Livebericht Haggard |
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Ein Livebericht von des aus Wien (Szene Wien) - 01.11.2008 (12725 mal gelesen) |
In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen mailt mir mein Schwager eine Liste von Konzertterminen und der Frage, welche Gruppe davon sehenswert wäre. Diesmal haben wir uns aus der Liste der in-Frage-kommenden Bands eher willkürlich HAGGARD am 1.11. in der Szene Wien rausgepickt. Bislang hatte ich mit HAGGARD wenige Kontaktpunkte und hatte sie auch noch nie live gesehen und war neugierig darauf, wie das Musikkonzept live umgesetzt werden kann. Eigentlich gingen die Erwartungen ob der eher komplexen Songs eher in die Richtung genussvolles Kopfkonzert denn stimmungsvolle Hüpfparty. Die Szene Wien war für mich Neuland. Mein Lieblingsclub Planet Music in Wien hat leider seine Pforten geschlossen, die Marke www.planet.tt blieb aber erhalten. Nun finden die größeren planet.tt-Acts wie zuletzt NIGHTWISH oder APOCALYPTICA in den Gasometern Wien statt, während die mittleren oder kleineren Bands in der etwa 400 Mann fassenden Szene Wien auftreten. Die Szene Wien entpuppt sich als gemütliche Location mit entspanntem Personal und korrekter und freundlicher Security und netter Bedienung am Bierausschank. Als Aufwärmer fungieren DARK DECEPTION, eine Lokalkombo aus dem Niederösterreichischen Hollabrunn. Die Band existiert seit 10 Jahren und feiert am 29.11.2008 ihr Jubiläum mit einem Konzert am Alten Schlachthof in Hollabrunn. An diesem Abend haben sie es aber schwer. Zum einen kämpft die Band mit schlechtem Sound, das Keyboard ist so gut wie gar nicht zu hören und der Gesang ist viel zu leise. Zum anderen hadert Sänger Markus, der die Band nach dem Jubiläumsgig verlassen wird, mit Rückkopplungen von den Monitoren. Demzufolge geraten die ersten beiden Nummern eher verkrampft, die schlechte Laune des Sängers überträgt sich auf das Publikum. Mit der Zeit wird die Band lockerer, die späteren Songs haben mehr Groove und kommen beim Publikum besser an und der Funke beginnt überzuspringen. Allerdings ist die Menge auch nicht unbedingt die Zielgruppe für den rifforientierten Metalcore/Death Metal der Combo. Demzufolge bleibt die Stimmung in der bis dahin zu etwa 30 Prozent gefüllten Halle eher verhalten. Nach kurzer Umbauzeit, in der die kleine Bühne mit Notenständern und Kerzenhaltern angefüllt wird, entern HAGGARD die Bühne. Die Halle ist mittlerweile gut gefüllt; es bleibt aber genug Platz, um seinen Bierbecher gefahrlos zu halten. Bevor es aber richtig losgeht, werden von HAGGARD aber nochmals alle Mikros und Instrumente kurz gecheckt. HAGGARD fahren ihr volles Metal-Orchester mit 14 Musikern auf. Neben den üblichen Metal-Instrumentarien Gitarre (mal zwei), Schlagzeug, Bass werden noch Cello, Violine, Viola, Piano, Pauken, Horn und Querflöte aufgeboten. Gesanglich werden ergänzend zu Growler Asis eine Sporanistin, ein Bariton und HAGGARD-Urgestein Fiffi Fuhrmann aufgeboten, der neben dem Tenorgesang noch das Krummhorn übernimmt. Dann erschallen die Intro-Worte der letzten CD und der Opener 'Tales From Ithiria'. Das Publikum springt sofort an, binnen Sekunden kocht die Halle. Was bei DARK DECEPTION noch nicht funktioniert hat, läuft jetzt besser: der Sound ist sehr differenziert und gut gemischt, alle Instrumente und Gesänge sind gut zu hören und fügen sich stimmig zusammen, einzig das Schlagzeug hätte deutlich mehr Wumms vertragen. Dass die Lautstärke nicht ganz am obersten Pegel angesiedelt ist, spiegelt offenbar das Selbstverständnis und den Musikanspruch von HAGGARD wieder: lieber etwas leiser, dafür glasklar. Sehr schön und auch harmonisch der Wechsel zwischen klassischen Stimmen und den Death-Metal Growls von Bandkopf Asis Nasseri, die aber trotz ihrer Bedrohlichkeit eine gewisse Wärme ausstrahlen. Vielleicht liegt die Wärme aber auch an den sympathischen Ansagen von Asis, der mehrere Male den Veranstaltungsort und das Catering lobt. Im Vergleich zu den musikalisch ähnlich gelagerten und auch exzellenten THERION fällt auf, dass ein Konzert eine enorme musikalische, aber auch visuelle Aufwertung erfährt, wenn Orchestrierungen wie bei HAGGARD live gespielt werden und nicht aus der Konserve stammen. Als später der aus dem Mittelalter stammende Klassiker 'Herr Mannerlig' zelebriert wird, verlassen die Gitarren die Bühne, um der Streicherfraktion und den klassischen Sängern mehr Raum zu geben. Der Song wird frenetisch abgefeiert, gegen Ende des Lieds tauchen Gitarrist und Bassist im Graben vor der Bühne auf und unterstützen die Band von dort - die beiden haben dann allerdings leichte Probleme bei der Erkletterung der Bühne (vielleicht zu viel vom Catering genossen?). Gegen Ende wird HAGGARD-Klassiker 'Final Victory' nochmals zur Stimmungskanone. Die ganze Halle singt den Chorus - noch bis in die Ansagen hinein und Fiffi spuckt Feuer. Nach gut 1 1/2 Stunden verlässt die Band die Bühne, um zur Bandvorstellung und einer Zugabe zurückzukehren. Nach schlussendlich etwa 2 Stunden entlassen HAGGARD eine euphorisierte Menge in die laue Herbstnacht. Die HAGGARD-Mitglieder mischen sich noch auf ein Bierchen und ein Tratscherl unter die verbleibende Menge. Ein gelungenes, nein, ein Hammerkonzert, bei dem die Erwartungen bei weitem übertroffen wurden. Es fiel dabei auch nicht ins Gewicht, dass eine der beiden Sopranistinnen die Tournee vorzeitig abbrechen musste; die verbliebene Sängerin Su macht mit ihrem Einsatz den Ausfall vergessen. Es bleibt nur zu hoffen. dass HAGGARD ihr Versprechen wahr machen und bald wieder zurückkehren. Festivalauftritte für nächstes Jahr sind jedenfalls bestätigt. |
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