Venom - Assault!

Review von Opa Steve vom 05.01.2018 (6784 mal gelesen)
Venom - Assault! VENOM, das urige Krach-Trio aus Newcastle, war ja jetzt nun wirklich nie berühmt für filigrane Liveauftritte. Die einstigen Erfinder des Black Metal-Begriffs hatten - großkotzig wie sie nun mal waren - nach ihrem Blitzstart in der Szene zwischen 1985 und 1987 sechs verschiedene EPs der "Assault"-Serie veröffentlicht, die jeweils eine Mischung aus Live-Aufnahmen, Bootleg-Material und Studio-Takes und Single-Seiten bereithielten. Man muss sich den Zeitstrahl auf der Zunge zergehen lassen: nachdem 1982 das Debüt-Album "Black Metal" in der Szene einschlug wie eine Bombe, begann die Verwertungs-Maschinerie unaufhörlich zu laufen. Bis zum Folgealbum zwei Jahre später und noch vor dem 1985er "Possessed", die allesamt nie wieder die ursprüngliche Bedeutung des Debüts erreichten, schafften es die Senkrechtstarter VENOM, binnen drei Jahren vier Singles und EPs, diverse Videos und sogar ein Boxset (!) "Here Lies Venom" auf den Markt zu werfen. Schamlos von der Pop-Industrie abgekupfert fluteten sie den Markt und hatten gerade mal zwei echte Longplayer in der Rückhand. Kurz vor dem "Possessed"-Album kam in diesem Zuge auch die erste EP der Assault-Reihe, "Canadian Assault" heraus. Die Live-Mitschnitte waren furchtbar schepperig (was sich zum Markenzeichen dieser Reihe entwickeln sollte), und die B-Seite wurde durch die 1984er Single 'Warhead' eröffnet, dem sich noch zwei Auskopplungen der beiden regulären Alben anschlossen. Was auch immer der Anreiz war, wegen drei mickriger Live-Songs diese EP zu kaufen: das Konzept wurde verfolgt. Und so folgten die Assaults noch in Form von Amerika, Frankreich, Skandinavien, Japan und Deutschland. Wobei die letzte "German Assault" den Vogel abschoss, denn sie recyclet schamlos die zigsten Versionen von 'Black Metal', 'Nightmare', 'Witching Hour', die mit Liveaufnahmen gar nichts mehr zu tun haben, sondern eher zu Demos und Studio-Outtakes zu zählen sind. Ein Radio-Interview, bei dem meistens alle durcheinanderquasseln oder -brüllen, ist vermutlich die einzige Grundlage, dieses Assault-Album irgendwie nach Deutschland zu verorten.

Ich weiß nicht, wer sich damals diese Alben gekauft hat, und ich frage mich noch mehr, wer sich die Neuauflage kaufen wird, die jetzt als Box-Set neu auf den Markt gekommen ist. Vielleicht gibt es den einen oder anderen Sammler, der genau auf eine bestimmte Version irgendeines Songs scharf ist und sich dafür nun den ganzen Schwung zweifelhafter Mitschnitte und Drittveröffentlichungen kaufen muss. Das Mastering ist obendrein ein kleiner Witz, denn abgesehen vom grundsätzlich miserablen Klang (selbst für VENOM-Verhältnisse) hört man z.B. am Anfang von 'Witching Hour' ganz deutlich das Knistern der Leerrille, d.h. hier wurde sogar auf das alte Vinyl zurückgegriffen und nicht einmal restauriert.

Was bleibt unterm Strich? Drei Punkte gebe ich für den Kultfaktor "VENOM" und für den einen oder anderen raren Take auf dieser weit über zweistündigen Box. Aber wer wirklich versessen auf Kult ist, wird sich die originale Reihe auf Vinyl vom Markt zu Höchstpreisen zusammenklauben. Ein weiterer Sinn darüber hinaus fällt mir für dieses Box-Set beim besten Willen nicht ein. Kauft euch "Black Metal", kauft euch "At War With Satan", kauft euch "Eine Kleine Nachtmusik". Dann habt ihr alles, was ihr braucht.

Gesamtwertung: 3.0 Punkte
blood blood blood dry dry dry dry dry dry dry
Trackliste Album-Info
- ohne Reihenfolge wg. Wiederholungen -
Nightmare
Rip Ride
Warhead
Bloodlust
Bursting Out
Women
Dead Of The Night
In Nomine Satanas
Seven Gates Of Hell
Countess Bathory
Die Hard
Powerdrive
Bursting Out
Welcome To Hell
In League With Satan
Black Metal
Live Like An Angel Die Like A Devil
Too Loud
Radio Interview
Wiching Hour
Buried Alive
Manitu
Band Website: www.venomslegions.com
Medium: 6 EP
Spieldauer: 146 Minuten
VÖ: 05.01.2018

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten