Nihili Locus - Lyaeus Nebularum

Review von grid vom 30.03.2018 (4945 mal gelesen)
Nihili Locus - Lyaeus Nebularum NIHILI LOCUS haben eine lange und personell unruhige Entwicklungsgeschichte hinter sich, die strenggenommen bis ins Jahr 1989 zurückreicht, als Mauro Veronese (Gitarre, Gesang), Massimo Currò (Bass) und Bruno Blasi (Gesang) unter dem Namen OMICIDIO zusammenfanden. 1991 tauften die drei die Band um und heißen seitdem NIHILI LOCUS; Valeria De Benedictis (Gitarren, Keyboard und Gesang) und Simone Fanciotto (Keyboards) vervollständigten die Reihen und Veröffentlichungen folgten. Das Label Terror From Hell Records bringt nun eine Zusammenstellung heraus, die die in den The Devil's Mark Studios in Rom remasterten Songs der Single 'Sub Hyerosolyma' (1992), des Demos "…Advesperascit…" (1994) und der EP "..Ad Nihilum Recidunt Omnia" (1996) vereint. Als Draufgabe gibt es noch zwei bislang unveröffentlichte Titel, die im Jahr 1997 entstanden sind.

Und für welche Spielart des Schwarzmetalls stehen NIHILI LOCUS? Für eine komplexe, fantasievolle, kräftige, episch ausholende und drückend schwere, aber auch für die alte, grimmig-giftige Spielart. NIHILI LOCUS bedienen sich an Doom und Death, um ihr Schwarzmetall aufs Trefflichste in Szene zu setzen. Frauengesang hat da genauso seinen Platz wie der Einsatz akustischer Instrumente oder ein stilvoll agierendes Keyboard. NIHILI LOCUS machen Musik nicht nur zum Einfach-so-mal-Hören, sondern zum Zuhören und zum Eintauchen. Schon der fast neunminütige Opener 'Memoriam Tenere' ist ein pechschwarzes, atmosphärisches Wuchtwerk, das das Kopfkino anwirft und Gänsehautmomente bereithält. Der kaskadisch angehauchte Einstieg mündet direkt in einen Schwarzmetallsturm, der unter dem Einfluss akustischer Instrumente abflaut, dafür rückt schweres Moll nach, der Gesang steigert sich neben tiefen Growls ins Hysterische und Getriebenheit nimmt gegen Ende hin zu. Die Spoken-Word-Passage in 'Silvara' ruft einen augenblicklich Dani Filth ins Gedächtnis. Der melodiesichere Abschluss besticht durch Schnittigkeit und ist viel zu schnell vorbei. Das im Midtempoo angesiedelte und beschaulich-gefühlige 'Memoriam Tenere (Rigor Mortis)' vereinigt die klare, volltönende Männerstimme mit glockenhellem Frauengesang bis geiferndes Kreischen das geordnete Stimmungsbild aufmischt. 'Ancient Beliefs Forgotten' rast nach einem mystisch aufgeladenen Einstieg in bester Schwarzmetallmanier los. Die überraschenden Death-Growls verstärken die aggressive nachtschwarze Atmosphäre. 'Deathly Silence Nebulae' stampft und poltert zwischen Death und Doom, das ätherische Tasteninstrument stimmt nach einem massiven Mittelpart eine so locker leichte wie traurig schwere Melodie an, die die Stimmung völlig dreht. Wem hier das Herz schwer wird, der muss sich nicht schämen. 'Gloomy Theatre Of Ruins' eröffnet mit akustischer Gitarre, die sich an einer mittelalterlichen Weise orientiert, wartet dann aber mit hackender Schroffheit auf, zeigt sich eher unkonventionell überhaucht und fordernd, ebenso wie 'Canto (Of A Nightly Jewel)', wo sich moderates Experimentieren und Hang zu bleischweren Riffs die Klinke in die Hand geben. Doch so massiv wie NIHILI LOCUS zuschlagen können, so sanft können sie Feinklänge der sanftesten und verträumtesten Art zaubern, nachzuhören in den beiden Zwischenspielen '...Advesperascit...' und dem tastenverliebten 'Tectum Nemoralibus Umbris'. Beim achtminütigen 'Buio/XII Touches' mauern NIHILI LOCUS erst strapaziös lange und bauen entsprechend zäh an der Spannung für die finalen oldschooligen Sprints und den irrwitzigen Gesang. Zwölfmal schlägt am Ende dieses Prachtwerks die Glocke. Die beiden bislang unveröffentlichten Songs 'Lugubri Lai' und 'La Notte Eterna' rumpeln und scheppern sich mit schmuddeligem Alte-Schule-Gedächtnissound voller Charme und Melodie in die Herzen der Liebhaber.

Ob diese Compilation nun der Vorbote für weitere zu erwartende Taten der damals im italienischen Untergrund umtriebigen Band anzusehen ist oder schlichtweg nur eine Huldigung, wird die Zeit zeigen. Was "Lyaeus Nebularum" auf jeden Fall ist: eine für Untergrundfans empfehlenswerte Anschaffung (CD oder Vinyl sind verfügbar), weil die Songs keine Stimmung auslassen und (immer noch) begeistern, auch wenn sie schon mehr als zwanzig Jahre auf dem Buckel haben.


- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01. Memoriam Tenere
02. Silvara
03. Memoriam Tenere (Rigor Mortis)
04. Ancient Beliefs Forgotten
05. Deathly Silence Nebulae
06. Gloomy Theatre Of Ruins
07. Canto (Of A Nightly Jewel)
08. Dance Of The Crying Soul
09. ...Advesperascit...
10. Buio/XII Touches
11. Tectum Nemoralibus Umbris
12. Lugubri Lai
13. La Notte Eterna
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 01:10:00 Minuten
VÖ: 30.03.2018

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