Of The Muses - Senhal

Review von Zephir vom 19.11.2023 (1223 mal gelesen)
Of The Muses - Senhal OF THE MUSES heißt das Blackgaze-Projekt von Cristina Rombi - und ja, es ist ein Ein-Frau-Projekt. Noch immer mit relativem Seltenheitswert in dem Segment hat sich die Vokalistin und Multiinstrumentalistin dem aggro-lyrischen Genre verschrieben, kombiniert Blastbeat mit atmosphärisch-kontemplativen Gitarrenparts und Black-Metal-Screams mit engelhaftem Klargesang. Zwar liegen mir keine genaueren Informationen zum Hintergrund von OF THE MUSES vor, jedoch lässt sich Mastermindin Rombi beim Hören des Debütalbums "Senhal" sofort als Frontlady des leider nur von 2007 bis 2011 bestehenden italienischen Duos STREBEN identifizieren. Das dämonisch-mystische Leuchten in der harschen Stimme ist unverkennbar, der Klargesang deutlich gereift und mit versierterer Tiefe garniert.

In diesem Sinne präsentiert sich "Senhal" als mal schwermütiges, mal verträumtes Post-Black-Metal-Werk, das mehr oder weniger aggressiv keift und prügelt, dabei mit Post-Rock- und Doom-Parts ausgeschmückt immer wieder in transparente, schwärmerische Dimensionen entschwebt. Vergleiche mit ALCEST oder MYRKUR helfen bei der Einordnung, dienen aber wie immer lediglich als Krücke. Die Instrumentalsätze der Italienerin Cristina sind insgesamt wenig verspielt und häufig von doomiger Monotonie durchzogen. Ihre Arbeit mit der eigenen Stimme hingegen weist äußerstes Variantenreichtum auf, so beispielsweise im zweiten Track: Zwischen Screams und klassizistischen Clear Vocals hören wir auch überreizt-hysterische Töne, die dem suizidären Genre oder auch dem Underground-Goth entliehen sein mögen.

Ebenso schwer durchschaubar wie das unberechenbare Songwriting gibt sich auch der lyrische Gehalt der Platte. Die fünf Songs sind lediglich mit den römischen Zahlen 'I' bis 'V' benannt; "Senhal" inhaltlich einzuordnen fällt damit schwer. Der Albumtitel, aus der okzitanischen Sprache der Troubadoure entlehnt, gibt seinerseits Rätsel auf. Das soll kein Nachteil sein: OF THE MUSES wird sicherlich seinen Platz zwischen Post Black Metal, Avantgarde und Post Rock finden.

Nach der Identifikation der Mastermindin als einstige Stimme von STREBEN ist es mir an dieser Stelle wichtig zu betonen, dass OF THE MUSES keineswegs auf einen rollenden Zug aufspringt. Das einzige jemals von STREBEN veröffentlichte Album, "Wild Enchanted Gardens", wurde bereits 2009 auf den Markt gebracht, hat aber nie die Aufmerksamkeit erreicht, die ihm späterhin hätte zuteil werden können - denn zur damaligen Zeit bewegten sich auch Vertreter wie ALCEST oder HERETOIR in einer Nische, die sich erst im Laufe der zehner Jahre etwas weiten konnte. In Anbetracht der Popularisierungskampagnen des Segments in jüngerer Vergangenheit ist Cristina Rombi zu wünschen, dass sie mit OF THE MUSES auf offene Ohren stößt und ihrer Sache weiterhin treu bleibt. Verdient hat sie es mit "Senhal" allemal.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. I
02. II
03. III
04. IV
05. V
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 43:00 Minuten
VÖ: 03.11.2023

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