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Take off: 13.07.2023 - Review (22642 mal gelesen) |
Der Süden Österreichs bietet eine wirklich wunderschöne Landschaft, so auch das Murtal, welches sich langgezogen und von Bergen flankiert durch die Steiermark erstreckt. Neben der Landschaft, die zum Wandern und Mountainbiken einlädt, gibt es auch gehörig Dezibel in diesem Landschaftsteil, und zwar in Form dröhnender Motoren am Red Bull Ring, der auch schon Austragungsort von Konzerten der ROLLING STONES und auch AC/DC war (mit 115.000 Zusehern). Doch abgesehen davon kocht vor allem die Rockmusik auf Sparflamme - ja, wenn es (gar nicht mal so weit vom Red Bull Ring entfernt) nicht das AREA53 Festival gäbe, das vom 13.-15.07.2023 bereits das sechste Mal veranstaltet wird. Nachdem auch Napalm Records höchstens eine halbe Autostunden von Leoben entfernt beheimatet sind, wundert es auch nicht mehr so groß, dass auch immer großartige Bands aus diesem Stall ihren Weg zum AREA53 finden.
Tag 1 - 13.07.2023Am ersten Tag präsentiert sich das Areal und die Crew wie immer bestens organisiert und gut gelaunt. Das beginnt schon bei den sehr gut organisierten Parkplätzen, aber vor allem bei der Getränkeausgabe können sich andere Veranstalter eine Scheibe abschneiden, gibt es doch null Wartezeiten an den großzügig links und rechts des einem Burghof nachempfundenen Geländes angelegten Getränkemeilen. Die Auswahl bei den Speisen ist zwar nicht allzu groß, aber es gibt vegetarische Alternativen, und was es gibt an Hot Dogs, Burgern und Schnitzel ist wirklich sehr lecker. Hungrig muss niemand nach Hause.
Pünktlich los geht es um 12:30 mit den ersten Bands, um 15:10 betreten PARASITE INC. die Bühne. Die Bühnenshow ist spartanisch, besteht eigentlich nur aus "ich halte meine Gitarre und singe", aber der melodische Death Metal, der auch mal auf Klargesang setzt, macht durchaus Laune und zieht dann doch ein beachtliches Häufchen an Fans an. Die Stimmung ist gut, die Musik ist toll, und auch eine kleine, aber feine, Wall Of Death geht sich auch noch aus, während sich im Hintergrund bereits Gewitterwolken aufzutürmen beginnen.
Im Anschluss daran übernehmen DOMINUM die Bühne. Eine Internetrecherche zur Band hat ergeben, dass ... nichts, genau nichts. Die Band existiert erst seit wenigen Monaten, beeindruckt aber mit extrem professionellem Auftreten. Vermutlich stecken alte Hasen dahinter, genaues weiß man nicht, weil sich die Bandmitglieder hinter Zombiemasken verstecken, außer dem Sänger, der stilecht im Frack auftritt. Auch musikalisch wird die Zombieschiene durchgezogen, auch in den Ansagen wird immer wieder auf Horror und Zombies angespielt, wobei die Band das Konzept spaßig durchzieht. Musikalisch erinnern DOMINUM ein wenig an LORDI und haben extrem starke Songs am Start, die auch darüber hinweg trösten, dass es mittlerweile ordentlich zu regnen begonnen hat.
Die nachfolgenden DUST BOLT irritieren zu Beginn etwas - sind die elektrisch aufgeladen oder ist das Posertum? - doch nach wenigen Songs wird klar, dass die Musiker den Rock 'n' Roll einfach leben. Der Sänger dirigiert die Meute nach Belieben und als er sich mitsamt Mikrofonständer und Gitarre mitten ins Publikum begibt, um dort weiter zu spielen, ist die Stimmung für diese Uhrzeit einfach nur sensationell. Das Publikum folgt auch anstandslos der Aufforderung, um den Sänger einen Circle Pit zu ziehen. Toller Auftritt. Während es bei DUST BOLT nur geregnet hat, spielen WINDROSE gegen eine regelrechte Flut an. der 88.6-Radiosender teilt auf seinem Stand Ein-Weg-Ponchos aus und so ist das Publikum schnell in blaues Plastik gehüllt. Der Sänger der Wikingertruppe (die eigentlich aus Italien stammt), sieht mit seinem Hammer und Pelzmantel aus wie Hagrid aus den Harry Potter Filmen. Die Musik und Chöre stampfen ordentlich und mit 'Digga Digga Hole' wird den Zuhörern auch ein ordentlicher Ohrwurm gesetzt. Man sieht danach auch viele Fans in T-Shirts der Band herumlaufen mit ebendiesem Schriftzug am Rücken.
