Witchery - Nightside

Review von derkleinekolibri vom 18.08.2022 (2085 mal gelesen)
Witchery - Nightside Vor 31 Jahren besuchte ich unter anderem die siebtgrößte Stadt Schwedens, Linköping, und nahm auch die Gelegenheit wahr, mir den Roxen anzuschauen, einen nahegelegenen See. Hätte ich damals geahnt, was sechs Jahre später in eben jenem Ort geschehen würde, hätte sich zwar auch nichts geändert, aber ich wäre ehrfurchtsvoller durch den Ort geschritten. 1997 formierten sich dort nämlich WITCHERY. Vier der fünf Jungs kamen von SATANIC SLAUGHTER. Das heutige Line-Up von WITCHERY ist nicht mehr dasselbe, hat es aber nach wie vor mächtig in sich.

Die wohltuende, die Musik veredelnde Stimme gehört Angus Norder. Natürlich nicht vergleichbar, aber Bon Scott war ein ebenso charismatischer Sänger, den ich glücklicherweise noch live erleben konnte. Es wäre also an der Zeit, WITCHERY auf den Bühnen dieser Welt einen Besuch abzustatten. Die gutturalen Laute, die der Kehle des Sängers entweichen, sind irgendwie nicht von dieser Welt. Was die Saiten-Fraktion angeht, so teilen sich Patrik Jensen und Rickard Rimfält die Arbeit an den sechssaitigen Instrumenten, während Victor Brandt sich mit vier Saiten zufriedengibt und mit seinem gefühlvollen Spiel des Basses einen Großteil zur Dynamik des Albums "Nightside" beiträgt. Victor ist derjenige, der DIMMU BORGIR bei ihren Liveauftritten tatkräftig zur Seite steht. Er ist auch der einzige Neuling bei WITCHERY. Am Schlagzeug werkelt ein wahres Tier: Chris Barkensjö trommelt alles nieder, was sich ihm in den Weg stellt. Er schreckt vor nichts zurück, nimmt jede Herausforderung an und sorgt für das grundsolide Fundament eines der besten Alben dieses Jahres.

Die fünf Schweden halten sich nicht mit langen Intros und dergleichen Vorgeplänkel auf. Es geht sofort zur Sache. Hier wird eine Energie freigesetzt, die ihresgleichen sucht. Wer nicht rechtzeitig in Deckung geht, läuft Gefahr, umgehauen zu werden. Dabei haben sich WITCHERY nicht nur auf Geknüppel der brutalen Sorte versteift. Der Charme des Albums liegt überwiegend darin, dass Abwechslung groß geschrieben wird. Bei 'Er Steht In Flammen' vernimmt man sogar sakrale Klänge, begleitet von einem allerdings nur teilweise deutschen Text. Im Anschluss wird wieder alles niedergemäht. Nach dem fünften Stück muss die LP gewendet werden. Nutzer einer CD können dem Genuss ununterbrochen weiterlauschen. Einer Stampede gleich startet die zweite Seite des Vinlys mit dem alles niederstampfenden Song 'Left Hand March'. Ein wahres Stromgitarrengewitter folgt, betitelt als 'Under The Altar', und bereitet den Hörer mental auf 'Churchburner' vor. Dieses Stück geht schließlich ab wie Schmitz' Katze, ein Schnellzug hätte Probleme, das Tempo mitzuhalten. Die Pfade des Black Metals und des Thrashs verlassen die Jungs dann doch einmal: 'Crucifix And Candle' zeichnet sich durch ein gänsehautverdächtiges Solo aus. Der Titelsong schließlich rundet das insgesamt knapp 36 Minuten lange Meisterwerk ab. Viele halten die beiden Vorgängeralben "In His Infernal Majesty's Service" (2016) und "I Am Legion" (2017) für die noch etwas besseren Alben. Doch wie so oft folge ich nicht der Meinung des Mainstreams, sondern vertrete meine ureigenen Ansichten.

Ein Rundum-Sorglos-Paket hat Century Media geschnürt. So ist eine heutzutage übliche digitale Version erhältlich, die gewiss großen Anklang finden wird. Für die Fans digitaler Medien, die man noch in den Händen halten kann, gibt es natürlich eine CD. Jenen Metallern, die den analogen Klang vorziehen, sei versichert, auch an eure Belange wurde gedacht. Es gibt das übliche schwarze Vinyl und obendrein noch eine auf 500 Stück limitierte Auflage in "Transparent Red". Beide Varianten sind als 180 Gramm-Vinyl ausgelegt. Greift zu, solange noch die Möglichkeit besteht, eine CD oder eine LP zu bekommen. Ihr wisst ja, die guten Dinge dieser Welt sind immer viel zu schnell ausverkauft.

Gesamtwertung: 10.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Witching Hour
02. Don't Burn The Witch
03. Storm Of The Unborn
04. Er Steht In Flammen
05. Popecrusher
06. Left Hand March
07. Under The Altar
08. Churchburner
09. Crucifix And Candle
10. A Forest Of Burning Coffins
11. Nightside
Band Website:
Medium: CD, LP, Digital
Spieldauer: 35:51 Minuten
VÖ: 22.07.2022

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