Anthem - Crimson & Jet Black

Review von baarikärpänen vom 21.04.2023 (1369 mal gelesen)
Anthem - Crimson & Jet Black Wer nach den bekanntesten metallischen Acts aus Japan gefragt wird, der dürfte wie aus der Pistole geschossen und in einem Atemzug neben LOUDNESS vor allem ANTHEM nennen. Kein Wunder, gehören die Männer aus Tokyo seit 1981 doch sozusagen zur Ursuppe des Metals aus dem Land der aufgehenden Sonne. Alleine beim Blick auf ihre Diskographie könnte dem einen oder anderen schwindelig werden. Immerhin finden sich darunter mit "Bound To Break" und "Gypsy Ways" wegweisende Scheiben aus den 80ern. Neben einigen weniger gelungenen Alben zur Jahrtausendwende (welche alteingesessene Band hatte die nicht?) sind ANTHEM spätestens seit "Immortal" von 2006 wieder ein Garant für ehrliche und starke Songs. Wenn da nur nicht das 2019er "Nucleus" gewesen wäre, das mit seinen Neuaufnahmen älterer Songs nach der Reunion zwar seine guten Momente hatte, aber eher zwiespältig aufgenommen wurde in Fankreisen. Keine Ahnung, ob Mastermind Naoto Shibata (letztes verbliebenes Gründungsmitglied, Bassist) sich die Kritik zu Herzen genommen hat, aber eins steht fest: Die vergangenen vier Jahre wurden eindrucksvoll genutzt, um das leicht schlingernde Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Davon zeugt der neue Dreher "Crimson & Jet Black".

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Man merkt, dass sich hier seit Veröffentlichung von "Absolute World" von 2014 ein Line-Up gefunden hat, das an einem Strang zieht. ANTHEM bewegten sich ja vom reinrassigen Heavy Metal der 80er Jahre immer mehr hin zu einer Mischung von Heavy Metal und Power Metal, was nicht alle älteren Fans begrüßten. An dieser Mischung hat sich auch auf "Crimson & Jet Black" nicht so viel geändert. Aber Naoto Shibata hat an den richtigen Stellschrauben gedreht, was sofort beim Opener 'Snake Eyes' auffällt. Da wird ganz klassischer Speed Metal mit in den Mix geworfen, und heraus kommt ein Song, der eine amtliche Abfahrt ist, aufgelockert durch einen geschwindigkeitsreduzierten Chorus und Gitarren, die ordentlich vom Leder ziehen, was Riffs und Solo angeht. Oder das direkt nachfolgende 'Wheels Of Fire' mit seinem thrashigen Beginn, etwas langsamer, aber immer noch voll auf die Zwölf. Große Klasse auch in 'Howling Days', das einen (neuere) ACCEPT-typischen Aufbau mit Power Metal der unkäsigen europäischen Variante verbindet. Eine erste "Verschnaufpause" folgt direkt mt dem stampfenden und dunklen 'Roaring Vortex' (wieder an ACCEPT erinnernd), bevor mit 'Blood Brothers' eine reinrassige speedmetallische Abrissbirne die Öhrchen freipustet. Wenn es Tracks gibt, die auf "Crimson & Jet Black" etwas aus der Reihe tanzen, dann sind es wohl 'Void Ark' und 'Mystic Echoes' mit ihrem latenten Touch von Symphonic Metal. Immerhin darf sich Gitarrist Akio Shimizu hier mal so richtig austoben. Warum der nicht mit Akira Takasaki (LOUDNESS) auf einer Stufe steht, darf man sich wirklich fragen. Beide Songs zeigen obendrein, dass Yukio Morikawa zur Speerspitze der japanischen Sänger gehört. Spannend auch das abschließende 'Danger Flight', bei dem ANTHEM ganz dezent wie SONATA ARCTICA klingen. Plagiatsvorwürfe ob all der genannten Einflüße auf "Crimson & Jet Black" können ganz locker vom Tisch gefegt werden mit der Frage "Wer hat's erfunden?". ANTHEM hatten all diese schon auf die eine oder andere Art und Weise in den 80ern auf ihren Alben. Und letztendlich klingt das Material auf "Crimson & Jet Black" auch so eigenständig genug, um nicht in diese Falle zu tappen. Erwähnenswert am Rande vielleicht noch, dass auf diesem Album voll und ganz auf englischsprachige Lyrics gesetzt wurde. Wie schon die letzten Alben wurde "Crimson & Jet Black" von Naoto Shibata produziert. Der holte sich bereits für "Nucleus" Jens Bogren für Mix und Mastering ins Boot und dieses Mal wird Bogren gar als Co-Produzent aufgeführt. Eine weise Entscheidung! Zwar versteht Shibata auch als Produzent sein Handwerk, aber ich finde, Bogren hat "Crimson & Jet Black" noch einen Zacken besser gemacht. Das Album klingt richtig "frisch" und kommt ganz schön fett aus den Boxen - so wie das bei dieser Art von Metal sein muss!

Im Vergleich zu ihren auch 1981 gestarteten Landsleuten von LOUDNESS und deren letztem Output "Sunburst" von 2021 haben ANTHEM mit "Crimson & Jet Black" eindeutig die Nase vorne. Schon beeindruckend, dass Shibata mit seinen 64 Jahren immer noch eine ganze Armee von Hummeln im Allerwertesten hat, die ihn dazu bringen, so ein powervolles Album zu schreiben. Wer ANTHEM schon immer mochte, greift hier bedenkenlos zu, und allen anderen sei gesagt, dass an ANTHEM kein Weg vorbei führt, wenn es um erstklassigen Metal aus Japan geht.




Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Snake Eyes
02. Wheels Of Fire
03. Howling Days
04. Roaring Vortex
05. Blood Brothers
06. master Of Disaster
07. Void Ark
08. Faster
09. Burn Down The Wall
10. Mystic Echoes
11. Danger Flight
Band Website: www.facebook.com/heavymetalanthem/
Medium: CD + digital
Spieldauer: 52:36 Minuten
VÖ: 21.04.2023

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