Canterra - First Escape

Review von Zephir vom 20.02.2016 (7147 mal gelesen)
Canterra - First Escape Nachtschattengewächsen der eingefleischten Gothic-Szene und WGT-Besuchern dürften sie nicht unbekannt sein: CANTERRA, zum Leben erweckt 2010 unter dem Namen AVATAR. Dass die damals veröffentlichte Demo-EP "Echoes Of Fear" noch ganz in der Optik einer einfachen Jahrmarkt-Geisterbahn stand, tat weder der Musik noch der Karriere des Duos Harry und Korinna Abbruch: Man machte sich einen Namen auf den lokalen Bühnen, spielte live auf dem WGT auf und stand mit Größen wie LORD OF THE LOST und gar DORNENREICH on stage. Als sich zum Ende 2014 immer deutlicher abzeichnete, dass die Zeit für ein Debütalbum gereift war, erhielten CANTERRA finanzielle Unterstützung durch die Wacken Foundation; prdoduktionstechnisches Know-how lieferten Andy Schmidt (DISILLUSION) und Rico Schwibs (LETZTE INSTANZ).

Wer bis dato an billige Gothic-Effekthascherei denkt, liegt völlig falsch. "First Escape", so der Name des Erstlings, ist ein vollwertiges Female Fronted Metal Opus, das mit seinen Heavy-Metal-Riffs und zwischenzeitlichen Blasts deutlich Züge der alten NIGHTWISH (ohne orchestrale Untermalung) oder auch ELIS trägt. CANTERRA wissen in ihre Metal-Arrangements gekonnt romantische Bridges einzuflechten, wofür der Titel 'Come With Me' als Beispiel dienen kann: Schon seit Langem habe ich aus der Sparte nicht mehr derart bodenständiges Riffing und feminine Romantik gleichzeitig zu hören bekommen. Vielleicht finden sich in der sphärischen Melodieführung Anleihen von LEAVE'S EYES (so auch in 'My Agony'), aber Korinnas Gesang ist voller, plastischer, dabei auch sensibler. Feine folkloristische Einstreuungen, die jahrelang etwa für manche finnischen Kollegen der Sparte charakteristisch waren, zeigen sich in 'The Hunt' überraschend mit spanischer Gitarre, deren Puls den Track über beibehalten wird.

Und CANTERRA können auch akustisch-balladesk: 'My Heart', vor dessen Titel man erst einmal fliehen möchte, ist mit Akustikgitarre, etwas später einsetzendem Metal-Riff-Groll und durchgängigem Compound-Rhythmus eine berührende Gothic-Metal-Ballade, die wahrlich auch dem härtesten Bartträger ans Herz gehen muss. In eine andere, aber für manche vielleicht noch tränenrührigere Kerbe schlägt der letzte Track, 'Einziger Erbe', eine tieftraurige Abschiedsballade in deutscher Sprache.

Fazit: Für Uneingeweihte ist CANTERRA eine positive Überraschung, die gehörig einschlägt und einen das verquere Bild der zahlreichen den Markt belagernden Female-Fronted-Möchtegerns gründlich überdenken lässt. Hat man den Stil richtig intus, erstaunt es vielleicht, dass sie demnächst mit LACRIMOSA auf Tour gehen. Doch was musikalisch divergiert, vereint sich in der Szene zu einer großen Goth-Familie – und Fans dürfen sich auf einige Termine, die auf CANTERRAs Webseite einzusehen sind, freuen.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Child Of Destiny
02. Hurt
03. Come With Me
04. My Heart
05. Broken
06. The Hunt
07. Safe My Life
08. White Lies
09. My Agony
10. Escape
11. Footprints
12. Einziger Erbe
Band Website: canterra.de/
Medium: CD
Spieldauer: 1:05 Minuten
VÖ: 19.02.2016

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