Spurv - Brefjære

Review von Zephir vom 19.09.2023 (1688 mal gelesen)
Spurv - Brefjære Post Rock? Post Metal? Auch. Aber insgesamt ist "Brefjære", das neue Album des norwegischen Sextetts SPURV, ein monumentales Oratorium, das neben den typischen Elementen des Post Rocks und Post Metals auch Orchester und Chor auffährt. Das klingt erst einmal nicht ungewöhnlich, ist es aber in diesem Falle doch: Was bei anderen Bands in Richtung Soundtrack geht, wird zu Beginn von SPURVs neuer Platte etwas Barockes, nachgerade Sakrales und entwickelt sich im weiteren Verlauf zum Zeitgenössischen bis hin zum Klangexperiment. Dabei liegt die thematische Inspirationsquelle in den wilden Weiten von Tromsø, wo sich Mastermind Gustav Jørgen Pedersen seine Ideen von Bergen, Bäumen und Wind einflüstern ließ.

Herausgekommen ist ein großteils instrumentales Post Metal/Post Rock-Album voller Orchesterarrangements, für welche SPURV mehrere hochdekorierte Gastmusiker engagierten, garniert mit sparsam eingesetzten Vocals und absolut echten (nicht etwa synthetischen) Chorälen, die als organisches Element mit den elektronisch verstärkten Parts kontrastieren und diese gekonnt zu einem opulenten Klanggemälde vervollständigen. Der Hang zum harmonischen Experiment mit verstärktem und akustischem Instrumentarium, wie er etwa in 'Urdråpene' zu hören ist, wirkt durchaus leicht progressiv und überbringt die Urgewalt der nordischen Landschaft gezügelt in Klang und Ton gegossen. Weite Passagen des Albums sind dabei keineswegs düster, sondern leuchten in jenem ganz speziellen postrockigen Gitarrenlicht, das hier und da sogar ein wenig shoegazig wirkt - 'Som Skyer' ist ein gutes Beispiel hierfür.

Wer SPURV nicht kennt: Neben Pedersen, der elektrische und akustische Gitarre sowie die Persuccion bedient und in 'Under Himmelhvelvingen' auch Vocals beisteuert, sind das Gitarrist Herman Otterlei, Bassist Hans-Jakob Jeremiassen, Drummer Simon Ljung sowie die beiden Multiinstrumentalisten Eirik Ørevik Aadland und Simen Eifring. Für das neue Opus heuerten sie unter anderem die mit Grammy ausgezeichneten Streicher Kari Rønnekleiv und Ole-Henrik Moe an, die bereits für ULVER und SUNN O))) musizierten, Letztgenannter übrigens auch für MYRKUR.

Entsprechend ist "Brefjære" beinahe ebensosehr ein neo-klassizistisches (oder eher: neo-barockes) Werk wie ein Post Metal-Album, das zudem thematisch mit episch gehaltvollen Elementen arbeitet, die Bäume, Berge, Wind und einen Schmetterling monologisieren und miteinander ins Gespräch treten lassen. Selbstredend ist das Ganze in norwegischer Sprache gehalten. Besonders beeindruckend an dem Album ist die Tatsache, dass die episch-monumentale Komposition - nicht zuletzt aufgrund ihrer instrumentalen und vokalen Authentizität, die ganz ohne künstlich erzeugten Keyboard-Bombast und Synthie-Schnickschnack auskommt - frei von Kitsch bleibt und in Sachen Ernsthaftigkeit nichts zu Wünschen übrig lässt.

Wer sich unter alledem nichts vorstellen kann, dem seien beispielsweise so divergierende Bands wie AQUILUS, SIGUR RÓS oder THIS WILL DESTROY YOU als Referenz genannt. Wer mit diesen etwas anfangen kann, sollte bei SPURV unbedingt mal reinchecken. "Brefjære" ist im besten aller Sinne ganz großes Kino.

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
1. Krokete, Rettskafen
2. En Brennende Vogn Over Jordet
3. Som Skyer
4. Under Himmelhvelvingen
5. Til En Ny Vår
6. Å Vente Er Å Endre
7. Urdråpene
8. Din Pust Fra Stein
Band Website:
Medium: CD, digital
Spieldauer: 46:00 Minuten
VÖ: 22.09.2023

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