Boarhammer - I: Cutting Wood for Magickal Purposes

Review von Humppathetic vom 06.01.2022 (2811 mal gelesen)
Boarhammer - I: Cutting Wood for Magickal Purposes "What we're gonna do right here is go back." - "How far you goin' back?" - "Way back!"

BOARHAMMER aus Deutschland sind ein Zweiergespann, bestehend aus Sänger und Gitarrist Wodwoz und Sänger, Bassist und Schlagzeuger The Vessel, und wurden im Herbst 2020 gegründet, um ihre Interpretation von räudigem, okkultem Black Metal unters Volk zu tragen. Die genaue Herkunft der beiden ist zwar eine ungelöste Frage, aber sie bezeichnen ihr Projekt als aus der Ursuppe der betreffenden Musik kommend. Für mich kommen sie daher einfach aus Ursuppe, Deutschland. Die Existenz eines solchen Ortes ist jetzt auch nicht weniger wahrscheinlich als ein realer Ort wie Linsengericht in Hessen - zumindest postuliere ich das jetzt hier einfach mal. Come at me, Faktencheck!

Aber was heißt Ursuppe in diesem Fall? Nun ja; wenn man heutzutage jemanden fragt, wie er Black Metal genau definiert oder welche Namen ihm dabei einfallen, dann wird man vielleicht ein verwirrtes "Hä, wie bitte?" vernehmen. Tipp von einem Profi: Die eigene Oma, die irgendwann zwischen PETER ALEXANDER und MATTHIAS REIM mental abgeschaltet hat, von solchen Umfragen prophylaktisch direkt ausschließen. Fragt man jedoch einen Kenner der Materie, hört man wohl von der zweiten Welle aus Norwegen, von Namen wie MAYHEM, EMPEROR, ENSLAVED und IMMORTAL. Die Assoziation kann man sich direkt sparen. Ursuppe heißt: 80er durch und durch. Die Bands, die man eher in diesen Topf schmeißen sollte, sind HELLHAMMER, BULLDOZER (der Gesang von BOARHAMMER erinnerte mich frappierend an AC Wild von den Italienern) oder auch SARCÓFAGO.

In sieben Songs, einer davon ein Cover von 'Black Funeral' des MERCYFUL FATE-Klassikers "Melissa" (das im eigenen Gewand präsentiert wird), die es auf eine knappe halbe Stunde bringen, massiert uns BOARHAMMERS im echten Stil auf Kassette veröffentlichtes Demo namens "I: Cutting Wood For Magickal Purposes" in rückwärts gewandter Manier die Eingeweide durch. Es knarzt und biegt sich im Gehölz, das hier musikalisch wie lyrisch daherkommt. Magie und Zaubersprüche sind der Boden, aus dem die Musik sprießt. Dabei geht man mal mit Groove ans Werk, mal rumpelt man aus den Boxen - das alles klingt im eigentlichsten aller Sinne nach Handwerk. Geerdet, natürlich und greifbar klingt das alles. Eine willkommene Abwechslung zum manchmal doch irgendwie steril wirkenden Mainstream, bei dem alle Ecken und Kanten abgeschliffen wurden, sprich kein echtes, wahrhaftiges Gefühl mehr übrig geblieben ist. Die exorbitant charismatischen Vocals, die mal ominös im Sprechgesang daherkommen und sich dann wieder zu einer mystischen Inkantation erheben, sind voller Kratzigkeit und mit ordentlich Hall versehen. Und passend zum Gesamteindruck der Platte werden die Songs mal mehr, mal weniger offensichtlich durch kurze Passagen miteinander verbunden. Es greift, platt gesprochen, ein Rad ins andere. Alles ist miteinander verwoben oder - um noch einen weiteren schlechten Gag einzubauen - verwurzelt. Highlight des Ganzen ist dabei der längste Song der Platte, namentlich 'Spirits On Black Wings', der einen überraschenden, geradezu fröhlich-entspannten Mittelteil offeriert. Schlicht weltklasse, dieses Lied.

Negativ zu bewerten ist dann wohl nur, dass die Songs 'Tatra Wolves' und 'Ritual Tusks' im Vergleich zur starken ersten Hälfte qualitativ leicht (!) abfallen. Und dass ich noch nicht mehr der beiden hören kann. Bis zum nächsten Mal!

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Riding The Hedge
02. Channelling Wormwood Spirits
03. Spirits On Black Wings
04. Tatra Wolves
05. Ritual Tusks
06. The Trees Are No Trees
07. Black Funeral (MERCYFUL FATE Cover)
Band Website: boarhammer.bandcamp.com/releases
Medium: Kassette
Spieldauer: 29:46 Minuten
VÖ: 03.12.2020

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