Leper Colony - Leper Colony

Review von Damage Case vom 12.02.2023 (1270 mal gelesen)
Leper Colony - Leper Colony Neulich im fiktiven Telefonat mit Rogga Johansson:

"Du Rogga, mach' doch mal richtig geilen Old School Death Metal. So 'ne richtig geile ohne Füllmaterial. Haste bestimmt ein paar Songideen zu in der Schublade, oder?"
"Kein Problem, Songs, die nach Florida klingen, habe ich genug. Eingespielt ist der Kram auch schon. Brauche nur den richtigen Sänger dafür. Den Speckmann Paule und Kam Lee kann ich gerade echt nicht mehr sehen!"
"Ruf mal den Grewe an. Der kann das und kreischt dir das an einem Wochenende komplett ein!"

Gesagt, getan. Geschätzte vier fiktiven Wochen später kann man dann schon folgendes Review schreiben:

Rogga Johansson ist der Rick Rubin des Death Metals. So wie jener Referenzen aller möglichen bekannten und möglichst legendären Acts in seiner Sammlung der von ihm produzierten Bands zu sammeln scheint, so hat der umtriebige Schwede eine Schwäche für bekannte bis legendäre Shouter der härteren Gangart. Sei es Kam Lee (dessen Stamm-Band MASSACRE ist ja inzwischen auch Rogga-Land, daneben noch gemeinsam aktiv bei THE GROTESQUERY, BONE GNAWER, THE SKELETAL), Henri Sattler (GOD DETHRONED, gemeinsame Sache bei TO THE GALLOWS), Dave Ingram (BENEDICTION und BOLT THROWER, Roggas Shouter bei DOWN AMONG THE DEAD MEN, ECHELON und STYGIAN DARK), Paul Speckmann (MASTER, JOHANSSON & SPECKMANN) oder Felix Stass von CREMATORY, mit dem er STASS macht - das Muster ist bei den Bandprojekten häufig das selbe, denn Rogga versteht es nahezu perfekt, seinen Mikromännern passende Songs zu schreiben, die nicht zufällig auch immer Erinnerungen an ihre bekanntesten Wirkungsstätten oder gemeinsame Vorbilder erzeugen. 2023 also LEPER COLONY. Hier frontet Marc Grewe, aktuell am Mikro bei DISCREATION, INSIDIOUS DISEASE und DESPAIR, aber natürlich bekannt als Frontgurgler der legendären MORGOTH, einer - wenn nicht der wichtigsten - deutschen Death Metal Band der späten 80er, frühen 90er. Der gemeinsame Bandname weckt natürlich Assoziationen: "Leprosy", für nicht wenige eines der besten Todesstahlalben einer der unbestritten prägendsten und besten Szenekapellen ever, DEATH. Spätestens beim dritten 'The Surgical Undeadvors' ist alles klar - hier knien zwei Große des Metals vor den Göttern ihrer Jugend und zollen Evil Chuck Tribut. Gemeinsam tauchen die beiden Herren kopfüber ein und lassen den Hörer neben Chuck Schuldiner & Co. in Erinnerungen an 1991, Sound aus Florida, "From Beyond" aber auch "Testimony Of The Ancients" und "Cursed" schwelgen. Die 33 Minuten dieses Debütalbums sind so retro komponiert und performt, wie es nur geht. Leider wirkt der durchgehend druckvolle Sound dabei ein wenig zu gewollt, die Gitarren an einige Stellen etwas zu perfekt (an anderen aber auch saugeil melodisch), das schmutzige Thrash-Feeling der der damals jungen Wilden fehlt. Aber wie soll sich das auch dreißig Jahre später digital mit Pro Tools und all dem Schnickschnack ohne Bandsalatgefahr auch Eins zu Eins reproduzieren lassen? Trotzdem hagelt es mit 'Perdition's End' sowie 'Flesh Crawl Demise' beinahe schon astreinen Death Thrash und Jon Skäre verdrischt sein Schlagzeug in schöner Bill Andrews- und Chris Reifert-Manier ('Gruesome End').

Fazit: Diesmal hat Rogga zielgenau in seine Riffkiste gegriffen und neunmal klassischen US-Todesblei reproduziert, ohne lau aufzuwärmen oder mit Mittelmaß aufzufüllen. Wer neben SKELETAL REMAINS und PARASITARIO weiteren Retrosound zum Abfeiern des Frühneunziger Death Metals fernab Schwedens braucht, ist mit LEPER COLONY sauber bedient. Szene-Original Marc Grewe gibt alles und liefert wie bestellt. Gerne mehr davon!

Drei Anspieltipps: 'The Human Paradox' legt los, Marc setzt sein Organ ein und man denkt nach 30 Sekunden, dass Evil Chuck aus der Ewigkeit zurückgekehrt ist - geil, was ein Einstieg! 'Rapture Addict' ist verspielt, melodisch und trotzdem knüppelhart. 'Flesh Crawl Demise' könnte als der härteste SLAYER-Song durchgehen, den die Totschläger bis 1990 nie geschrieben haben. Marc schreit sich speziell in diesem Song so sehr die Seele aus dem Leib, dass man glaubt, Tom Araya hätte einen Gastauftritt.

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. The Human Paradox
02. Perdition's End
03. The Surgical Undeadvors
04. Tar and Feathers
05. Rapture Addict
06. Leper Colony
07. A Flow So Greatly Macabre
08. Flesh Crawl Demise
09. Gruesome End
Band Website: www.facebook.com/lepercolonyband
Medium: CD
Spieldauer: 33:33 Minuten
VÖ: 13.01.2023

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