Strevellna - Aldrigheten

Review von baarikärpänen vom 03.10.2023 (1413 mal gelesen)
Strevellna - Aldrigheten Na, da macht aber jemand ganz schön auf Geheimniskrämerei! STREVELLNA rekrutieren sich angeblich aus namhaften schwedischen Muckern, die nicht gleich zu Beginn mit ihren klangvollen Namen mit der Tür ins Haus fallen wollen, sondern erstmal auf die Karte "Let the music do the talking" setzen. Was in vorliegendem Fall ja wirklich wörtlich zu nehmen ist, denn STREVELLNA setzen auf schwedische Lyrics, und die wenigsten unserer Leser werden mit der Sprache meiner westlichen Nachbarn aus Schweden etwas anfangen können. Ähnlich wie bei ihren Landsmännern GHOST, bei denen sich Tobias Forge mit "nameless ghouls" umgibt, ist mittlerweile zumindest schon mal durchgesickert, dass bei STREVELLNA ein gewisser Magnus Larnhed hinterm Mikro und wohl auch an der Gitarre zur Band gehört, der ansonsten bei den mir völlig unbekannten 59 TIMES THE PAIN (Mix aus Punk/Hardcore) aktiv ist.

Also, ich persönlich denke ja, das mit der Anonymität ist ein kluger Schachzug. Wenn die Herrschaften nämlich ein Album veröffentlichen, das kompletter Quark ist, juckt das zwei Wochen später schon keinen mehr, und die Musiker müssen das Päckchen des Versagens auch nicht mit sich rumtragen. Wenn aber - so wie in vorliegendem Fall - ein Album dabei rumkommt, das total begeistert, dann steigert das nur Interesse an der Band.



Was erwartet einen nun auf "Aldrigheten"? Grob gesagt ein bunter Strauß an Songs, die von True Metal über Thrash und Hardcore jede Menge Abwechslung bieten. Wer weiß, vielleicht wollen STREVELLNA einfach nur beim Debüt zeigen, was sie so auf der Pfanne haben, beziehungsweise woher die Einflüße der Jungs kommen. So eine Stilvielfalt auf einem einzigen Album kann der berühmte Schuss sein, der ordentlich nach hinten losgeht. Dass hier allerdings das Geschoss in die entgegengesetzte Richtung fliegt und (fast) jeder Track ein Volltreffer ist, dafür darf man sich im Hause STREVELLNA mal ordentlich auf die Schulter klopfen.

Nach dem kurzen Intro 'Aldrigheten' kommt mit 'Strevellna' gleich das erste Highlight. So geht True Metal, und die Schweden lassen ihre Landsleute von ENFORCER gleich mal bedröppelt in der Ecke stehen. Toller Chorus, ebensolche Riffs, geile Bridge und Magnus Larnhed überzeugt mit einer ganz feinen Stimme. In eine vollkommen andere Richtung geht's mit 'Mörker & Lykta', das auf auf dem schwarzen Album von METALLICA eine extrem gute Figur gemacht hätte. Und weiter geht's mit den Richtungsänderungen, denn 'Drömdepressiv' ist Hard Rock mit einem Schuss Melodic Metal. Bereits jetzt wird deutlich, dass Magnus Larnhed eine sehr wandlungsfähige Stimme besitzt. Mutig, nach dem eher lockerflockigen 'Drömdepressiv' eine Abrissbirne wie 'Återkall' zu platzieren, die sowohl SLAYER als auch Melodic Death in sich vereint (der Mittelteil ist sowas von typisch SLAYER). Genug die Rübe geschüttelt? Dann wird's Zeit, die Faust gen Himmel zu recken. Was bietet sich dafür Besseres an als 'Vi': Heavy Metal in Reinkutur, der sich bei SAXON ('Crusader' anyone?) bedient, ausgestattet mit einem Chorus, den man nicht mehr aus dem Kopf bekommt? Dazu kommt, dass der Stampfer am Ende ordentlich Fahrt aufnimmt. Fast schon folgerichtig gibt's direkt im Anschluss mit 'Lyckliga Gatans Lag' ordentlich Tempo. Beiß mich, aber irgendwie erinnert mich der Song daran, wie die 69 EYES wohl klingen würden, wenn sie das Gaspedal mal ordentlich durchtreten würden. Die wilde Fahrt durch sämtliche Genres ist damit aber keineswegs beendet, denn 'Mittferno' ist wieder eine kurze und knackige tiefe Verbeugung vor SLAYER, gemischt mit ordentlich Hardcore. So etwas wie eine eigene Note verpassen STREVELLNA der direkt nacholgenden (Halb-)Ballade 'H.A.'. Hätte ich jetzt nicht unbedingt gebraucht (also die Ballade), als Auflockerung passt sie ganz gut. Aber bereits beim Nachfolger 'Hjärtglöd' gibt es wieder was auf die Mütze. Highspeed-Geballer, das so tönt, als ob METALLICA mit ganz frühen EXODUS von der Leine gelassen werden. Den Abschluss des Albums bildet 'Oss', ein weiterer Stampfer in bester Heavy Metal-Tradition, wiederum versehen mit einem mächtigen Chorus. Macht mächtig Laune! Tja, und dann sind die 43 Minuten auch schon vorbei. Also gleich wieder alles von vorne. Dass "Aldrigheten" ein total ernstgemeintes erstes Lebenszeichen der Jungs ist, zeigt sich daran, dass kein geringerer als Jens Bogren das Mastering der Scheibe übernommen hat.

Auch wenn es sich abenteuerlich anhört, so viele verschiedene Stile auf einem Album zu parken, darf man STREVELLNA bescheinigen, dass sie ganze Arbeit geleistet haben. Man fühlt sich wirklich zu keiner Sekunde "vor den Kopf gestossen". Alles passt irgendwie perfekt zusammen. Diese Scheibe ist eine, die vielen gefallen dürfte, egal wo sie sonst ihre Vorlieben haben. Und die schwedischen Lyrics passen ebenfalls bestens und sind kein Negativpunkt. Ich bin gespannt, wer sich nun - neben Magnus Larnhed - hinter STREVELLNA verbirgt und wie es mit der Band weitergeht. Bis dahin gibt's für dieses feine Scheibchen neun Punkte von meiner Seite.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Aldrigheten
02. Strevellna
03. Mörker & Lykta
04. Drömdepressiv
05. Återkall
06. Vi
07. Lyckliga Gatans Lag
08. Mittferno
09. H.A.
10. Hjärtglöd
11. Oss
Band Website:
Medium: CD, LP
Spieldauer: 42:45 Minuten
VÖ: 25.08.2023

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