Ihsahn - Arktis | |
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Review von Opa Steve vom 08.04.2016 (7987 mal gelesen) | |
IHSAHN ist ein von mir sehr geschätzter Künstler, nicht nur wegen der legendären EMPEROR der 90er Jahre, sondern auch wegen seines umtriebigen Solowerks, welches er im Anschluss an seine Black Metal-Karriere schon länger durchläuft als diese selbst dauerte. Da verzeihe ich ihm sogar, dass ich mit einigen Scheiben nun wirklich gar nichts anfangen kann. PECCATUM, die er mit seiner Frau Heidi begründete, erreichten nie die nötige Intensität, wohingegen STAR OF ASH ein recht passables Album ablieferten, auf dem Ihsahn seiner Frau sogar den Vortritt ließ. Seinen eigenen Soloalben hingegen merkt man an, dass er sich ausprobiert und alle Grenzen sprengen möchte. Jede Scheibe hat einen anderen Charakter, nicht jede Scheibe ist leicht verträglich. Mit dem 2013er Werk "Seelenbrechen" kam ich schlussendlich überhaupt nicht zurecht. Es sperrte sich über alle Maßen. Umso gespannter war ich, wie "Arktis" nun werden würde. Und ich wurde nicht enttäuscht. Stilistisch bedient es sich bei meinen bisherigen Faves "The Adversary" und "Eremita", besitzt aber dennoch auch wieder viele neue Facetten. Dass es auch produktionstechnisch das bisher gelungenste Album von IHSAHN ist, kommt noch als Sahnehäubchen obendrauf. Zunächst einmal muss man sagen, dass "Arktis" den Hörer nicht mehr so überreizt und überfordert wie der Vorgänger. Manche Sprünge sind in den Songs zwar enthalten, aber bleiben immer nachvollziehbar. Dazu geizt Ihsahn nicht mit Melodien, die er gesamtkompositorisch einbringt. Die Stimmungen, die er damit erzeugt, schwanken zwischen bedrohlich bedrückend und befreiend. Mein Anspieltipp wäre ohnehin schon 'Nothing In My Hands', welches wirklich unterschwellig böse und geduckt vor sich hinrollt und dann einen fabelhaften Refrain mit der Unterstützung von TRIVIUMs Matt Heafy raushaut, bei dem man förmlich aufatmet. Dunkel sind auch die Stimmung im Dark Metal-artigen 'In The Vaults' oder die verstörenden Keyboardloops in 'South Winds'. In Bezug auf die Härte lotet Ihsahn überhaupt wieder alles aus, was ihm im Blut liegt. Diese Spanne reicht vom sehr ruhigen 'Celestial Violence' (von LEPROUS' Einar Solberg mit viel emotionaler Tiefe vorgetragen) bis zu seinen Black Metal-Wurzeln in 'Pressure', welches durch seine Aggression und Blasts sehr nahe an EMPEROR herankommt. "Arktis" ist ein sehr vielseitiges Album, welches keine nennenswerten Schwächen besitzt, dafür mit einer sehr schönen Mischung aus Abwechslung, Progressivität und dennoch ständig gewahrter Eingängigkeit immer wieder überrascht und begeistert. Als jemand, der einem Saxofon überhaupt nichts anfangen kann, freue ich mich auch besonders darüber, dass Ihsahns Kumpel Jorgen Munkeby von SHINING (Norwegen) diesmal nicht wieder mit dem Ding die Treppe runterfällt, sondern in 'Crooked Red Line' wirklich bescheidene Smooth Jazz-Linien in den Hintergrund zaubert. Lediglich der Rausschmeißer 'Til Tor Ulven', von Autor Hans Herbjørnsrud vorgetragen, wirkt etwas deplatziert und hätte auf dem STAR OF ASH-Album konzeptionell besser gepasst. Und mit 'Until I Too Dissolve' gibt es sogar einen überraschenden Hardrocker, den man nicht unbedingt erwartet hätte. Ansonsten ist das Projekt IHSAHN wieder voll auf Spur und die Richtung zeigt musikalisch wieder gerade nach oben. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Disassembled 02. Nothing In My Hands 03. My Heart Is of the North 04. South Winds 05. In the Vaul 06. Until I Too Dissolve 07. Pressure 08. Frail 09. Crooked Red Line 10. Celestial Violence 11. Til Tor Ulven (Søppelsolen) | Band Website: www.ihsahn.com Medium: CD Spieldauer: 57:20 Minuten VÖ: 08.04.2016 |
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