SOULFLY freuen sich darüber, dass während ihres Sets der Regen aufhört und auf einmal aus dem Nichts wieder die Sonne lacht. Überhaupt zeigt sich Max Cavalera sehr gut gelaunt. Auch die übrige Band wuselt unermüdlich über die Bühne, zieht Grimassen, bangt ordentlich und lässt keinen Zweifel daran, dass sie nach der Covid-Pause wieder extrem gerne auf der Bühne steht. Besonders beeindruckend ist das Drumming von Cavalera Junior, der sich anhört, als hätte er vier Arme, und aussieht, als würde er locker jonglieren. Regen aus, Sonne raus, Moshpit, Gastgesang bei 'Soulblind'. Ein guter Song folgt auf den nächsten und vor allem 'Eye For An Eye' ist ein Monster, bei dem sogar der eher behäbige Cavalera sich zu bewegen beginnt.
FEUERSCHWANZ kann man mögen oder nicht (der Autor dieser Zeilen kann an und für sich nichts mit der Band anfangen), aber was hier an Show abgezogen wird, ist absolut eines Headliners würdig! Das aufwändige Bühnenbild ist von der großen Band gut bevölkert, die beiden zur Stammbesetzung gehörenden Tänzerinnen zocken völlig unpeinlich ihr Choreographie runter, der Rest der Band präsentiert sich in einer Mischung aus Piraten- und Ritter-Outfit und die Bühne wird regelmäßig mit Feuer geflutet. Musikalisch kompetent inklusive Geigerin spielt die Band ihr Set herunter, die beiden Sänger Hauptmann Feuerschwanz und Prinz R. Hodenherz III sorgen für gute Laune und der Wechselgesang und die Interaktion der beiden macht schon Sinn. Neben eigenen Songs wie 'Das Elfte Gebot' werden auch geschickt zum Teil schräge Coverversionen eingestreut. 'Dragosta Din Tei' ist - sagen wir mal - originell und 'Warriors Of The World United' ist auch im Piratenoutfit unzerstörbar. Die Hörner hoch! Und wir beschließen den Freitag mit einem spektakulären Auftritt von FEUERSCHWANZ um Punkt 23:00.
Tag 2 - 14.07.2023Nach dem doch recht heftigen Regen des Vortages, der aber auch schnell vorbei gezogen ist, lacht am zweiten Tag die Sonne. Auf den recht gut gefüllten Campingplätzen wird noch gefrühstückt, während sich am Festivalgelände tröpfchenweise die Fans einfinden, um ab 12.30 Acts wie TOM UNTERWEGER, GUTALAX oder DYMYTRY zu bestaunen. DYMYTRY stammen aus Tschechien und liefern Ohrwurmelodien en masse, die eingebettet sind in ein fettes Elektro-Metal-Soundgewand. Unterstützt wird der Auftritt von ihrem martialischen Auftreten der Truppe, die sich hinter futuristischen Masken versteckt und auch ordentlich Pyros zündet, die trotz des hellichten Tages ihre Wirkung nicht verfehlen. Den Zusehern gefällt es und Songs wie 'Never Gonna Die' haben durchaus Hitpotential. Obendrein liefert die Band noch ein kurzes Schlagzeugsolo und füllt ihre knappe Dreiviertelstunde Spielzeit ordentlich aus.
Was danach NANOWAR OF STEEL bieten, kann man in die Kategorie "völlig bizarr" einordnen; vor allem wenn man die Truppe live noch nie erlebt hat, wird man völlig erschlagen vom geballten Blödeloverkill. Wobei man ob der visuellen Reizüberflutung nicht übersehen kann, dass es sich musikalisch einfach um eine großartige Darbietung handelt, die die Italiener da aufs Publikum los lässt. In unfassbaren Kostümen wie einem pinken Tütü und einem Oktopusoutfit werden Songs wie 'The Call Of Cthulhu' (der nichts mit dem METALLICA-Song zu tun hat) oder das GEORGE MICHAEL-Cover 'Careless Whisper' zelebriert. Irgendwie erinnert das an J.B.O. und macht riesigen Spaß, 'Disco Metal' und Flugstunden im Eulenkostüm runden den Auftritt ab, der richtig Partystimmung macht. Unfassbar, aber auch unfassbar gut gelaunt liefert die Band einen gelungenen Beitrag.
