Wie stehst du zu dem Album?

Bernie: Ich denke, genauso wie ich nach dem Mix dazu stand und ich auch in ein paar Jahren noch dazu stehen werde: ich bin zu 100% zufrieden. Wir haben es geschafft, dass das Album genau so klingt, wie wir es wollten, die Songs überzeugen mich nach wie vor und ich höre mir das Teil immer wieder gerne an! Ich finde, jeder, der eine solche Frage anders beantworten würde, der hat definitiv was falsch gemacht! Wir haben unfassbar viel Arbeit investiert, um das Endergebnis zu erreichen und entsprechend stolz sind wir jetzt auch darauf!

Erklär doch mal denjenigen, die Reviews ignorieren und euch vielleicht noch nicht kennen, warum man "In Hell" unbedingt kaufen sollte.

Bernie: "In Hell" ist echt, ehrlich und direkt! Zugegeben, es gibt mehrere Alben, die das von sich behaupten können, aber die haben kein so hübsches Cover, haha. Nein, im Ernst, uns ist ein sehr leidenschaftliches Album gelungen, das es einfach wert ist, gehört zu werden und wir freuen uns über jeden, der sich das Album reinzieht. Wir versprechen nichts, was wir nicht halten können: "In Hell" ist 100% GODSLAVE und 100% FUCK YOU! CD in den Player und der Welt 46 Minuten lang den Stinkefinger zeigen!

Auf dem neuen Album versprüht ihr eine ordentliche "Fuck You!"-Attitüde. Außerdem klingen eure Songs sehr vom Punk beeinflusst. Hört ihr privat auch viel Punk Rock oder woher werden eure Songs beeinflusst?

Bernie: Das hören wir in letzter Zeit recht oft, ich kann dir aber ehrlich sagen, dass das von uns in keinster Weise geplant war, hehe. Wir hören ab und an schon gerne mal punkiges Zeug, aber dann eher in die Richtung THE OFFSPRING anstatt THE EXPLOITED. Ich denke, der Punk-Einfluss kommt eher von unserer Einstellung her, die wir damit wohl besser ausdrücken können. Fick dich Welt und lass uns in Ruhe! Wenn die Musik an ist, wollen wir nix von dir wissen. Dann sind wir in unserer "Green Zone" und du kannst uns mal! Unterbewusst hat sich das wohl durch einen gewissen Punk-Flair bei uns manifestiert. So was erkennt man dann erst, wenn man darauf hingewiesen wird, das ist Kunst.

Was steht jetzt an? Das Album ist raus, viel Arbeit ist getan. Verspürt man da eine Art Leere oder bleibt da keine Zeit für?

Bernie: Insbesondere ich als Strippenzieher habe schon ein wenig aufgeatmet, als die Kuh vom Eis war. Aber nach dem Album ist vor dem Album und es geht immer weiter, ohne große Pause. Diese Leere, die du ansprichst, ist sehr angenehm, wenn man sie zu nutzen weiß und sich einfach mal ein bisschen entspannt. Aber wie gesagt: kommt eigentlich so gut wie gar nicht vor, wir haben schon das komplette Jahr 2014 durchgeplant, haha.

Lass uns mal kurz über die deutsche Metalszene sprechen. Bist du zufrieden mit der Metalszene hier oder gibt es da was, was du unbedingt ändern würdest, wenn du könntest?

Bernie: Als kleinere Band kann man eigentlich nicht zufrieden sein. Es kommen immer weniger Leute zu kleineren Konzerten und schauen sich neue Bands an, wohingegen die großen Fische immer mehr Zulauf haben. Das ist scheiße. Wie sich die Veranstaltungspolitik hin zum "Pay to play" entwickelt hat, lässt es mir kotzübel werden und ich will gar nicht erst anfangen mit dem Thema, dass Qualität heute ÜBERHAUPT KEINE Rolle mehr spielt. Es sind andere Dinge, die zählen: irgendein bescheuertes Image, das nur schockieren soll (wobei ich nichts gegen Unterhaltung a la POWERWOLF habe!!) und vor allem eins: GELD GELD GELD! Auf Touren kaufen und die Band damit ruinieren, Fans einkaufen und was weiß ich nicht alles. Die Szene befindet sich meiner Meinung nach in einer Abwärtsspirale, bei der es kein Stop mehr gibt. Von Wacken und der völligen Verwässerung durch Event-Idioten will ich auch erst gar nicht anfangen. Was ich ändern würde: NIX! Denn das sind nun mal Entwicklungen und die kann man nicht beeinflussen. Die bahnen sich ihren Weg und etwas daran ändern bringt nichts, denn es läuft eh wie es läuft. Eine Sache würde ich aber gerne tun: jeder Band, die ihre Fans mit einem Voting nach dem anderen nervt, 'ne Ohrfeige verpassen. Und jeder Band, die für einen Gig bezahlt (unabhängig von Touren, das war schon immer so) und damit den Veranstaltern nur noch mehr die Bestätigung gibt, dass das 'ne tolle Idee ist, einen dicken Schmatzer geben...mit einem Stuhl...ins Gesicht!

