Machine Head - Catharsis

Review von Eddieson vom 22.02.2018 (8734 mal gelesen)
Machine Head - Catharsis Ich war echt gespannt auf das neue MACHINE-HEAD-Album, und dabei weiß ich gar nicht mal, warum. Ich war nie ein besonders großer MACHINE-HEAD-Fan. Klar, die "Burn My Eyes" steht hier im Regal, die "Through The Ashes Of Empires" ebenfalls und die "Unto The Locust" und "Bloodstone & Diamonds" habe ich im Ausverkauf auch mitgenommen. Dazu mag ich Robb Flynn. Ein Typ, der die Klappe aufmacht, und sagt, wenn ihm etwas nicht passt. Nicht nur in seinen Texten, auch außerhalb der Musik. Man erinnere sich nur an sein Video, das er kurz nach dem total Ausfall von Phil Anselmo, als Reaktion darauf online gestellt hat.

Und so lege ich also die neue Platte auf und werde erst mal beim Opener 'Volatile' mit den freundlichen Worten "fuck the world" begrüßt. Ein Mann der offenen Worte. Na ja, so ganz Unrecht hat er ja nicht. Textlich werden in den 15 Songs viele Themen verarbeitet. Wobei man aber auch kritisieren muss, dass es teilweise in den Texten schon sehr flach abläuft, wenn man bedenkt, dass sie von einem Typen geschrieben wurden, der auf die 50 zugeht. Aber gut, das sei nur mal am Rande erwähnt.

Habe ich eben schon geschrieben, dass "Catharsis" 15 Songs beinhaltet, wird man damit schon vor die erste Herausforderung gestellt. 15 Songs sind für ein Album eine ganze Menge und weil sich darunter keine kurzen instrumentalen Stücke und weder ein Intro noch ein Outro befinden, kann man sich schon vorstellen, dass "Catharsis" locker die 60-Minuten-Marke überspringen wird. Um genau zu sein, läuft das Album 74 Minuten und 27 Sekunden. In einer Welt, in der es den meisten Jugendlichen schwerfällt sich auf eine Sache konzentrieren, ist eine solche Länge eines Albums eine echte Herausforderung. Eine solche Spielzeit bietet nebenbei aber auch viel Zeit für Experimente in den Songs. Experimentieren MACHINE HEAD also auf "Catharsis"?

Das kann man ganz klar mit einem dicken "Ja" beantworten. Die Jungs aus Kalifornien vereinen auf "Catharsis" ihre gesamte Schaffensphase auf einem Album. Und da es acht Vorgängeralben gibt, versteht sich vielleicht auch die lange Spielzeit von "Catharsis". Hier gibt es Circle-Pit-Song, zum Beispiel in Form von 'Kaleidoscope', Nu-Metal-Parts in 'Triple Beam' oder auch dem Titeltrack. Den typischen MACHINE-HEAD-Groove 'Beyond The Pale', 'Screaming At The Sun' und 'Psychotic' und den Mantel des Schweigens legen wir mal über den schwachen Text zu 'California Bleeding', wo Mr. Flynn über seine Hassliebe des sonnigen Bundesstaates berichtet.

Doch die wirklich experimentellen Songs begegnen dem Hörer erst gegen Mitte/Ende des Songs. Zum einen hätten wir das 'Bastards', der schon vor langer Zeit in einer Akustik-Version aus dem Proberaum online gestellt wurde und nun in der Album-Version komplett anders klingt und wesentlich mehr Spaß macht und mich die gesamte Spiellänge über an die Irisch-Amerikanischen-Folk-Punk-Band DROPKICK MURPHYS erinnert, was bei einem Robb Flynn, der ja im Hardcore-Metal-Punk verwurzelt ist, eigentlich gar nicht mal so ungewöhnlich ist. Trotzdem dürfte dieser Song im Albumkontext wohl für einige verwunderte Blicke sorgen. Zum anderen hätten wir da 'Heavy Lies The Crown'. Ein Song, der einige Nachwirkungen des teils der symphonischen "Bloodstone & Diamonds-Album zeigt und gegen Ende stark an "The Blackening" erinnert. Für mich jedenfalls eines der ganz großen Highlights des Albums.

Ein paar Füller, das muss man auch sagen, gibt es auf "Catharsis" ebenfalls. 'Hope Begets Hope', hinterlässt keine Spuren, 'Grind You Down' mit seinem Refrain geht an die Schmerzgrenze und auch über 'Razorblade Smile' legen wir den Mantel des Schweigens. Zu erwähnen sei noch das ruhige 'Behind A Mask', das wie ein Ruhepol zwischen all den Stilmixen der anderen Songs wirkt.

Herausforderung angenommen und bestanden. Das gilt natürlich nur für mich. Ich kann nachvollziehen, wenn eingefleischte MACHINE-HEAD-Fans mit diesem Album ihre Probleme haben, und sei es nur wegen der Spielzeit. Auch wenn das Album zwischenzeitlich etwas zerfahren wirkt, kann ich für mich jedenfalls sagen, dass "Catharsis" nicht nur ein Album ist, das polarisieren wird, sondern es auch ein sehr mutiges Album geworden ist, welches wirklich viele Highlights in petto hat.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Volatile
02. Catharsis
03. Beyond The Pale
04. California Bleeding
05. Triple Beam
06. Kaleidoscope
07. Bastards
08. Hope Begets Hope
09. Screaming At The Sun
10. Behind A Mask
11. Heavy Lies The Crown
12. Psychotic
13. Grind You Down
14. Razorblade Smile
15. Eulogy
Band Website: www.machinehead1.com
Medium: CD
Spieldauer: 74:27 Minuten
VÖ: 26.01.2018

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