Wie die Faust aufs Auge passen nach NANOWAR OF STEEL die nachfolgenden ANGUS MCSIX; auch diese Truppe setzt den Partytag fort und setzt ebenfalls auf gute Laune und visuellen Overkill. Sänger Angus betritt die Bühne in einer goldenen Rüstung, während er von einem Gitarristen im Todesoutfit und einer Gitarristin im exotischen Kostüm flankiert wird. Mit der Bandhymne 'Masters Of The Universe' bringt die Truppe ordentlich Bewegung ins Publikum. Musikalisch liefern ANGUS MCSIX in Synthies ersäuften Power Metal, was aber ob der Laune machenden Show völlig egal ist. Mit einem gefühlt drei Meter langen Schwert werden 'Laser Shooting Dinosaurs' bekämpft. Gegen Ende des Gigs darf Potowotominimak, der Sänger der zuvor spielenden NANOWAR OF STEEL eine Crowdsurfeinlage hinlegen: auf einem aufblasbaren Pferd soll er zum Getränkestand surfen und ein Bier holen. Die Galerie zeigt den leider erfolglosen Versuch - der Surfer erreicht den Getränkestand, wurde aber seither nie mehr gesehen.
MARDUK legen danach einen Black Metal-Gig hin, der eigentlich ziemlich eintönig gerät. Danach übernehmen die Power Metaller BEAST IN BLACK für etwa eine Stunde die Bühne; Power Metal direkt nach Black Metal, da klingen im Kontrast BEAST IN BLACK fast wie Schlagermusik. Die Finnen reiten derzeit auf einer Erfolgswelle und treten auf unzähligen Festivals auf und waren zuletzt auch schon als Supportact für NIGHWISH im Einsatz. Das dauerhafte Touren hat aber seine Spuren hinterlassen, die gute Laune und das Dauergrinsen der Gitarristen wirkt wenig authentisch, sondern eher aufgesetzt, auch die Synchroneinlagen wirken routiniert. Auch musikalisch ist der Auftritt wenig überzeugend; zwar klingt alles, was aus den Boxen kommt, einwandfrei, allerdings wird die Band massiv von Samples unterstützt. Vor allem der Gesang wird künstlich aufgepeppt, aber auch instrumental gibt es mehr zu hören als gespielt wird. Vielleicht sollte man das Konzept überdenken und vielleicht mal eine Pause einlegen und Kräfte sammeln; am AREA53 strahlt der Auftritt wenig Spielfreude aus - klar, Songs wie 'Moonlight Rendesvouz' sind Ohrwürmer, das kann man nicht abstreiten.
Ganz anders prösentieren sich KREATOR: authentisch, voller Spielfreude und soundtechnisch auf das Wesentliche reduziert. Die Bühne ist bis auf eine vier Meter hohe Büste hinter dem Schlagzeug aufgeräumt. Auch das Lichtdesign ist eher spartanisch, aber die vor allem in blutrot getauchte Band und Büste entfalten optisch volle Wirkung. Eröffnet wird der Gig mit dem Mega-Opener des neuen Albums in Form des Intros 'Sergio Corbucci Is Dead' und dem formidablen 'Hate Über Alles'. Generell spielen KREATOR eher Songs jüngeren Datums, und davon haben sich in den letzten paar Jahren auch etliche tolle angesammelt: Neben 'Hate Über Alles' findet sich der Stampfer 'Satan Is Real' im Programm sowie der Stimmungsbringer 'Hordes Of Chaos (A Necrologue For The Elite)' und das auch recht taufrische 'Hail To The Hordes'. Auf irgendwelche Sperenzchen a la Pyros wird verzichtet, KREATOR lassen die Musik sprechen, nur ab und zu wird ein Intro eingestreut. Dabei kommuniziert Mille viel mit dem Publikum und hat anscheinend einmal seine Ansagen auf Peinlichkeit gescreent und aussortiert - bei "Seid Ihr bereit?" wird 2023 auf den früher üblichen (und m.E. unpassenden) Zusatz "Euch gegenseitig umzubringen" verzichtet. Eine Wall Of Death gibt es dennoch und gegen Ende des Auftritts werden auch die unverzichtbaren Klassiker 'Extreme Aggressions' und 'Violent Revolution' ausgepackt. 'Pleasure To Kill' schließt den überzeugenden Auftritt des Freitag-Headliners ab.
Tag 3 - 15.07.2023Den Abschlusstag des ARE53 wird heiß - hat das vielleicht mit dem österreichischen Musikurgestein Jazz Gitty zu tun, die am Samstag den Frühschoppen bestreitet oder einfach mit den Temperaturen, die an diesem Tag die 30er-Marke deutlich überschreiten? Jedenfall leitet die nimmermüde Brigitte Jazz den dritten Festivaltag ein und liefert die Überleitung zu STORMBLOOD, TROUBLE IN THE NEIGHBOURHOOD und SKULL CRUSHER. Mit AUTMN BRIDE wird es dann symphonisch, und vor allem Sängerin Suzy Pointinger ist sowohl optischer als auch akustisciher Drehpunkt der Show. Mein oberösterreichischer Kumpel - nennen wir ihn anonymisiert "Günter" - ist hin und weg ("die hat ja einen oberösterreichischen Dialekt") und so wird ihm ein T-Shirt gekauft (sehr geschmackvolles Design btw). Richtig überraschend sind allerdings die nachfolgenden CRYPTA, eine reine Mädelstruppe aus Brasilien, die auf ihrer Konzertreise durch Europa ordentlich Pluspunkte einsammeln. Der Death Metal, den die Truppe spielt und auch die Performance der Damen ist einfach energiegeladen und da stört es auch nicht weiter, dass zu Beginn eine der Gitarristinnen mit technischen Problemen kämpft. Der Auftritt macht jedenfalls neugierig und animiert dazu, die Platten von CRYPTA anzuchecken.
LEGION OF THE DAMNED sind musikalisch perfekt passend auf CRYPTA und greifen auf ein reichhaltiges Archiv zurück - seit ihrer Gründung 2004 haben sie immerhin 8 Platten veröffentlich, bei deren Songs es schwer fällt, es auf eine Dreiviertelstunde zu reduzieren. Aber die sieben oder acht Songs werden gut gelaunt und motiviert dargeboten und sorgen für ordentlich Stimmung, obwohl auf jeglichen Schnickschnack verzichtet wird. Ganz anders ist das bei VISIONS OF ATLANTIS, die mit Backdrop und ein paar weiteren Accessoires die Bühne in ein Piratenschiff verwandeln, passend zur aktuellen Platte "Pirates". Die Band existiert seit 2000, hat aber mehr Besetzungswechsel hinter sich als der Autor dieser Zeilen Jahresringe um die Augen. Aktuell ist das Bandgefüge stabil und mit Clémentine Delauney und Michele Guiatoli haben sie ein Gesangsduo am Start, das zum einen eine tolle Gesangsleistung hinlegt und zum anderen auch optisch perfekt auf der Bühne harmoniert. Die Band präsentiert sich in Piratenoutfits und auch einige der besten Songs stammen von "Pirates"; vor allem 'Legion Of The Seas' ist eine wahnsinns-Nummer mit Ohrwurmcharakter und auch 'Clock' bleibt fies im Ohr hängen. Symphonic Metal vom Besten, und vor allem mit ihren fast ausschließich als Duett dargebotenen Songs heben sich VISIONS OF ATLANTIS von den großen Nightwish ab.
Einen Stilbruch bilden DARK FUNERAL, deren Auftritt genutzt wird, um den Elektrolythaushalt zu checken und die Reservoirs aufzufüllen (nicht vergessen, es hat über 30 Grad). Den tollen Abschluss bilden HAMMERFALL - wie BEAST IN BLACK tourt die Band unermüdlich, strahlt aber Frische und enorme Spielfreude aus. Dass der Band wegen Verzögerungen am Flughafen Frankfurt ein Teil des Equipments abhanden gekommen ist und sie daher teilweise mit geliehenen Instrumenten und Klamotten spielt, wird mit Humor genommen. HAMMERFALL legen jedenfalls einen starken Auftritt aufs Parkett und geben bei Songs wie 'Hammer Of Dawn' und 'Let The Hammer Fall' auch dem Publikum Gelegenheit, um ordentlich mit zu singen. Den emotionalen Höhepunkt zelebrieren die Schweden mit der unglaublich dargebotenen Powerballade 'Glory To The Brave'. Als dann noch zwei Zugaben folgen, wird es jedem Zuseher bewusst, dass mit den letzten Tönen von HAMMERFALL auch das AREA53 im Jahr 2023 Geschichte ist.
Fazit
In kurzen Worten: tolle, teilweise überraschende Bands, perfekte Organisation und gut organisierte Verpflegung.
"Leider" war auch der Merchstand gut bestückt, daher ergab sich folgende Einkaufliste:
- eine Festivalhoodie und Shirt für die Begleitung
- ein Festivalshirt für den Redakteur
- zwei DOMINUM Shirts
- ein VISIONS OF ATLANTIS Shirt
- KREATOR "Gods Of Violence"
- HAMMERFALL "Hammer Of Dawn" limitierte lila Vinyl
- VISIONS OF ATLANTIS "Pirates"
- und ein AUTUMN BRIDE Shirt für Günter
Für Euch vor Ort waren des und ev.
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Billing
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SOULFLY, ANGUS MCSIX, JAZZ GITTY, PARASITE INC, DARK FUNERAL, CRYPTA, AUTUMN BRIDE, WINDROSE, BEAST IN BLACK, VISIONS OF ATLANTIS, FEUERSCHWANZ, GUATALAX, NANOWAR OF STEEL, HAMMERFALL, KREATOR, MARDUK und noch mehr. |
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