Cobra Spell - 666

Review von John Torronto vom 02.12.2023 (1447 mal gelesen)
Cobra Spell  - 666 Wir schreiben den 13. Mai 2022, da begab ich mich postcoronal vom Saarland ins sehr ferne Leipzig. Meine Mission: Das erste Konzert, gefühlt seit Äonen. Zum Tanze spielen sollten ENFORCER, SKULLFIST (der Grund für mich so sau weit zu fahren) und COBRA SPELL (standen nicht auf dem Plakat oder dem Ticket). Kurz vor dem Trip sagten SKULLFIST leider ab und wurden durch die grandiosen EVIL INVADERS - Grüße an Max Mayhem - ersetzt. Na toll, dachte ich, aber immerhin EVIL INVADERS, die rocken. Mit einem mulmigen Gefühl das erste Mal ohne Maske unter circa 200 Menschen in einem Raum zu stehen, wartete ich also im Hellraiser Leipzig, darauf, dass ich jetzt die volle Dröhnung NWOTHW kriege. Eine Gruppe aus nett anzusehenden Ladys enterten die Bühne. Ok, dass müssen wohl COBRA SPELL sein; by the way, super guter Bandname! Binnen Sekunden schafften sie es mir das seltsame Gefühl nach Corona wegzublasen. Das war eine super Show mit super Mucke und sympathischen Bandmembern (nettes Aftershow-Gespräch mit Kristina Vega beim T-Shirtkauf). Aus diesen Gründen wartete ich sehnsüchtig auf das mir nun vorliegende Debütalbum mit dem arttypischen Titel "666". Mit den beiden EPs "Love Venom (2020) und "Anthems of the Night" (2022) hat die 2019 gegründet Band stark vorgelegt. Hier ist besonders der absolute Live- und Partykracher 'Addicted To the Night' zu erwähnen. Ich finde es immer langweilig in Plattenrezensionen zeilenlang Bandmitglieder vorzustellen, es sei denn, da sticht etwas besonders raus. Alles andere kann jeder selbst auf der Band- und Lablehomepage nachlesen. Kurz erwähnt sei, dass man die Gitarristin und Bandgründerin Sonia Anubis vielleicht von ihren ehemaligen Projekten CRYPTA und BURNING WITCHES kennt.

Der titelgebende Song '666' dient als Intro, bestehend aus 80s-Synth. Erinnert stark an die Intro- und Titelmusik der geilen Actionfilme der Cannon Studios und macht so Lust auf das was, da kommen mag. Der Look des Coverartworks mit dickbusiger Dämonenlady weist ebenso auf den zu erwartenden musikalischen Inhalt hin. Die erste Singleauskopplung 'S.E.X' klingt beim ersten Hören und Sehen (Video auf Youtube zu finden) erst mal genauso uninspiriert wie der Titel des Songs. Allerdings wird er irgendwie mit jedem Hördurchgang geiler. Ich liebe das Mainriff und die simplen, aber treibenden Drumbeats. Sowieso ist die Produktion von "666" gelungen. Besonders gut ist der dünne Drumsound; klingt einfach nach 80s/90s, was hier eindeutig gewollt ist. Dazu zitiere ich mal aus dem Presserider von Napalm Records: COBRA SPELL beschränken sich auch bei ihrer Instrumentierung nicht auf Glam Rock- und Heavy Metal-Klischees - von prickelnden Synthesizern bis hin zu einem groovigen Saxophon-Solo bei 'Love = Love' kombiniert die Band geschickt verschiedene 80s Sounds und bricht damit auch musikalische Tabus. Ja, ok, mit den Synthiklängen gehe ich mit, den Rest sehe ich ein wenig anders. Es handelt sich sowohl bei der Akustik als auch beim Look um ein Musikgenre, das eben genau von diesen Klischees lebt und sie zelebriert, und das ist auch gut so; wäre schlimm, wenn COBRA SPELL sich nicht darauf beschränken würden. Somit brechen sie auch keine musikalischen Tabus. Obwohl, doch! Ich hasse Saxophon! Das ist das Instrument des Teufels. Saxophon gehört verboten! Nicht umsonst ist es etymologisch mit Siphon verwandt.

Ab jetzt wird es für mich schwierig, das Album beziehungsweise die einzelnen Songs zu bewerten. Leider klingen viele zu gleich. Ständig gibt es ein - wohlgemerkt catchy - basslastiges Gitarrenmainriff, Gangshouts im Refrain und standardisierte Gitarrensoli. Alles in allem erinnert mich diese Problematik an die letzten beiden "STEELPANTHER" Alben. Auch die seichte Wir-sind-heiße-Sexbomben-from-hell-Thematik ist ausgelutscht. Überhaupt war das alles schon mal da, in schneller, besser, härter und mit mehr Verve. Hier fehlt oft der Hitfaktor. Aber, als sei es gewollt, ist dann jeder dritte Song (zählt man das Intro und noch 'Hotline 666' als Zwischenhörspiel nicht dazu) ein Kracher. Da wäre dann, wie bereits erwähnt 'S.E.X.', das treibende und coole 'The Devil Inside Of Me', 'Love Crime' mit grandioser Singlenote-Hook und 'High on Love' mit getapptem Intro und more Cowbell.

Abschließend lässt sich sagen, dass COBRA SPELL mit "666" zwar ein ordentliches, dem Genre gerecht werdendes, Debüt abliefern, aber das Album leider hinter seinen Möglichkeiten etwas zurückbleibt. Für eine Platte, die sich an den eigenen EPs und der eigenen Livepower messen muss, sind einfach zu viele Lückenfüllersongs vorhanden.


Gesamtwertung: 4.5 Punkte
blood blood blood blood dry dry dry dry dry dry
Trackliste Album-Info
01 666
02 S.E.X.
03 Satan is a Woman
04 Hotline 666
05 Bad Girl Crew
06 The Devil Inside of Me
07 Fly Away
08 Love = Love
09 Love Crime
10 Warrior From Hell
11 You’re a Cheater
12 High on Love
Band Website: www.cobraspell.bandcamp.com
Medium: CD, LP
Spieldauer: 49:24 Minuten
VÖ: 01.12.2023

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten