Mayfire - Cloudscapes & Silhouettes

Review von baarikärpänen vom 28.11.2023 (964 mal gelesen)
Mayfire - Cloudscapes & Silhouettes Wenn bei uns eine Scheibe zur Besprechung reinkommt und damit beworben wird, dass hier das "Storytelling" im Vordergrund steht, dann werde ich gerne mal hellhörig. Eine weitere Recherche führte mich auf die Seite von Rock Of Angels Records, dem Label von MAYFIRE. Was da stand, machte die Sache dann noch interessanter, denn bei MAYFIRE steht nicht das Audio-Erlebnis alleine im Vordergrund, vielmehr steht der visuelle Aspekt auf einer Stufe mit der Musik. Na ja, leider liegt mir hier im Moment lediglich die Musik vor, aber die sollte an sich schon einen kleinen Hinweis geben können, wie das alles im Endeffekt umgesetzt wird. Die bisher veröffentlichten Videos tun ein Übriges.

MAYFIRE sind laut Angaben ihres Labels, das sich im Infosheet zu "Cloudscapes & Silhouettes" löblich zurückhält mit schwadronierenden Huldigungen, ein ambitioniertes Projekt aus Norwegen, das bereits im Spätsommer 2019 als MAYFIRE CHRONICLES gegründet wurde. MAYFIRE ziehen ihre auditiven Inspirationen aus einem breit gefächerten Spektrum. Da wären zum Beispiel DREAM THEATER, die genannt werden, aber auf der anderen Seite auch IN FLAMES oder GHOST. Das klingt schon mal sehr spannend. Visuelle Inspirationen kommen von James Cameron, George Lucas oder aus Filmen wie Elysium oder 2012.

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So, wie man sich das nach dieser Einführung in die Welt von MAYFIRE vorstellt, beginnt "Cloudscapes & Silhouettes" auch mit dem als Intro fungierenden 'The Fall'. Vor dem geistigen Auge wird tatsächlich ein Film sichtbar, der dem Zuschauer eine verwüstete Welt zeigt, ein postapokalyptisches Szenario. MAYFIRE haben das nahezu perfekt umgesetzt. Dabei ist der Song an sich noch nicht mal etwas so Besonderes, aber die Stimmung, die erzeugt wird, packt. Diese Stimmung setzt sich nahtlos fort beim direkt anschließenden 'City Of Ruins'. Sänger MJX erweist sich als Glücksgriff für MAYFIRE. Seine Stimme ist zum einen sehr angenehm, transportiert aber die nötigen Emotionen. Heißt, wo es nötig wird, darf's auch schon mal rauer und deftiger klingen. Und ich hatte zu Beginn wegen der sehr modern klingenden Gitarren und Drums schon die Befürchtung, ein weiterer nichtssagender Brüllwürfel würde den bisher positiven Eindruck zerschmettern. Aber ganz ehrlich, ich frage mich, wie Rock Of Angels und die Band selbst zu dem Vergleich mit DREAM THEATER kommen. Die höre ich höchstens bei der Art und Weise, wie die Drums gespielt und aufgenommen werden, wenn auch nur sehr entfernt. Bei 'Shadows' beispielsweise würden mir sogar noch härtere LINKIN' PARK als Vergleich einfallen. Die waren ja ein Musterbeispiel dafür, wie man die sogenannte Laut-Leise-Dynamik so einsetzt, dass am Ende ein Song dabei herauskommt, der massentauglich ist. Trifft hier auch auf den Titelsong zu, der in der Tat auch progressive Elemente enthält. Beim mehrheitlich zurückhaltend tönenden 'Thicker Than Water' kommen sofort wieder die Soundtrack-Gefühle auf. Leider werden die mit dem nächsten Track 'A Sense Of Purpose' wieder runtergefahren. Für mich ein Song, den es auf diesem Album in der Form nicht gebraucht hätte, weil er zu "modern" klingt, die Gitarren sich fast schon metalcoremäßig anhören und zudem auch Growls eingestreut werden. Wer weiß, vielleicht fehlt hier auch einfach die geplante visuelle Umsetzung, um diesem Track gerecht zu werden. An sich hat das Stück schon seine einnehmenden Momente, fällt aber im Vergleich etwas ab.

Aber die nachfolgenden Songs retten das Gesamtbild dann wieder. Vor allem 'Vinternatt' ist ein kleiner heller Stern, den man sich auch prima im Radio vorstellen kann. MAYFIRE haben gerade hier ein feines Händchen beim Songwriting bewiesen. Trifft auch auf 'Fearless' zu. Spannend, wie MAYFIRE poppig klingen, ohne im Geringsten Pop zu sein. 'The Age Of Kings' beschließt dieses spannende Album, so wie es mit 'The Fall' begonnen hat. Möchte man MAYFIRE ein Kompliment machen, dann könnte man sagen, dass die Norweger so klingen, wie 30 SECONDS TO MARS selbst auf ihrem Debut hätten klingen wollen. Das war ja alles andere als schlecht, aber MAYFIRE verleihen dem mit "Cloudscapes & Silhouettes" nicht nur mehr Tiefgang und Emotionen, sondern auch mehr Punch, Eingängkeit, ohne auf Teufel-komm-raus kalkuliert eingängig klingen zu wollen. Hier sind tatsächlich Musiker unterwegs, die genau wissen, was sie wollen, die dazu nötigen Fertigkeiten mitbringen und auch die gelungene Produktion gleich selbst erledigt haben. Schickes Cover-Artwork noch obendrauf. Wer sich das Vinyl sichern möchte, der sollte sich beeilen, denn die LP ist auf 300 Kopien limitiert.

MAYFIRE ist mit "Cloudscapes & Silhouettes" ein wunderschönes Album gelungen, das man laut hören kann, aber vor allem unter dem Kopfhörer entfaltet sich eine tolle Klanglandschaft. Liegt jetzt nicht mal so sehr an der Musik selbst (die ist dennoch gelungen), sondern daran, wie MAYFIRE es schaffen, den Hörer mit auf eine Reise zu nehmen, Bilder entstehen zu lassen. Man darf gespannt sein, wie MAYFIRE das alles visuell umsetzen werden. Von meiner Seite gibt es für dieses Klangerlebnis achteinhalb Punkte und wer ohne Scheuklappen unterwegs ist, der sollte den Norwegern mal ein Ohr leihen.



Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. The Fall
02. City Of Ruins
03. Shadows (featuring Baard Kolstad of Leprous)
04. Cloudscapes & Silhouettes
05. Thicker Than Water
06. A Sense Of Purpose
07. Vinternatt
08. Fearless
09. The Age Of Kings
Band Website: www.facebook.com/Mayfirechronicles/
Medium: CD, LP, Digital
Spieldauer: 44:01 Minuten
VÖ: 27.11.2023

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