Parasite Inc. - Dead And Alive

Review von Opa Steve vom 19.08.2018 (6492 mal gelesen)
Parasite Inc. - Dead And Alive Wenn hohe Spielfreude, Melodie, Tempo und eine gewisse Lässig- bis Tanzbarkeit aufeinandertreffen, dann gibt es in der deutschen Metal-Szene definitiv einen Underground-Namen, welchen alle Fans des schnellen Melodic Death unbedingt auf dem Schirm haben sollten: PARASITE INC. nennen sich die Süddeutschen. Diese haben schon etwas länger kein Lebenszeichen auf Tonträger von sich gegeben, aber schon das Album "Time Tears Down" konnte die Trademarks des Quartetts beeindruckend etablieren. Ich hatte die Band über die Jahre fast wieder vergessen, wenn sie nicht aus dem Nichts und ohne aktuelles Album in der Hand vor wenigen Monaten überraschender Headliner eines schönen Hallenfestivals im JUZ-Liveclub Andernach gewesen wären. Dieser tolle Gig war für mich der Grund, das Debütalbum nochmal hervorzuholen und ich war auch sehr gespannt auf die neue Scheibe. Um es kurz zu machen: "Dead And Alive" macht hier alles richtig und stellt die ziemlich coole Gitarrenarbeit in den Mittelpunkt. Das Gekeife von Frontmann Kai erinnert dabei zusammen mit dem Melodic Death-Material öfter an ARCH ENEMY und ist deutlich eindimensionaler als die Songs an sich. Zum Glück steht es nie zu lange im Vordergrund und die Riffs ziehen genügend Aufmerksamkeit auf sich und degradieren die Vocals immer wieder zum Nebenschauplatz. Die hohe Spielfreude und Notendichte der Band wird durch das energische Drumming und die fette Produktion mit einigen ergänzenden Keyboards super unterstützt und akustisch ins beste Licht gerückt. Lediglich 'Flesh Decadence' wirkt etwas "normal" und könnte irgendwo zwischen CHILDREN OF BODOM und einem beliebigen Standard-Melodic-Death-Act einsortiert werden. Was hier als Manko formuliert wird, muss man damit erklären, dass es in diesem Segment streng genommen zu viele Bands gibt, die relativ gut was auf dem Kasten haben. Was ich aber an PARASITE INC. besonders schätze, ist neben dem oft hohen Tempo diese Leck-mich-am-Arsch-Attitüde, mit der sie den Songs einen ganz besonderen Groove verpassen und sie teilweise sogar tanzbar klingen lassen. Wave- und Alternative-Einflüsse sind definitiv hier und da herauszuhören und bilden für mich einen ganz besonderen Spritzer im Gesamtaroma, den keine Band so besitzt wie die Jungs aus Aalen. Als Hörbeispiel sei hier unbedingt 'Sunset Overdrive' genannt. Melodic Death für den Dancefloor? Funktioniert, und zwar ziemlich cool. Und die Headbanger greifen einfach zu den Vollgas-Songs wie 'Dead And Alive', welcher die Coolness der ersten WITCHERY-Scheibe besitzt, dazu hymnische "Ohhhohhhoo-Chöre" und ein Tempo stets im roten Bereich, welches euch den Nacken ausrenken wird. Wie mutig die Band mit ihrer stilistischen Mischung ist, zeigt sich auch beim Rausschmeißer 'Empty Streets'. Meine Recherchen haben ergeben, dass es sich hierbei um eine Coverversion der Synth-Wave-Band SCANDROID handelt, die mir absolut kein Begriff war. Ich habe mir das Original mal angehört und ziehe den Hut vor dem visionären Weitblick, was man aus dem Stück für einen rotzfrechen Metalsong schnitzen kann.

Abzüge gibt es lediglich für die streckenweise Reißbrett-Kälte, die das Album begleitet. PARASITE INC. haben einen klaren technischen Fokus und stricken ihre Songs eher formal als emotional. Aber in dieser Disziplin sind sie absolut Spitze und vielleicht ist das auch einfach ein Stück Understatement, welches letztendlich die Coolness ausmacht. Mir macht die Scheibe jedenfalls bombenmäßig Spaß, da sie im Metal-Genre für mich etwas ziemlich Frisches ausstrahlt.

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Countershock
02. Once And For All
03. This World
04. Fall Of The Idealist
05. Headfuck Rollercoaster
06. Flesh Decadence
07. Red Wine Collider
08. Sunset Overdrive
09. Cold Silent Hell
10. Dead And Alive
11. Empty Streets
Band Website: www.parasiteinc.de
Medium: CD
Spieldauer: 44:40 Minuten
VÖ: 17.08.2018

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