Wilson - Tasty Nasty

Review von Stormrider vom 28.08.2018 (6049 mal gelesen)
Wilson - Tasty Nasty Für Metalchronisten gelten die 90er gemeinhin als verlorenes Jahrzehnt, zumindest, wenn man es mit klassischem Stahl hat. Was natürlich nicht richtig ist, wenn man nicht nur platten Parolen folgt. Dominiert wurde das Jahrzehnt allerdings doch größtenteils vom Grunge sowie von der Kollaboration aus Rap-Vocals und Metal, also vom Crossover, und nicht zuletzt auch vom sogenannten Nu Metal. Und während bei jeder 80er Retro-Kapelle schon laut Hurra geschrien wird noch bevor man einen Ton gehört hat, werden Bands, die sich z. B. an MARILYN MANSON, KORN oder LIMP BIZKIT orientieren, schon vor dem ersten Takt zerrissen. Natürlich erfinden WILSON hier absolut gar nichts neu, tun viele Retrobands, die anderen Jahrzehnten huldigen, allerdings auch nicht. Insofern tut man sich gütlich daran "Tasty Nasty", immerhin bereits das dritte Album der Band, nicht abzustrafen, sondern in seinem Genrekontext zu sehen.

Hält man sich das vor Augen, dass eben auch in den 90ern der ein oder andere seine Jugend hatte, dann ist es absolut legitim, diese bunte Mixtur aus pumpenden Grooves, Rap, Dicke Hose und Kopftuch mit umgedrehter Basecap auch heute noch zu veröffentlichen. Besonders dann, wenn man es mit einem dicken Augenzwinkern tut. Und sieht man sich die Fotos von WILSON an, dann haben sie mit ihrer Band vor allem eins: Spaß!!! Und den Humor die SPICE GIRLS lyrisch ausgiebig zu zitieren, wie in 'Fuck Up My High' geschehen, den haben ansonsten wohl nur STEEL PANTHER. Das ist allerdings nicht die einzige textliche "Ausleihe". In 'Summertime Treat (Tasty Nasty)' zitiert man flockig 'Bad Case Of Loving You' sowie 'Play That Funky Music'. Und da man sich verdächtig oft an den Melodielinien von GOOD CHARLOTTE bedient, z. B. erinnern 'Spanish Coffee' und 'Everyone Gets A Round On Me' stark an die Spaßpunker, kann man der Platte einen gewissen Spaßfaktor einfach nicht absprechen.

Wer also einen lustigen Nostalgietrip in die 90er und ihren oftmals verhasst-belächelte Beitrag zur Rockgeschichte buchen möchte, der darf gerne mal in "Tasty Nasty" reinhören. Produziert wurde das Album von Scott Stevens (u. a. SIXX A.M. und PAPA ROACH). Der Sound ist genreentsprechend extrem fett und möchte unbedingt den höher-, schneller-, weiter-Wettbewerb dieses Jahr gewinnen. Wer bei einem der oben genannten Bandnamen direkt Plaque und Ausschlag bekommt, der braucht hier definitiv nicht reinhören. Wer seine Jugend indes zum Sound dieser Bands verbracht hat, der zieht sich die weißen Socken bis unter die Knie, vergisst nicht die schicke Hawaiihemden-Collegejacke und hat zu Groovemonstern wie 'Dumptruck' für etwas mehr als eine halbe Stunde einfach eine gute Zeit.


Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Dumptruck
02. Wrong Side Of History
03. Like A Baller
04. My Hustle
05. Summertime Treat (Tasty Nasty)
06. Act My Age
07. Spanish Coffee
08. Money (Money, Money, Money)
09. Fuck Up My High
10. House Of Fuckery
11. Everyone Gets A Round On Me
Band Website: www.wilsonpartyanimals.com
Medium: CD
Spieldauer: 36:49 Minuten
VÖ: 24.08.2018

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten