Livebericht Melechesh (mit Bullet und Stigmatized) |
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Ein Livebericht von Opa Steve aus Koblenz (Metal Cruise) - 15.11.2008 (24935 mal gelesen) |
Metal Cruise 4(Klick auf die Bilder führt zur Gallerie) Der halbjährliche Rhythmus zwischen Frühjahr und Herbst scheint sich bei der Metal-Cruise eingependelt zu haben, und so startete die nunmehr 4. Cruise dieses Mal spät im November. Der Wettergott allerdings ist dem Metal zugeneigt, denn die Temperaturen waren noch absolut erträglich (so dass man auch mal an die frische Luft gehen konnte), und vor allem: es regnete nicht! Denn das ist wichtig, will man doch keinen unnötigen Ballast mitschleppen, und auch noch die Boarding-Party in der Rockbar Florinsmarkt vorher erleben. Und so betrat man dann die Kneipe im Herzen der Koblenzer Altstadt am späten Nachmittag, die sich auch rasch füllte. So konnte man schon mal ein paar Bierchen zischen und sich bei geiler Musik in Stimmung bringen. Vor allem ist das Schwanken des Schiffes absolut kein Problem mehr, wenn man selbst schon ein wenig schaukelt. Vom Veranstalter-Umfeld erfuhren wir dort schon, dass diese Cruise diesmal nicht ausverkauft war. Hey, Headbanger! Wo wart ihr denn? Völlig unverständlich, denn mit STIGMATIZED, BULLET und MELECHESH hatte die Cruise-Crew dieses mal 3 völlig unterschiedliche, aber absolut lohnenswerte Bands an Bord. So hatte man die Wahl zwischen deutschem Oberklasse-Thrash, posenden Rampensäuen mit schwedischem Rotzfaktor, und spannendem Black-Metal mit den Melodien des nahen Ostens. Wer dort fehlte war selbst schuld, denn alle drei Combos entpuppten sich als absolute Glücksgriffe und machten Spass von der ersten bis zur letzten Note. Aber der Reihe nach. Die MS Rheingold - angesichts der vielen erkälteten Besucher besser mal in MS Rachengold umgetauft - war natürlich wieder die Schiffswahl Nr. 1. Aufgrund der geringeren Besucherzahlen konnte man sich bequem durch und über alle Decks bewegen, obwohl das Oberdeck aufgrund der Witterung erfahrungsgemäß leerer blieb und meist nur die Nikotinsüchtigen nach oben gingen. Wie auch bei den letzten Cruises war alles total entspannt. Gemütliches Warten auf den Einlass, stressfreies Boarding, und erst einmal das Merchandising in Augenschein nehmen. Und natürlich auch mal ein, zwei Bierchen zischen. Mit STIGMATIZED eröffnete traditionell eine lokale Band von Rhein und Mosel die schwermetallische Party. Nachdem das Schiff abgelegt hatte, legte der Fünfer mit recht technischem Thrash los. Mich erinnerten die Scheiben schon immer ein bisschen an die Harmonien, die HOLY MOSES auf dem "Liechtenstein"-Album auf der Pfanne hatten. Die Titel sind allesamt auf einem technisch hohen Niveau. Der Schwerpunkt der Songs lag auf dem aktuellen "Live In Despair"-Album, aber auch vom Vorgängerwerk "Becoming Unique" wurden Stücke geboten. Diese waren zwar auch streckenweise etwas vertrackt ('One Morning In War'), aber noch nicht so stark wie das aktuelle Material. Das Zuhörer reagierten anfangs etwas verhalten, aber das hielt die Band nicht davon ab, kräftig bangend alles auf eine Karte zu setzen. Und so gewannen sie auch das Metal Cruise Publikum mit jedem Song mehr. Einsatz zahlt sich halt aus, und an diesem Abend wird mit Sicherheit noch der eine oder andere Banger STIGMATIZED auf die Kaufliste gesetzt haben. Die Rotzlöffel von BULLET sorgten dann für einen schnellen Umbau, und waren sodann bereit, ihre Hardrock-Hymnen in das mittlerweile ordentlich angewachsene Publikum zu pfeffern. Ich weiß nicht, woran es liegt, dass die Schweden immer so begnadete Poser stellen. Nicht nur das fulminante Auftreten in Denim'n'Leather und die Show mit den weißen Klampfen (deren Rücken in der richtigen Stellung "The Bullet Ride" ergab) war bühnenreif, sondern die Jungs posten vom ersten Takt an, dass es kein Halten gab. Ein doppelt so schwerer Job für den Fotografen, bei dem Funzellicht überhaupt noch zum Schuss zu kommen, wenn die Kerle keine Sekunde am gleichen Fleck stehen blieben. Hier wurden die Gitarrenhälse wie in seligen SCORPIONS-Zeiten zur Decke gestreckt (auf die berühmte Pyramide der Hannoveraner haben sie wohlweislich verzichtet) und die Matte geschüttelt als gäb's kein Morgen. Das Publikum dankte es mit einer beeindruckenden Gröhl-Kulisse und erhobenen Bierflaschen, während Hell Hofer mit unverwüstlicher Stimme die rauen Texte ins Mikro schmetterte. Ich muss gestehen: obwohl ich eigentlich gar nicht auf diesen rotzigen Hardrock stehe, hat mich der Gig von BULLET schwer beeindruckt. Eine wahre Partymaschine. Irgendwas haben sie, die Schweden.... Vor dem Einlass konnte man vom Ufer aus schon die Soundcheck-Vorarbeiten von MELECHESH auf dem Schiff beobachten. Und auch an Board merkte man, dass sich die nach Holland ausgewanderten Nahostler auf der vorhandenen Anlage einiges rausnehmen würden. Und es wurde laut. Macht aber nix, denn der ausgedehnte Soundcheck hatte sich gelohnt. Grell, aber recht transparent gab's mesopotanische Leads (sofern die Überlieferungen überhaupt einen solchen Zusammenhang beweisen können) und ungewohnt klingenden Black Metal. Gepost wurde nicht einmal halb so viel wie bei BULLET, dafür konzentrierte sich alles auf Sänger Ashmedi, der mit bösem Blick und effektiver Lightshow zweifelsohne den Mittelpunkt der Band markiert. Mit 'Of Mercury And Mercury' wählte die Band einen langen und etwas sperrigen Opener. Nicht gerade der geeignete Song, um das Publikum auf seine Seite zu ziehen - vor allem, wenn man mit dem Material von MELECHESH nicht vertraut ist. Dennoch waren die Fans von Song zu Song hingerissener von der hypnotischen Ausstrahlung (die nach diversen Bieren oder sonstigen Genusswaren zunehmend ihre Wirkung auf der Rückfahrt entfalteten). Einer der Höhepunkte des Sets war das orientalisch klingende 'Ladders To Sumeria', welches sich in der Live-Version in seiner Intensität von Takt zu Takt mehr steigerte. Getoppt wurde er allerdings gegen Ende vom rasenden Banger 'Triangular Tattvic Fire'. Ein sehr intensiver Gig, der hier abgeliefert wurde, der allerdings unrühmlich früh sein Ende fand. Die Band füllte die zur Verfügung stehende Zeit nicht komplett aus, und war trotz lauter "Zugabe"-Chöre nicht in der Lage, die Setlist spontan um 1-2 Titel zu erweitern. Das ist natürlich ein etwas schwaches Bild, denn bisher spielte jeder Metal-Cruise-Headliner bis zur Anlegestelle durch. So endete die Party dann etwas abrupt, und mit etwas langen Gesichtern im Publikum legte die Rheingold die letzte Seemeile frustrierend still zurück. Die Metal-Cruise ist eine einzigartige Institution in der deutschen Konzert-Szene. Sie bot mit einem fairen Preis-Leistungsverhältnis bisher immer eine kurzweilige Bandauswahl, mit der MS Rheingold eine wirklich geeignete Location und viel Platz zum stressfreien Abfeiern. Und damit der Abend nicht so plötzlich in der schönsten Stimmung endete, sorgte auch diesmal die Rockbar Florinsmarkt wieder für eine anständige Aftershow-Party mit Open End. Und wenn auch MELECHESH etwas zu früh die Songs ausgingen, passierte dies dem DJ nicht, denn die Feier zog sich bis in die frühen Morgenstunden, wobei die Uhrzeit irgendwann auch keine Rolle mehr spielte. Wer an diesem Abend Besseres zu tun hatte: selbst schuld! |
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