Breed (DE) - History Of Tomorrow

Review von Damage Case vom 22.12.2023 (1381 mal gelesen)
Breed (DE) - History Of Tomorrow Thrash Metal ist schon ein Phänomen. Wenige Subgenres des Stahls sind stilistisch so starr und reglementiert wie die Erbschaft der Bay Area, US-Ostküste und Teutonen-Big-4. In den 1980ern wurden die Grundregeln von zwei Handvoll Bands geschaffen, in den 1990ern brachten wenige Acts wie EXHORDER, PANTERA und MACHINE HEAD nochmals frische Brisen dazu - und das war's dann schon, denn nach diesem Rezept funktioniert die Chose seitdem. Jede Band, die ein Thrash-Album veröffentlicht, wird an wenigen Parametern gemessen und für gut oder schlecht befunden. Das Osnabrücker Quintett BREED, nicht zu verwechseln mit den zahlreichen Bands gleichen Namens, spielt dieses Spiel mit und liefert mit ihrem Debüt "History Of Tomorrow" ein Werk, das sich an den genannten Maßstäben messen lassen muss.

Albumlänge: Diese sollte nicht zu lange sein, am besten zwischen knapp 30 und 40 Minuten, also zwischen "Reign In Blood" und einem Rock-Album der 1980er. "History Of Tomorrow" stoppt am Ende des achten Songs bei 38 Minuten und 38 Sekunden, das passt gerade noch in die Aufmerksamkeitsspanne, wenngleich die einzelnen Songs mit gut fünf Minuten im Durchschnitt für Thrash-Verhältnisse überaus lang geraten sind und durch Variationen und Abwechslung aufgelockert werden.

Riffing: Kräftige Anschläge in der Soll-Schnittmenge zwischen Kerry King/Jeff Hanneman, James Hetfield und Scott Ian bestimmen den Groove, den Rhythmus, den Song - also quasi alles. Hooks sind erwünscht, aber es darf nicht zu catchy werden, sonst ereilt einen das Schicksal, das TESTAMENT 1992 mit "The Ritual" widerfuhr, nämlich eine plötzliche Sackgasse mit radikalem Umkehrzwang ("Low" (1994)). BREED haben mit Sascha Rink und Maik Ramrot ein Gitarrenduo im Team, das bereits seit seinen Tagen bei den Deathern SUDDEN DEATH gemeinsam lärmt und deutlich von der härteren Schiene kommt.

Melodie: Bloß nicht zu viel, damit es nicht allzu sehr nach dem "Black Album", und damit ausgewhimpt, klingt. Sascha und Maik lassen insbesondere melodische Leads einfließen, in den Strophen regiert das Riff - und nur das Riff.
Geschwindigkeit: Echter 80er-Thrash funktioniert am besten schnell, so schnell wie möglich. BREED lassen ordentlich Groove in ihre Songs, was ein 1990er Feeling erzeugt, ohne ab und zu auch mal das Gaspedal durchzutreten.

Schlagzeug: Prinzipiell funktionieren Thrash-Drums wie Phil Rudd auf 180, also geradlinig und schnell. Ausnahmekönner wie Gene Hoglan und Dave Lombardo wirken in diesem Kontext manchmal ein wenig unterfordert. Oliver Ross macht seine Sache sehr solide, spielt songdienlich und zu keinem Zeitpunkt das klassisch scheppernde 4/4-Hackbrett runter.

Gesang: Frühe Thrash-Shouter orientierten sich an Punk und Hardcore. James Hetfield und Tom Araya brüllten, was die Stimmbänder hergaben, Chuck Billy begann irgendwann wie ein singender Bär zu klingen, bis Phil Anselmo dann dieser Mischung die Krone aufsetzte, ehe seine Stimme irgendwann nach 2000 ihren Geist aufgab. Vincent Alberti ist das wahrscheinlich typischste Thrash-Element im Sound von BREED, denn sein geshouteter Press-Gesang ist meist hoch, ein wenig hektisch und sehr energiereich. Er gibt einen guten Einpeitscher, der aus einem Clubpublikum den letzten Tropfen Schweiß herauszuschreien vermag.

Fazit: Unterm Strich machen BREED ihre Sache im ersten Anlauf mehr als solide. Man hört, dass hier keine Jungspunde am Werk sind und 40 Jahre Thrash Metal mehr als verinnerlicht wurden. Trotzdem ist die Mucke von BREED weder bloße Kopie irgendeiner Band noch lieblose Mixtur verschiedener Trademarks. Die acht Songs machen Spaß und klingen für eine Hobbyband extrem motiviert.

Anspieltipps: Die erste Single 'In Your Face' ist klassischer Stoff. Schnell und getragen von melodischen Leads führt der Song gelungen ins Album ein. 'Of Hope And Despair' zeugt von variabler Songwritingkunst, denn diesem abwechslungsreichen Song geht auch nach knapp fünfeinhalb Minuten nicht die Puste aus. 'Better Hater' ist ein Groover, der in den späten 1990ern auf jedem Album zwischen ARTILLERY und TESTAMENT gut funktioniert hätte.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. In Your Face
02. Of Hope And Despair
03. Refuse To Reality
04. Dimension Downside
05. Pro Evolution Sucker
06. Out Of Control
07. Better Hater
08. History Of Tomorrow
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 38:38 Minuten
VÖ: 15.12.2023

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten