Meurtrières - Ronde De Nuit

Review von baarikärpänen vom 24.08.2023 (1188 mal gelesen)
Meurtrières - Ronde De Nuit Traditionsbewusster Heavy Metal aus Frankreich, versehen mit Texten in der Landessprache, erlebt seit geraumer Zeit wieder eine Renaissance, und das ist auch gut so! Die alten Platzhirsche SORTILÈGE hauen in diesem Jahr mit "Apocalypso" ein echtes Statement raus, der Nachwuchs in Form von HERZEL, ANIMALIZE (da wechseln die Lyrics hin und wieder zwischen Englisch und Französisch) oder die sträflich unterbewerteten und immer wieder vergessenen MALEMORT stehen sozusagen Gewehr bei Fuß, um dem Ganzen außerhalb Frankreichs den allerletzten nötigen Tritt in den Allerwertesten zu verpassen. Und dazu gesellt sich natürlich dann auch noch MEURTRIÈRES, die soeben ihr erstes Langeisen auf den Markt bringen.

Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass mich ihre selbstbetitelte EP aus dem Jahr 2020 zunächst gar nicht abgeholt hat. Sieht man sich im Netz einige wenig freundlichen Rezensionen an, ging es wohl nicht nur mir so. Sicher, das hatte alles Charme, war wohl durchdacht und atmete den Geist der späten NWoBHM, verbunden mit dem so typisch französischen Metal der 80er. Aber es fehlten, zumindest mir, die Hooks, die klare Linie. Klingt paradox, wenn ich vorher schreibe, dass es wohl durchdacht war? Wäre es auch, aber MEURTRIÈRES hatten mit dieser EP einen echten Grower in der Hinterhand. Je öfter ich das Teil nämlich gehört habe, desto mehr habe ich mich verliebt. Großen Anteil daran hatte Sängerin Fleur, deren Stimme alles andere als gewöhnlich war. Verständlich, dass ich dann weniger erfreut war, als bekannt wurde, dass Fleur nicht weiter zur Band gehört und ihre Nachfolgerin Fiona den Platz hinterm Mikro eingenommen hat. Auch deswegen war ich massiv gespannt auf das jetzt erscheinende Album "Ronde De Nuit".

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Tja, was soll ich sagen, der Wechsel zu Fiona hat eindeutig Vorteile. So weit entfernt von ihrer Vorgängerin ist Madame Fiona gar nicht, weiß aber über die komplette Albumdistanz mit einer deutlich kraftvolleren Stimme noch mehr zu überzeugen. Wir reden hier nicht über eine Shouterin wie Leather Leone, eine Sängerin wie Doro. Vielmehr weiß Fiona mit ihrer klaren und eher dunklen Stimme zu begeistern, fühlt sich aber auch mal in höheren Lagen ganz wohl. Insofen schon mal alles gut gegangen im Hause MEURTRIÈRES.

Was für die neue Sängerin gilt, das gilt auch für "Ronde De Nuit". Im Grunde sind die Franzosen und die Französin ihrem auf der EP etablierten Stil treu geblieben. Nur, dass sie ihn auf der neuen Scheibe nochmal eine Stufe höher heben. Bedeutet, dass auch "Ronde De Nuit" erhört werden will, auch wenn es hier durchaus Tracks gibt, die von Beginn an gut ins Ohr gehen und viele auf traditionellen Metal mit Charakter stehende Fans begeistern sollten. Allen voran sei hier 'Aucun Homme, Aucun Dogme, Aucune Croix' genannt, der mir wie eine gelungene Mischung aus SORTILÈGE und WARNING vorkommt. Der Song geht gut nach vorne und hat gerade im Pre-Chorus und in der Bridge ein paar nette Schlenker eingebaut. Überhaupt fühlen sich MEURTRIÈRES im gehobenen Tempo ganz wohl. Was mich sehr beeindruckt ist diese gewisse Kauzigkeit (besonders schön zu hören im fast schon in Epic Metal-Gefilden wildernden Opener 'Rubicon'), eine Karte, die MEURTRIÈRES ganz geschickt ausspielen. Ebenfalls sympathisch, dass man es hier mit einer Band zu tun hat, die den traditionellen Metal mit jeder Note atmet, aber völlig auf die sonst üblichen Querverweise zu PRIEST oder MAIDEN verzichten kann. Was daran liegt, dass hier Songschreiber am Werk sind, die ihre ganz eigene Vision verfolgen. Und die besteht darin, den so typische französischen Metal der 80er Jahre ins Hier und Jetzt zu bringen. Ein kleines Schmunzeln hatte ich noch im Gesicht, als im Endpart von 'La Revenante' tatsächlich ein Riff verdächtig nach 'Crache Et Creve' von meinen Alltime-Helden H-BOMB klang, ob nun beabsichtigt oder nicht. Wenn man wirklich ein klitzekleines Haar in der Suppe finden möchte, dann ist es wohl der Fakt, dass kein Song auf "Ronde De Nuit" mit einem wirklich tollen Chorus ausgestattet ist und die Spielzeit des Albums lediglich bei knapp 34 Minuten liegt. Ersteres kann man locker wegstecken, weil die Songs an sich erstklassig sind und es nicht daran liegt, dass MEURTRIÈRES sowas nicht schreiben könnten ('La Revenante' beweist das Gegenteil), sondern eher gar nicht wollen. War ja auf der EP schon so. Zweiteres ist einfach nur Meckern auf hohem Niveau, weil man einfach noch mehr Hochkaräter im Stil von 'Alma Mater' oder 'Chevaleresses Du Chaos' gehört hätte. Auf jeden Fall haben Gates of Hell Records mit MEURTRIÈRES eine Band, die wie die Faust aufs Auge zum Labelprogramm passt.

Wer schon die EP abgefeiert hat, der wird von "Ronde De Nuit" geradezu verwöhnt. Allen, die mit der EP, so wie ich, so ihre Probleme hatten, sei geraten, sich einfach mal die Zeit zu nehmen und tief in den Metal von MEURTRIÈRES einzutauchen. Da macht es auch gar nichts, wenn man mit der französischen Sprache auf Kriegsfuß steht. Das selbsternannte Ziel der Band, mit ihren Stücken "Bilder zu malen", dafür reicht es völlig, sich auf die Musik zu konzentrieren. Für mich sind MEURTRIÈRES auf jeden Fall der spannendste "Newcomer" aus Frankreich und "Ronde De Nuit" eine Scheibe, die knapp an der Höchstwertung vorbeischrammt.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Rubicon
02. Aucun Homme, Aucun Dogme, Aucune Croix
03. Tempête & Naufrage
04. Ronde De Nuit
05. Alma Mater
06. Chevaleresses Du Chaos
07. La Revenante
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 34:08 Minuten
VÖ: 25.08.2023

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