Bonafide - Are You Listening?

Review von baarikärpänen vom 24.10.2023 (1580 mal gelesen)
Bonafide - Are You Listening? Wenn ich mir ein Album wie "Are You Listening?" von BONAFIDE anhöre, dann fällt mir immer wieder auf, was ich bei AC/DC so vermisse im letzten Jahrzehnt (oder waren's schon Jahrzehnte?). Klar, was Angus & Co. veröffentlichen ist auch weiterhin Qualitätsware, da brauchen wir ja nicht zu streiten. Aber irgendwie sind mir AC/DC zu altersmilde geworden, was neuere Songs angeht. Wo sind die arschtretenden Sachen, bei denen AC/DC das Gaspedal mal so richtig bis zum Blech durchtreten, wo ein 'Beating Around The Bush', 'Landslide', 'This Means War' oder 'Fire Your Guns'? Das waren für mich Songs, die sehr gute Alben noch mal eine Spur besser gemacht haben, weil Abwechslung. Womit ich jetzt auf keinen Fall BONAFIDE als bloße Kopie hinstellen möchte.

2006 von Pontus Snibb in Malmö gegründet, haben BONAFIDE seit dem selbstbetitelten Debüt immer abgeliefert. Zunächst nur in ihrer Heimat Schweden, vor allem nach dem Auftritt beim Sweden Rock, als alle Sebastian Bach (SKID ROW) erwartet hatten, der aber kurzfristig absagte und plötzlich an seiner Stelle BONAFIDE vor der erwartungsfreudigen Menge standen und ihre Chance mehr als genutzt haben. Später folgte dann auch der Rest von Europa und spätestens 2014, als BONAFIDE mit AIRBOURNE die Bühnen unsicher machten, dürfte sich so mancher die Schweden dick notiert haben. Den Hard Rock, den BONAFIDE spielen, kann man sich zwar ganz gut über die heimische Anlage geben oder jede Party damit beschallen und aufmöbeln, aber letztendlich gehört das ganz einfach auf die Bretter, die die Welt bedeuten.

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Das hat sich dann auch beim neuesten Streich "Are You Listening?", dem ersten Album seit 2017, nicht geändert. Balladen sucht man auf dieser Scheibe vergebens. Vor allem Pontus Snibb passt mit seiner rauhen und bluesigen Stimme ganz einfach wie Arsch auf Eimer zu dieser Art von Musik. Gelegentlich erinnert er mich gar an die australische Ausnahmestimme eines Jimmy Barnes. Entgegen so manchem "AC/DC-Klon" versucht Snibb erst gar nicht, wie Scott oder Johnson zu tönen, und auch wenn BONAFIDE musikalisch gar nicht sooo weit entfernt sind von Angus oder auch ROSE TATTOO, hat es dank Snibb eine eigene Note. Um den Hörer gleich mal richtig einzuordnen, startet die Scheibe mit dem Titeltrack, der so klingt, als hätte die Truppe eine Mischung aus 'Live Wire' und 'Thunderstruck' eingetütet. So nimmt man von der ersten Note an seine Hörer gefangen. Die Single-Auskopplung 'Hero To Zero' startet zwar wie ein AC/DC-Riffrocker aus deren unterschätzter Phase von "Fly On The Wall" oder "Blow Up Your Video', hat aber einige unerwartete Zwischenteile zu bieten. Hut ab an dieser Stelle vor Drummer Niklas Matsson, der groovt wie es sonst nur Phil Rudd tut. Damit auch gar keiner auf die Idee kommt, BONAFIDE wären ein lauer Aufguss ihrer augenscheinlichen Vorbilder, kombiniert man in 'Salvation' gleich mal ein wenig Boogie-Rock à la STATUS QUO im Sound. Tja, und dann kommt mit 'Who's The Boss' die erste von zwei Abrissbirnen, kurz und knackig, geiler Chorus und tolles Solo inklusive. Dass diese Art von Hard Rock mit so ziemlich jeder Sprache funktioniert, beweist das direkt nachfolgende 'Snacket', ein Duett mit der schwedischen Größe Nisse Helberg (WILMER X), dessen Text in einem lokalen schwedischen Dialekt verfasst ist. Klingt ungewöhnlich, aber cool. Und schon gibt's die nächste Uptempo-Abreibung 'Dealt A Bad Hand'. Wer so charmant AC/DC und MOTÖRHEAD in einem Song kombiniert, der darf sich als Gewinner bezeichnen. Klasse! Beim Rest der Stücke wird zwar die Geschwindigkeit wieder reduziert, aber der Party-Faktor bleibt immer noch enorm hoch. Lediglich 'Tommie Nine Fingers' fällt noch etwas aus dem Rahmen und ist ein schöner Blues-Rocker. Fast schon unnötig zu erwähnen, dass hier auch produktionstechnisch nur erste Wahl geboten wird. Genau so hat diese Art von Hard Rock zu klingen.

Auch wenn sich BONAFIDE viel Zeit gelassen haben mit ihrem achten Streich, scheint es so, als ob sie direkt da weitermachen, wo sie 2017 mit "Flames" aufgehört haben. Hier ist gute Laune wirklich garantiert. Für mich haben BONAFIDE im Vergleich mit ähnlich gelagerten Bands wie AIRBOURNE - bei aller unbestrittenen Klasse derer - eindeutig die Nase vorne. Sollten BONAFIDE bei euch in der Gegend irgendwann mal aufschlagen, ihr solltet euch umgehend eine Karte sichern. Und dabei spielt es gar keine Rolle, ob ihr sonst auf traditionellen Stahl, Thrash oder was auch immer steht. Wer bei der Mucke nicht in Stimmung kommt, dem ist nicht mehr zu helfen. Knapp vorbei an der Höchstnote.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Are You Listening
02. Hero To Zero
03. Salvation
04. Who's The Boss
05. Snacket
06. Dealt A Bad Hand
07. Rumble
08. Tonight I'm Wild
09. Tommie Nine Fingers
10. Little Miss Understood
Band Website: www.bonafiderocks.com
Medium: CD, LP, Digital
Spieldauer: 37:25 Minuten
VÖ: 27.10.2023

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