Vortex - Them Witches

Review von baarikärpänen vom 11.10.2019 (5131 mal gelesen)
Vortex - Them Witches Ich hab' es ja schon immer gesagt, dass es wirklich Sinn macht, mal Ordnung in die Hütte zu bringen und auch in den hintersten Ecken zu kramen. Was man da nicht so alles findet, was schon längst verloren schien. Zu dieser Erkenntnis dürfte auch Martjo Brongers, seines Zeichens Hauptantriebsfeder hinter den holländischen Metal-Urgesteinen VORTEX, gekommen sein. Der war nämlich gerade dabei, sämtliche Aufnahmen der Band zu digitalisieren und stieß dabei auf die Songs, die eigentlich für das 1987 geplante zweite Album der Jungs gedacht waren. Und wie es der Zufall so will, steht ausgerechnet 2019 das 40. Jubiläum von VORTEX vor der Tür. Ein wirklich geeigneter Zeitpunkt, um sich den Rest der Band zu schnappen und die Songs in einem zeitgemäßen Sound neu aufzunehmen in den deutschen Sound Lodge Studios.

imgcenter


1979, als die Metal-Szene in den Niederlanden eigentlich noch nicht existent war, waren VORTEX sowas wie die Gründerväter. Was die Jungs hatten, war vor allen Dingen Zeit. Die haben sie ausgiebig genutzt, um einige Demos aufzunehmen und musikalisch zu wachsen. So dauerte es bis 1985, als die erste offizielle EP "Metal Bats" erschien und eine Duftmarke setzen konnte. 1986 dann der erste Longplayer "Open The Gate", der verdientermaßen einiges an Aufmerksamkeit erregte. Warum VORTEX diese Aufmerksamkeit nicht genutzt haben und den bereits so gut wie fertigen Nachfolger "Them Witches" 1987 nicht veröffentlichten, das müsste man mal in einem Interview klären. So kam es, wie es kommen mußte und 1990 waren VORTEX erstmal Geschichte. Erst ein knappes Jahrzehnt später starteten Brongers und Sänger Jurjen Tichelaar nochmal neu, veröffentlichten auch vier weitere Alben, die aber irgendwie in großen Wust an Neuerscheinungen untergegangen sind. Schade eigentlich. Das könnte und vor allem sollte sich jetzt aber mit "Them Witches" ändern.

Man mag kaum glauben, dass die Songs auf "Them Witches" schon mehr als 30 Jahre auf dem Buckel haben. Sämtliche Tracks hören sich so an, als seien sie vor ein paar Monaten erst für diese Scheibe geschrieben worden. Was noch, äußerst positiv wohlgemerkt, auffällt, ist, wie unverwechselbar VORTEX klingen. Da finden sich kaum Parts, die man mit anderen Truppen vergleichen könnte. Sieht man vielleicht mal vom Titelsong ab, dessen Beginn (aber auch nur der!) an die eisernen Jungfrauen erinnert. Ansonsten klingen VORTEX nur nach, ähem, VORTEX. "Them Witches" startet mit 'Spiritualien' und 'Death At Dawn', zwei Stücke, die sich durch ihren galoppierenden Rhythmus auszeichnen. Das nachfolgende 'I.C.U.' dagegen ist ein feiner Banger mit interessantem Aufbau und schönem Riff. 'Them Witches' ist ein erstklassiger Stampfer mit einem Chorus, der dafür prädestiniert ist, das Publikum beim Konzert zum Mitshouten zu animieren. 'Gonna Hit You' ist der straighteste aller Songs auf "Them Witches" und macht mit seinem angezogenen Tempo mächtig Alarm. Wobei 'No Breath' ebenfalls eine Band zeigt, die wie von der Kette gelassen wirkt. Recht vertrackt, aber mehr als interessant, kommen 'Tremorial' und 'Fearless' daher. Gutes Futter für alle, die die grauen Hirnzellen beim Hören auch mal anstrengen wollen. Gilt übrigens auch für die beiden letzten Songs 'Five Fall' und 'First Things First'. Was sämtliche Stücke auf "Them Witches" aber auszeichnet, ist das feine Händchen, das VORTEX haben, wenn es darum geht, einen Chorus zu schreiben, der sich im Ohr festsetzt. Und da wäre schlussendlich auch noch die Leistung aller beteiligten Mucker, die aus "Them Witches" erst eine Scheibe machen, die so nicht zu erwarten war. Jurjen Tichelaar ist immer noch mehr als gut bei Stimme und weiß, diese auch perfekt einzusetzen. Ebenfalls mehr als gelungen die Riffs, die sich die Saitenfraktion aus dem Ärmel schüttelt. Woran sich die Geister eventuell scheiden könnten, ist dieser leicht theatralische Touch, der sich wie ein roter Faden durch das Album zieht. Zuletzt hab' ich das so, oder zumindest in ähnlicher Form, auf "Human Remains" von HELL gehört (nicht die schlechteste Referenz). Wer damit kein Problem hat, hält sich an die acht Punkte der Wertung, alle anderen ziehen halt ein Pünktchen ab.

So oder so ist "Them Witches" ein tolles Album geworden, das sich nicht hinter anderen neuen Veröffentlichungen im Bereich Heavy Metal zu verstecken braucht. Vielmehr ist die Scheibe sogar interessanter, weil sich VORTEX nicht an die sonst üblichen Konventionen halten, was das Songwriting betrifft. Da hätte es auch nicht sein müssen, dass das Label darauf verweist, dass wir es hier mit Songs zu tun haben, die bereits 1987 standen. Aber wenn's denn schon sein muß, dann sollte man attestieren, dass sie den "Test Of Time" bravourös gemeistert haben.



Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Spiritualien
02. Death At Dawn
03. I. C. U.
04. Them Witches
05. Gonna Hit You
06. Tremorial
07. No Breath
08. Fearless
09. Five Fall
10. Thirst Things First
Band Website: www.facebook.com/VortexHeavyMetal
Medium: CD, LP
Spieldauer: 50:45 Minuten
VÖ: 20.09.2019

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten