Interview mit Mikael von Degradead

Ein Interview von Krümel vom 22.11.2013 (15729 mal gelesen)
Unlängst veröffentlichten die Schweden DEGRADEAD ihren vierten Longplayer und lieferten mit "The Monster Within" ein mehr als ordentliches Werk ab. Neben der gewohnten Härte hat der Fünfer auch wieder jede Menge klasse, catchy Melodien gepackt. Shouter Mikael Sehlin erzählte uns das ein oder andere über den Entstehungsprozess - und sagt, warum man sich als Band nicht selbst begrenzen sollte und DEGRADEAD nicht so komplett dem Melodic Death zuordnen sind.

imgleft

Ihr seid eine schwedische Melodic Death Metal-Truppe... Wieso habt ihr euch speziell diesen musikalischen Stil ausgesucht?

Mikael: Ich weiß wirklich nicht, als was man unsere Musik bezeichnen kann. Und ich mag eigentlich die Idee, sich selbst einem Genre zuschreiben, nicht. Wir haben eine große Stil-Mixtur in unserer Musik, daher ist das, was man von uns hört, eine Mischung aus all dem, was wir am liebsten spielen und machen. Wir haben zwar einige melodische Death-Tunes, aber auch eine Vielzahl an Variationen dieses Styles.

Ist es für euch harte Arbeit, einen gewissen Status erarbeiten zu müssen, vor allem wenn man die Menge an neuen Bands in dieser Szene sieht?

Mikael: Es ist immer schwer, weil es viele gute Bands da draußen gibt; speziell in Schweden. Aber gleichzeitig bin ich glücklich, dass der Metal immer noch größer und jedes Jahr stärker wird. Schlussendlich bin ich einfach froh, das machen zu können, was ich liebe.

Womit finanziert ihr euch zur Zeit bzw. welchen Berufen geht ihr nach?

Mikael: Wir alle haben tagsüber andere Jobs, so dass es manchmal sehr schwierig ist alles zu managen; das Touring und die Arbeit. Aber wie ich vorhin schon sagte, tun wir das, was wir wirklich mögen und daher ist es die Anstrengung wert. Jeder macht irgendetwas anderes - vom Bau bis zur Gesundheitspflege. Andererseits finanziert sich DEGRADEAD selbst mit dem Merchandise-Verkauf, den Plattenverkäufen und den Shows etc. Natürlich erhalten wir auch Unterstützung von unserem Label, aber im Endeffekt ist es so, dass wir hart arbeiten und ich fühle, das ist genau das, was uns nach vorne bringt; was uns etwas erreichen lässt.

Wäre es Dein bzw. euer Wunsch, komplett von der Musik leben zu können? Oder ist euch wichtiger, unabhängig zu bleiben, um ein gutes Feeling bei der Sache zu behalten?

Mikael: Vielleicht hört man das oft, aber ich mache das für die Musik an sich und um Menschen zu treffen. Wenn ich in der Lage wäre, von unserer Musik zu leben, wäre das ein großes Plus, doch das ist nicht unser Ziel. Meins sowieso nicht; solange ich auf Tour gehen kann und es schaffe, zu Hause die Rechnungen zu bezahlen, bin ich happy.

Letztes Jahr, kurz bevor ihr eure Europa-Tournee gestartet habt, verließ euer Drummer die Band. Wie habt ihr so schnell Ersatz gefunden? Und warum war Amit Mohla eure Wahl?

Mikael: Wir mussten schnell sein, wir hatten eigentlich keine Wahl. Wir standen kurz vor der Tour mit OVERKILL, daher fingen wir sofort damit an, Drummer für ein Vorspielen zu versammeln. Ich glaube, wir haben es mit etwa elf oder zwölf Drummern versucht, was darin endete, dass zwei nochmals vorspielten. Und einer davon war Amit, der einfach am besten abgeliefert hat. Er passt perfekt zu unserer Band und wir und er könnten nicht glücklicher über diese Auswahl sein.

Man konnte auch lesen, dass ihr euch von eurem langjährigen Manager Janne Lundqvist getrennt habt. Wie kam es dazu? Gibt es dafür auch schon einen Ersatz oder managed ihr euch nun selbst?

Mikael: Simpel ausgedrückt: es war einfach an der Zeit weiterzuziehen. Wir konnten uns irgendwie nicht einigen, was wir für die Band wollten. Es gab zu unterschiedliche Ideen, wo wir eigentlich hin wollen und wie wir dies umsetzen können, daher beendeten wir unsere berufliche Zusammenarbeit - ohne negative Vibes. Im Moment managen wir uns selbst mit der Hilfe von Ira Keelyn, Triada Communications und wir sind darüber wirklich froh. Ich bin sicher, dass wir in der Zukunft wieder ein neues, festes Management haben werden.

Wie eben erwähnt, seid ihr Ende 2012 zusammen mit OVERKILL in Europa getourt. War es für DEGRADEAD erfolgreich? Hat diese Tour etwas für den weiteren Weg der Band geändert?

Mikael: Es war wirklich klasse, aber es ist immer schwierig, als Opening Act zu spielen. In jeder Show musst Du das Publikum für Dich gewinnen. Und wenn Du es geschafft hast, musst Du schon wieder die Bühne für den nächsten Act verlassen. Aber es hat uns sicherlich etwas für die Zukunft gebracht. Ohne diese Tour hätten viele hundert Menschen niemals etwas von uns gehört, somit ist jede Promotion eine gute Promotion. Allein die Tatsache, dass unser Name auf so vielen Plakaten und Postern zu sehen ist, bringt uns sehr viel.

Lass' uns jetzt ein wenig über euer aktuelles Album "The Monster Within" sprechen, welches meiner Meinung nach wirklich gelungen ist. Kannst Du uns bitte ein bisschen über den Entstehungsprozess erzählen. Wie komponiert ihr eure Songs? Sind alle Bandmitglieder involviert? Habt ihr sowas wie Arbeitsteilung?

Mikael: Jeder von uns schreibt an Songs, aber normalerweise sind es Anders, David und ich, die die kompletten Stücke auf den Tisch bringen. Dann sagen wir alle unsere Meinung dazu, kommen mit Ideen für Arrangements rüber und so weiter. Von daher gesehen beteiligen sich irgendwie alle am Komponieren. Und in seltenen Fällen schreiben wir einiges von dem Stoff sogar im Proberaum. Zum Beispiel ist 'VXR' von "Out Of Body Experience" einer dieser Songs, die wir beim Jammen ausgearbeitet haben.

Man findet einige unterschiedliche Elemente in den Stücken der neuen CD. Zum Beispiel hebt sich das melancholisch-langsame 'We'll Meet Again' ein wenig von den restlichen Songs ab, einmal wegen der speziellen Atmosphäre und auch wegen der "spanischen" Rhythmik. Gibt's eine besondere Story zu diesem Stück?

Mikael: Anders hat es geschrieben. Wir haben diese Art von Songs schon vorher oftmals gemacht. Der einzige Unterschied ist dieses Mal, dass es Vocals gibt. Wir wollten einfach etwas anderes ausprobieren und waren bereit, mal eine Art Rock Ballade zu versuchen. Ich bin wirklich froh, dass wir es gemacht haben, denn ich persönlich finde, es passt bestens auf das Album.

Auch die leicht orientalische Rhythmik/Melodik in 'Sorrow Never Betrays' erscheint "anders" als der Rest. Wie kommt ihr zu diesen Einflüssen?

Mikael: Wieder war es Anders, der dieses Lied komponierte. Ich glaube, es kommt wegen seines musikalischen Hintergrunds mit vielen verschiedenen Einflüssen. Er hat schon soviel verschiedenartige Musik gehört, mehr als der Rest von uns, also muss es daher kommen. Aber auch wir anderen haben in unserem Leben so viel Unterschiedliches gehört, nicht nur Metal, also ist es kein Wunder, dass wir soviele Elemente in unseren Sachen verarbeiten.

Was ist aus Deiner Sicht der Hauptunterschied zum vorherigen Album?

Mikael: Der größte Unterschied ist der, dass wir sämtliche Drums akustisch eingespielt und neue Instrumente verwendet haben. Zum ersten Mal probierten wir Cello und Flöte bei einigen Songs aus. Und ich denke, das tritt Arsch. Man sollte immer nach vorne schauen und niemals Angst haben, neue Sachen auszuprobieren. Ich bin echt froh, dass wir das getan haben.

Rückblickend - hast Du einen bevorzugten Song? Und welchen magst Du am wenigsten? Und warum?

Mikael: Mein Favorit ist 'Scars Of Misery'. Es hat alles: einen starken Chorus, ein Solo, klare und Screaming Vocals, schnelles Drumming und eins meiner Lieblingsgitarrenriffs aller Zeiten, danke an David. Jüngst haben wir ein Video zu diesem Lied gedreht, ich bin richtig aufgeregt deswegen. Ich glaube aber nicht, dass irgendeines der Stücke auf der Scheibe schlecht ist, so dass ich dazu keine Antwort geben kann. Ich bin stolz auf den kompletten Stoff.

In welchen Ländern konnte "The Monster Within" bisher die besten Kritiken einfahren?

Mikael: Bisher sind das, wen wundert's, Schweden, Russland und Kanada. Wir haben dort sehr viele Fans, die uns unterstützen. Deshalb kann ich es gar nicht erwarten, wieder nach Russland zu kommen und Kanada zum ersten Mal zu besuchen.

Plant ihr Touren, um das neue Release zu promoten? Falls ja, wann geht's los?

Mikael: Wir haben eine kleine Tour in Schweden gemacht, die war sehr erfolgreich. Und im nächsten Frühjahr werden wir nach Russland gehen, ich kann's wie gesagt kaum erwarten. Ansonsten bin ich sicher, dass es noch ein paar mehr Aktivitäten für uns geben wird.

Bei uns ist es Tradition, dass der Musiker das letzte Wort hat... jetzt kannst du alles rauslassen, was Du möchtest.

Mikael: Danke, dass ihr alle den Metal und DEGRADEAD unterstützt. Haltet nach uns Ausschau - wir sehen uns auf Tour! Take care and take control!

imgcenter

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten