Moonspell - 1755

Review von Eddieson vom 10.11.2017 (12406 mal gelesen)
Moonspell - 1755 Am 1. November 1755 ereignete sich eine Katastrophe, die Portugal und auch viele Teile Europas verändern sollte. Das Beben, mit dem Epizentrum vor der Küste Portugals, mit einer Stärke von 8,5 bis 9 auf der Richterskala löste einen Tsunami und einen Großbrand in der Hauptstadt Lissabon aus. Zwischen 30.000 und 100.000 Menschen fanden den Tod. Die Erschütterungen waren bis Nordafrika und England spürbar. Auswirkungen hatte dies auf die Politik, Wissenschaft und Kultur des Landes, außerdem warf es das Theodizeeproblem neu auf. Viele Portugiesen fragten sich, wie Gott eine solche Katastrophe zulassen konnte, noch dazu an einem heiligen Feiertag der Kirche. Dazu wurden viele Gotteshäuser der Stadt zerstört, aber das Rotlichtviertel blieb unversehrt. Ein Schelm der dabei Böses denkt.

Auch 262 Jahre nach diesem Ereignis beschäftigt es die Portugiesen immer noch und auch MOONSPELL haben sich dieser Sache angenommen und ihr gleich ein ganzes Album gewidmet. Ein solch dramatisches und einschneidendes Erlebnis soll natürlich auch dementsprechend umgesetzt werden und MOONSPELL haben dieses, so viel sei schon mal gesagt, extrem gut getan. Und wie es sich für ein landeseigenes Ereignis gehört, wird es auch in der landeseigenen Sprache erzählt. Eröffnet von dem rein klassischen 'Em Nome Do Medo' ('In The Name Of Fear') nimmt das "Unheil" seinen Anfang, bevor dann mit massiven Chören und Streichern das Album mit der Wucht eines Bebens richtig loslegt. Der Titeltrack '1755' ist opulent, dramatisch und mit orientalischen Einflüssen. 'In Tremor Dei' ('In Fear Of God') wirkt schon fast zornig, Sänger Fernando klingt sowieso über Albumlänge wesentlich aggressiver, als noch beim Vorgängeralbum. Unterstützt wird er hier von der engelsgleichen Stimme Paulo Braganças. 'Desastre' ('Desaster') und 'Abanao' ('Quake') fassen ebenfalls die Ereignisse von damals mit der nötigen Energie, Kraft, Wucht und Dramaturgie zusammen. Ebenfalls schlagen 'Evento' ('Event') und '1 De Novemnro' ('November 1st') hier mit einer Aggression zu, die man von dem letzten Album kaum kannte. Kopfkino gibt es bei 'Ruinas' ('Ruins') ein Song, wo man bildlich die in Schutt und Asche gelegte Stadt vor sich sieht, brennende Häuser, Leichen und verzweifelte Überlebende. Zum Abschluss des Albums gibt es eine ruhige Coverversion von 'Laterna Dos Afogados' ('Lighthouse For The Drowned') der PARALAMAS DO SUCESSO.

Ein solches Ereignis verdient eine passende Umsetzung und MOONSPELL merkt man über die gesamte Albumlänge an, dass sie sich dieses Thema wohlüberlegt haben und mit viel Herzblut, Leidenschaft und der nötigen Ehrfurcht an die Sache herangegangen sind. Die spielerische Umsetzung ist ihnen nahezu perfekt gelungen, technisch und spielerisch auf einem extrem hohen Niveau. Ich ziehe meinen imaginären Hut vor diesem Album!

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01. Em Nome Do Medo
02. 1755
03. In Tremor Dei
04. Desastre
05. Abanao
06. Evento
07. 1 De Novembre
08. Ruinas
09. Todos Os Santos
10. Laterna Dos Afogados
Band Website: www.moonspell.com
Medium: CD
Spieldauer: 47:40 Minuten
VÖ: 03.11.2017

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten