Floating Opera - Floating Opera

Review von baarikärpänen vom 21.04.2021 (3481 mal gelesen)
Floating Opera - Floating Opera Erinnert sich noch jemand an die Kriminalreihe "Derrick"? Den Jüngeren sei ein Blick auf Youtube empfohlen, vor allem auf die Episoden kurz vor oder kurz nach Beginn der 80er Jahre. Ich garantiere jede Menge Momente, um sich mal so richtig zu beömmeln oder einfach mal fremdzuschämen. Wie steif und spießig doch das Fernsehen damals war. Vor allem in den Folgen, in denen sich rechtschaffene und hart arbeitende Eltern um ihren verkommenen Nachwuchs sorgten, der sich in dunklen, als Diskothek oder Kneipe getarnten, Drogenhöhlen aufhielt und sich hemmungslos dieser ach so verdorbenen und im Rausch vernebelten "Beatmusik" hingab. Die wurde, ein weiteres Schmankel, in fast allen Folgen von Laiendarstellern dargeboten, die vor sich hin dilletierten und möglichst aynchron zur Musik so taten, als wären sie des Teufels rechte Hand.

Wie ich auf diese ungewöhnliche Einleitung komme? Nun, das ist recht leicht erklärt, denn FLOATING OPERA, um deren selbstbetitelte und einzige Scheibe es hier geht, erinnern mich musikalisch des öfteren an eben jene Musik. Golden Core beziehungsweise dem umtriebigen Neudi ist es zu verdanken, dass dieses Album von 1981 nun eine Wiederveröffentlichung spendiert bekommt. Golden Core haben sich sechs Perlen des early Metals aus Germany gesichert, alle aus den Jahren 1980 und 1981 und alle aus dem Fundus des kultigen GAMA Musikverlages, der - meiner bescheidenen Meinung nach völlig zu Unrecht - gerne respektlos als Auffangbecken für Bands aus der zweiten Reihe gilt. Unter anderem zählten heute geschätzte Bands wie GRAVESTONE, STORMWITCH oder TYRAN' PACE zum Repertoire des Labels. Aber auch weniger bekannte oder schon längst vergessene Truppen wie REQUIEM oder HIGH TENSION. Wer sich diesbezüglich einen Überblick verschaffen möchte, dem kann ich den Sampler "The Best And The Rare Of GAMA" empfehlen, inklusive eines sehr ausführlichen Booklets mit Liner Notes von Neudi (Neudi, falls du das hier liest: ich vermisse RESTLESS!). War es ein Einfaches, Infos zu den jeweiligen Bands zusammenzutragen, so stellen FLOATING OPERA eine echte Ausnahme dar. Bis auf den Drummer Peter Garattoni (einer von zwei "Bossen" des GAMA Musikverlags) sind alle Mitglieder von FLOATING OPERA aus dem Raum Stuttgart anscheinend wie vom Erdboden verschwunden.

Wie nach all diesen Zeilen nicht anders zu vermuten, hat "Floating Opera" herzlich wenig mit Metal zu tun. Auch der im Infoschreiben genannte Proto-Metal findet sich, wenn überhaupt, nur im eröffnenden Titeltrack. Vielmehr kann man die Musik wohl mit härterem Rock umschreiben, der die damals durchaus üblichen progressiven Züge aufweist (nicht verwechseln mit Prog im Stile von DREAM THEATER!!). Aber auch die Nachwehen des Krautrock lassen sich in einigen Songs finden, wie zum Beispiel in 'Pig Bee Trap'. Richtig radiokompatibel wird es gar in 'Soul Man'. Lange überlegen mußte ich dann, woran zum Kuckuck mich der Longtrack 'Fading Heroes' mit seinen vielen ruhigen Passagen und dem etwas heftigeren Ende erinnert. Letztendlich kam ich dann auf 'Mamy Blue' von Ricky Shayne, einem Schlager aus dem Jahre 1971. Zur Ehrenrettung von FLOATING OPERA sei aber gesagt, dass besagtes 'Fading Heroes' sich um einige Ecken besser anhört. Natürlich dürfen mit 'Ride In The Night' und 'Coming Home To You' auch die obligatorischen Balladen nicht fehlen.

Auch wenn es vielleicht bis hierhin so klingen mag, aber ein Verriss ist dieses Review nicht! Man sollte, ja muß, "Floating Opera" schon in Bezug zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung betrachten. Ebenfalls gehe ich davon aus, dass es einzig und allein Ziel des Labels war, einer Band aus der Region eine Plattenveröffentlichung zu ermöglichen. GAMA waren ja auch später, zur Hochphase des Metals aus deutschen Landen, dafür bekannt, vielen Bands aus dem süddeutschen Raum eine Heimat zu bieten. Fazit ist, dass man es Golden Core und Neudi hoch anrechnen darf, dass sie dieses völlig in Vergessenheit geratene Kleinod der härteren Rockmusik aus der damaligen Zeit wieder zugänglich gemacht haben. Eine Wertung verbietet sich natürlich, weil "Floatig Opera" was für Sammler und Metal-Historiker ist. Der breite Rest wird mit der Musik auf "Floating Opera" eher wenig anfangen können.



- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01. Floating Opera
02. Pig Bee Trap
03. Ride In The Night
04. The Transformation
05. Soul Man
06. Fading Heroes
07. Coming Home To You
Band Website:
Medium: CD, LP
Spieldauer: 33:00 Minuten
VÖ: 05.03.2021

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