Interview mit Szabolcs von Ektomorf

Ein Interview von Eddieson vom 10.01.2015 (17597 mal gelesen)
EKTOMORF waren Headliner beim Christmas-Metal-Festival 2014 im Bielefelder Forum. Kaum war die Band angekommen schnappten wir uns Bassist Szabolcs, damit er uns Fragen über die ungarische Metalszene, das neue Album und Pläne für 2015 beantwortete. Bereitwillig gab er Auskunft und gab schon einige Ausblicke, die noch nicht offiziell sind.

Hi Szabolcs! Danke, dass du dir kurz Zeit nimmst. Wie geht es dir?

Szabolcs: Danke der Nachfrage. Sehr gut. Es ist die fünfte Show unserer kurzen Tour im Dezember, der "Outcast Tour". Wir hatten einige großartige Shows, sind natürlich etwas müde, aber wenn wir sehen, dass so viele Leute auf uns warten, gibt uns das neue Energie.

Ungarn ist nicht sonderlich bekannt für seine Metalszene. Erzähl uns doch kurz etwas über die dortigen Verhältnisse.

Szabolcs: Ungarn ist ein kleines Land, also gibt es auch nur eine kleine Metalszene. Das ist auch der Grund, warum EKTOMORF raus wollten. Wir wollten nicht nur in dieser kleinen Szene aktiv sein. Wir wollten ein Teil der internationalen Metalszene werden. Ungarn hat ein paar große Bands, aber sie bewegen sich nur im Inland und haben keine Chance internationale Aufmerksamkeit zu erregen. Um ehrlich zu sein gibt es glaub ich keine eigenständige Band aus Ungarn. Die sind immer eine Version von MOTÖRHEAD oder eine Version von AC/DC und so.

Ihr seid Roma. Ist das richtig?

Szabolcs: Nicht alle. Zoli ist Roma, die anderen nicht.

Deswegen hattet ihr schon ziemliche Probleme in eurem Heimatland.

Szabolcs: Ja, das stimmt, aber nicht nur dort. Rassismus ist überall. In Ungarn ist es aber vielleicht noch etwas schlimmer als im Rest von Europa. Der rechte Flügel ist dort sehr stark, weil die Leute die Vorstellung haben, dass Menschen kriminell und aggressiv geboren wurden. Ja, wir haben schon einige Probleme damit. Es ist aber nicht so schlimm, wie es in den Medien oft dargestellt wird. Die übertreiben das schon ziemlich. Es gibt Probleme, die greifen wir dann auch in unseren Songs auf. Z. B. die Idee hinter "Outcast" ist, dass Roma immer wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert werden, in der Schule, als auch im Job. Das war auch der Grund, warum wir "Outcast" komplett live gespielt haben. Es ist wieder aktuell. Vor 5 Jahren dachten wir es hätte sich was geändert. Ich weiß, dass es ja hier in Deutschland zwischen den Türken und Deutschen ähnliche Probleme gibt. Jeder Mensch ist legal, jeder Mensch sollte die selben Rechte haben und so leben, wie es für ihn passt.

War das auch der Grund, warum EKTOMORF damals gegründet wurde, um der angestauten Aggression freien Lauf zu lassen?

Szabolcs: Nein, die Band ist schon alt. Ungefähr 20 Jahre alt. Die Band wurde gegründet, warum viele andere Bands gegründet wurden. Um Rockstar zu werden. Ich glaube nicht, dass Zoli die Idee hatte, gegen Rassismus eine Band zu gründen.

Gibt es einen Ort, an dem ihr immer schon mal spielen wolltet?

Szabolcs: Ja, einige. Obwohl ich persönlich spiele überall gerne. Uns wurde das Geschenk gegeben, dass wir reisen können, die Welt sehen. Wir treffen viele Leute, lernen verschiedene Kulturen kennen. Aber zu Deutschland haben wir eine besondere Beziehung. Es ist hier wie unsere Basis. Wir haben schon so oft hier gespielt, haben ein deutsches Label, unsere Booking Agentur ist deutsch, Zoli hat 5 Jahre in Hamburg gelebt. Es ist quasi, wie unsere zweite Heimat. Nächstes Jahr planen wir eine US-Tour. Es ist noch nicht offiziell, aber wir arbeiten dran. Ich denke in einem Monat wird es dazu irgendwelche News geben.

Gibt es etwas, was ihr mit EKTOMORF immer schon mal ausprobieren wolltet, euch aber noch nicht so recht getraut habt?

Szabolcs: Hm, ich weiß nicht. Wir haben Akustik-Album gemacht, was für eine Band, wie EKTOMORF schon etwas merkwürdig ist. Ich weiß nicht, wenn wir Ideen haben, dann reden wir drüber, warum wir das nicht machen sollten.

Wir haben ja eben schon über die kleine Szene in Ungarn gesprochen. Wie bist du zum Metal gekommen?

Szabolcs: Ich kann da nur für mich selbst sprechen. Als der Sozialismus in Ungarn vorbei war, kam all die Musik plötzlich zu uns. Ich persönlich war immer am Rock interessiert. Es ist der Weg des Lebens. Wenn man was sagt, wie, dass Musik mein Leben ist, dann passt das perfekt zum Metal. Metalheads leben wirklich für die Musik. Ich habe noch nie einen Typen gesehen, der z. B. auf Disco steht, der 300 bis 400 Kilometer gereist ist, nur um ein Konzert zu besuchen. Metal überträgt immer diese besondere Energie. Egal, ob man selbst auf der Bühne steht oder die Musik im TV oder Radio hört. Metal hilft vielen Leuten ihre unterdrückten Gefühle und Aggressionen zu entladen.

Du sagtest ja eben schon, dass EKTOMORF schon knapp 20 Jahre existieren. Kannst uns eine kurze Zusammenfassung der Jahre geben?

Szabolcs: Es begann alles in Zolis Dorf. Viele Konzerte im nahen Umkreis und natürlich viele Probleme. Zu der Zeit war ich noch nicht in der Band, aber dann ist die komplette Band nach Berlin gezogen. Die Anteilnahme der deutschen Fans an unserer Musik war dann eine große Hilfe. Jetzt sind wir größer geworden und haben die Möglichkeit, überall zu spielen, und wir möchten die Musik für alle spielen, die unsere Musik mögen. EKTOMORF hat sich wirklich gut entwickelt. In den letzten 3-4 Jahren haben wir begonnen verschieden Sounds auszuprobieren, verschieden Stile einzubauen und etwas mehr Melodie in die Songs zu bringen. Ich glaube, unser nächstes Album wird eine gute Zusammenfassung sein. Wir planen das Album im Oktober zu veröffentlichen. Es wird etwas anders klingen, so viel kann ich schon sagen, aber mehr möchte ich noch gar nicht sagen.

Okay, das wäre auch meine nächste Frage gewesen, ob ihr schon Ideen für das nächste Album habt.

Szabolcs: [lacht] Ja, haben wir. In der heutigen Social-Media-Zeit gibt es ja die Möglichkeit uns zu folgen. Da kann man sehen, dass wir neue Sachen ausprobieren. Wir haben z. B. die Gitarren etwas tiefer gestimmt. Wir gehen etwas in die Djent-Richtung, ohne aber Djent zu sein. Es wird für einige bestimmt etwas überraschend sein.

Was wird 2015 für EKTOMORF bringen?

Szabolcs: Wie ich eben schon sagte. Im Frühjahr planen wir eine US-Tour, danach kommt eine kurze Europa-Tour mit ILL NINO und SONIC SYNDICATE, glaube ich. Dann kommen Festivals und danach mit Vollgas auf das neue Album zu, welches im Oktober erscheinen soll.

Seid ihr religiös?

Szabolcs: Ich persönlich bin nicht religiös, aber ich glaube. Ich glaube nicht an das Kreuz, aber ich glaube, dass es da etwas gibt.

Ihr feiert also Weihnachten.

Szabolcs: Es ist eine gute Möglichkeit mit der Familie zusammen zu sein. Weihnachten gibt immer die Möglichkeit mal die Handbremse zu ziehen und alles etwas ruhiger und gelassener anzugehen. Essen, trinken und mit der Familie reden. Ich habe zwar keinen Weihnachtsbaum, aber es geht auch ohne.

Okay, damit sind wir auch schon am Ende angekommen. Vielen Dank, dass du dir kurz Zeit genommen hast und die letzten Worte gehören dir.

Szabolcs: Für eure Leser, richtig? Wir wünschen euch alles Gute und ein erfolgreiches nächstes Jahr. Wir hoffen, so viele wie möglich von euch auf unseren Shows zu treffen.

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