Eluveitie - Evocation II - Pantheon | |
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Review von Zephir vom 10.09.2017 (8831 mal gelesen) | |
Acht Jahre nach dem überaus erfolgreichen Release von "Evocation I - The Arcane Dominion" (2009) hatte man bis zuletzt allerhand Anlass für dumpfe Grübeleien über die Schweizer ELUVEITIE. Zum einen haben die Folk-Death-Metaller zwischenzeitlich mehr oder minder überraschend zahlreiche Teenager-Zimmer mit chartstauglichen Populärstücken wie 'A Rose For Epona' beschallt (Album "Helvetios", 2012). Seit dem sagenhaften Akustik-Album hat sich außerdem das Personalkarussell der Schweizer kräftig gedreht: 2016 trennte man sich von Schlagzeuger Merlin Sutter sowie in der fatalen Folge ebenso von Gitarrist Ivo Henzi und Sängerin und Drehleierspielerin Anna Murphy. Okay, man kann die drei seitdem im neuen Projekt CELLAR DARLING hören, Ivo Henzi hat weiterhin FOREST OF FOG und Anna Murphy diverse Bands - aber was, musste man sich bangend fragen, wird aus ELUVEITIE? Die endlich erschienene Fortsetzung von "Evocation I" wird diese Frage beantworten. Auf "Evocation II Pantheon" sind mit dabei nach wie vor Mastermind Christian "Chrigel" Glanzmann, Bassist Kay Brem, Violinistin Nicole Ansperger und Gitarrist Rafael Salzmann, der nun mit der zweiten Gitarre von Jonas Wolf verstärkt wird. Das Hurdy-Gurdy leiert jetzt Michalina Malisz; Flöten, Dudelsäcke und Mandola übernahm der bereits seit 2014 aus Live-Gigs bekannte Matteo Sisti, trommeln tut Alain Ackermann und den weiblichen Leadgesang bestreitet (neben keltischer Harfe und Mandola) Fabienne Erni. Persönlich habe ich gut daran getan, mich nicht zu intensiv mit all den Wechselspielen von ELUVEITIE zu beschäftigen und "Evocation II Pantheon" unvoreingenommen anzuhören. Man kann die Geschiedenen vermissen, aber die neue Besetzung von ELUVEITIE passt einfach wie Arsch auf Eimer. Das Album knüpft exakt an die Musik, an den Esprit, an das Welt- und Lebensgefühl von "The Arcane Dominion" an. Die ersten Takte des Openers 'Dureððu' sind archaisch, mystisch - dann galoppiert, ähnlich arrangiert wie dereinst der Gassenhauer 'Omnos', die Göttin 'Epona' einher. Die Musiker tröten, leiern, trommeln, fiedeln, als hätten sie schon immer gemeinsam gespielt; Sängerin Fabienne Erni qualifiziert sich ebenfalls gleich mit dem ersten Ton. Ihre Stimme ist jene Mischung aus Ethno-Klang und Mädchenhaftigkeit, wie sie schon bei Anna Murphy gefallen hat, vielleicht einen Tick unschuldiger, gleichwohl charismatisch bis ins Mark. Der Funken springt sofort über, das Album explodiert mit fetzigem Folk, mit verträumt gesprochenen Intermezzi und geheimnisvoll geraunten Formeln. Unvermittelt wird der Hörer in gute alte Zeiten zurückkatapultiert, wenn ELUVEITIE in jedem Song einer keltischen Gottheit huldigen und ganz nebenbei ein Feuerwerk an keltischen Traditionals zünden: Neben dem bekannten Thema von 'Epona' kriegen wir mit 'Lvgvs' das bretonische Son Ar Chistr auf die Ohren (hierzulande leider besser bekannt unter dem Namen Was wollen wir trinken), 'Ogmios' ist musikalisch eine Adaption von dem kaum minder bekannten Tri Martolod, die sich hören lassen kann, und die Melodie von 'Antvmnos' kennen wir als Scarborough Fair. Dazwischen dürfen auch arachaische Beschwörung und Tribal-Getrommel natürlich nicht fehlen: Tracks wie 'Catvrix' garantieren alles von meditativer Trance bis Gänsehaut. Wie schon bei "The Arcane Dominion" ist auch der Grundtenor von "Pantheon" ernsthaft und erwachsen, sorgfältig durchdacht, arrangiert und produziert. Nicht nur streuen Chrigel und seine alten und neuen Leute allerhand Hints auf frühere ELUVEITIE-Songs ein, zudem soll sich aus jeder Komposition und jedem Arrangement der Charakter der Gottheit heraushören lassen, der der jeweilige Track gewidmet ist. Dabei erschließt sich der Text nur jenen, die Gallisch beherrschen: Einmal mehr haben ELUVEITIE ihr Äußerstes gegeben, um sämtliche Lyrics in authentischer altkeltischer Sprache zu halten, wobei Wissenschaftler und Keltologen aus ganz Europa Unterstützung geleistet haben. Konsequenterweise sind die Texte im Booklet in einer Schrift festgehalten, die der Handschrift vor zwei Jahrtausenden entsprechen soll - na denn viel Spaß beim Lesen! Nach dem Hören von "Pantheon" habe ich das wahrhaft berauschende Gefühl, ELUVEITIE nach vielen Jahren für mich zurückgewonnen zu haben. Wenngleich der Abschied der jüngst ausgeschiedenen Musiker die Fans noch schmerzt und sich die Liste ehemaliger Bandmitglieder liest wie ein nicht endender alter Ahnenstamm: Was das jüngste Release angeht, sind ELUVEITIE endlich wieder ELUVEITIE. Den Göttern sei Dank. Gesamtwertung: 10.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Dureððu 02. Epona 03. Svcellos II (Sequel) 04. Nantosvelta 05. Tovtatis 06. Lvgvs 07. Grannos 08. Cernvnnos 09. Catvrix 10. Artio 11. Aventia 12. Ogmios 13. Esvs 14. Antvmnos 15. Tarvos II (Sequel) 16. Belenos 17. Taranis 18. Nemeton | Band Website: www.eluveitie.ch Medium: CD Spieldauer: 53:06 Minuten VÖ: 18.08.2017 |
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