Werden kleinere Bands genug unterstützt oder gibt es da Dinge, die auch unbedingt geändert werden müssten?

Bernie: Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wo kleine Bands überhaupt unterstützt werden. Leider. So was wie die Wacken Foundation ist absolut großartig, davon sollte es mehr geben. Aber gibt es nicht. Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass man dann stolz drauf sein kann, was man erreicht hat. Denn in den meisten Fällen ist das durch harte Arbeit entstanden. Nicht immer, aber das muss dann jede Band für sich selbst wissen. Ich fände es am allerwichtigsten, dass Leute wieder auf Konzerte kleinerer, unbekannterer Bands gehen! Das ist das A und O und wenn das weiter immer weniger wird, dann wird alles zusammen brechen. Womit ich allerdings sehr zufrieden bin, das sind unsere Fans! Wir versuchen, immer einen sehr engen Kontakt aufrecht zu erhalten und da sieht man, dass es immer noch gute Leute gibt, die bereit sind eine Band zu supporten, die ihnen gefällt! Ja, ich sage es: wir haben die besten Fans der Welt.

Welches ist deine Lieblings-Location in der du auf Konzerte gehst oder selbst gerne spielst?

Bernie: Am liebsten spielen wir in unserer Stamm-Location, dem kleinen Klub in Saarbrücken. Dort ist unsere Fan Base und dort haben wir bisher alle unsere Release Shows gespielt. Die Location ist super und wir sind immer sehr gerne dort. Sehr gut gefallen hat es uns auf dem diesjährigen Dong Open Air, das war ein geniales Wochenende auf einem genialen Festival! Selbst gehe ich am liebsten auf solche kleinen, familiären Festivals ohne Event-Publikum und in die Garage Saarbrücken.

Was bedeutet Thrash Metal für dich?

Bernie: Thrash Metal ist der ultimative Stinkefinger an alles, was einem auf den Sack geht! Ein lautes, heftiges "100% FUCK YOU!" an die Welt! Genau unsere Botschaft.

Was wird es auf einer GODSLAVE-Show NIE geben? Gibt es da irgendwas, was auf der Bühne absolut gar nicht geht?

Bernie: Pink! Haha. Nein, keine Ahnung, darüber hab ich mir noch nie Gedanken gemacht, weil wir da grundsätzlich sehr offen sind! Was es bei uns aber ziemlich sicher nicht geben wird, sind politische Botschaften von der Bühne aus. Das hat in der Musik meiner Meinung nach nichts verloren (ich weiß, ist ein äußerst diskussionswürdiges Thema). Natürlich schreiben wir auch Texte, die auf gewisse politische Themen abzielen, aber eine Live Show soll den Zuschauer aus der abgefuckten Real-Welt heraus reißen und ihm einfach eine schöne Zeit bescheren! Deshalb gehen wir das alles auch mit Humor an. Wir wollen unterhalten!

Wenn du jetzt die Möglichkeit bekommen würdest, dir eine nationale oder auch internationale All-Star-Thrash Metal Band zusammenzustellen, wer wäre dabei? Und warum?

Bernie: Solche Allstar-Bands gehen oft in die Hose, weil die Band halt keine Band ist, sondern ein zusammengestückelter Haufen. Deshalb würde ich eher davon absehen. Wenn ich aber MÜSSTE, dann würde ich ganz klar Jeff Waters an die Rhythmus-Gitarre setzen, weil er der beste der Welt und mein Idol ist. An der Leadgitarre: Jeff Waters, weil er... und so weiter. Ein Chris Broderick könnte ihn gerne ab und an ablösen. Am Bass müsste es wohl Steve DiGiorgio sein, weil niemand so einen einzigartigen Bass-Sound hat und so krass spielt. Allerdings würde er gegen Cliff Burton den Kürzeren ziehen, wenn er noch leben würde. Drummer, nun, fast unmöglich zu beantworten, aber mit Paul Bostaph kann man zumindest mal nix falsch machen. Sänger im Thrash Metal. Ganz schwierig. Das müsste schon eine Mischung aus John Kevill für die harten Sachen, Chuck Billy und Zetro sein. Denke, da käme bestimmt was Vernünftiges bei raus! Ach ja und den Keyboarder von... NIEMANDEM!!

Einige etablierte Thrash Metal Bands entfernen sich ja mehr und mehr vom reinen Thrash, nehmen wir mal als Beispiel METALLICA und KREATOR. Was hältst du von solchen Entwicklungen?

Bernie: Find ich völlig ok. Ist ihr gutes Recht und gerade bei solchen Mammut-Bands finde ich es grundsätzlich besser, wenn sie sich entwickeln. Dummerweise geht das bei METALLICA seit 20 Jahren in die Hose, bei KREATOR klappt's aber mittlerweile gut! Du kannst nicht Jahrzehnte lang immer das Gleiche machen ohne Qualitätsverlust. Das haben ja nicht mal SLAYER gepackt. Als Künstler (und auch wenn man sich das nicht eingestehen will, aber einen Song zu schreiben ist Kunst!) muss man offen sein, wenn es auch nur dazu dient, irgendwann nochmal auf den richtigen Weg zu finden (KREATOR). Die Fans haben dann absolut das Recht, die entsprechenden Platten zum Kotzen zu finden, aber das ist nun mal der Lauf der Dinge. Daran gibt's nix auszusetzen. Es gibt immer genug Futter für Thrasher! Schau dir HAVOK an. Da kommen die alten nicht mit, hehe.

Hättest du Lust, von GODSLAVE leben zu können, ständig auf Tour zu sein und das Rockstar-Leben voll auszuleben oder ist dir das alles zu unsicher und mit einem geregelten Job im Rücken ist alles gut?

Bernie: Meine Antwort: es ist toll, von der Musik leben zu können, aber es ist grausam, davon leben zu müssen! Natürlich wäre es toll, wenn wir viel Geld verdienen würden und ein schönes Leben hätten, in dem wir immer auf Tour wären und uns um nix anderes als die Musik kümmern könnten. Ja, wär ich dabei! Allerdings bin ich realistisch genug, um nicht mehr davon zu träumen, wird nämlich nicht passieren! Ich habe für mich selbst erkannt, dass mir eine gewisse Sicherheit im Leben mehr wert ist, als auf Biegen und Brechen diesem Traum nachzueifern, den ich realistisch gesehen eh niemals erreichen kann. Wer schlau ist, erkennt irgendwann, was möglich ist und was nicht und ändert seine Träume einfach! Das klingt nach Frustration, isses aber nicht. Viele Menschen jagen Dingen hinterher, die niemals zu erreichen waren, wo macht das denn Sinn und wie soll so was dann glücklich machen? Jeder muss seinen eigenen Weg finden, das was ihn auf lange Sicht glücklich macht! Erschreckend wenige Menschen denken darüber nach.

Wie sieht die Zukunft der Band aus? Habt ihr noch einige Pläne? Eine Tour?

Bernie: Wir sind gerade jetzt sogar auf Tour! "WANTED – Thrashed and Alive, spiel mir das Lied vom Thrash" nennt sich das Ganze und führt uns mit unseren Freunden ERADICATOR durch Deutschland. Schaut euch die Dates an und kommt vorbei!! GODSLAVE-FacebookAnsonsten sieht die Zukunft der Band so aus, dass es immer eine geben wird und wir euch allen noch viele Jahre mächtig auf den Sack gehen werden, haha. Uns werdet ihr so schnell nicht mehr los.

So, das war es auch schon. An dieser Stelle überlassen wir der Band immer die letzten Worte. Ich danke dir schon mal für deine Zeit und nun lass alles raus, was du schon immer rauslassen wolltest.

Bernie: Vielen Dank für das sehr interessante Interview! Abschließen möchte ich mit den Worten eines unbekannten Philosophen, der einen Ausspruch kreierte, der in vielen Situationen vorzüglich anzuwenden ist: wenn euch was aufn Sack geht: "100% FUCK YOU!"

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