Interview mit Rami von Convulse

Ein Interview von Eddieson vom 08.11.2013 (7263 mal gelesen)
Nach 18 Jahren liefern die Finnen von CONVULSE ein neues Album ab. Grund genug mal bei Sänger und Gitarrist Rami nachzufragen, was der Grund für die Reunion war, was man von dem neuen Album erwarten kann, ob Politik im Metal Platz haben sollte und noch einiges mehr. Viel Spaß!

Hi Rami! Hier ist Jan von Bleeding4metal. Wie geht es dir?

Rami: Hi Jan! Alles gut hier in Finnland und im CONVULSE-Kamp. Unser neues Album erscheint am 01.11. und wir werden auf eine Minitour mit DISMA gehen, die uns nach Italien und Frankreich führen wird. Es ist also grad eine sehr aufregende Zeit für uns.

Dazu wollte ich dir grad gratulieren. Euer neues Album ist fantastisch geworden.

Rami: Vielen Dank. Wir sind auch sehr zufrieden damit.

Okay, dann lass uns doch mal über das neue Album und die Reunion sprechen. Was war der Grund dafür, CONVULSE wieder auferstehen zu lassen?

Rami: Ich habe schon damals über eine Reunion nachgedacht, als Relapse das "World Without God"-Album nachgepresst hat. Wir entschlossen uns also, uns einfach mal wieder zu treffen, etwas zu proben und zu schauen, wie es sich so anfühlt. Als wir dann Rolle an den Drums und Kristian an der zweiten Gitarre gefunden haben, entschlossen wir uns ebenfalls dazu neues Material zu schreiben. Wir hatten halt einfach zu viel Spaß und es klang alles viel zu gut, als dass wir das jetzt alles wieder sein lassen könnten.

War es also mehr so: "Okay, lass uns mal proben und dann schauen wir was passiert!", oder doch mehr: "Okay, wir tun uns wieder zusammen, nehmen eine EP auf, dann ein Album und dann schauen wir, wie es weitergeht."?

Rami: Ganz klar Ersteres. Wir haben erst mal nur ein halbes Jahr lang geprobt, bevor wir überhaupt über einen Plattenvertrag redeten.

Wessen Idee war es eigentlich dann letztendlich CONVULSE zu reanimieren?

Rami: Es waren Juha und ich, die entschieden haben CONVULSE nochmal Leben einzuhauchen. Im September 2011 wurden wir gefragt, ob wir im August 2012 auf einem Metal-Festival in unserer Heimatstadt Nokia spielen wollen. Wir haben also geprobt und haben dann schnell gemerkt, dass wir nicht nur eine Show spielen wollen, um dann CONVULSE wieder zu begraben.

Jetzt habt ihr also mit "Evil Prevails" ein neues Album am Start. Ich finde es ist wirklich gut geworden. Es nimmt den Hörer gleich mit auf eine Reise in die Neunziger. Wie findest du klingt das Album? Hat es Ähnlichkeiten mit "World Without God"?

Rami: Natürlich. Ich weiß, dass 99% der Hörer das neue Album mit "World Without God" in Verbindung bringen, weil es für einen Death Metal-Klassiker gehalten wird und ein wichtiges Album in unserer Diskographie ist. Das ist super, denn "World Without God" ist ein fantastisches Album und "Evil Prevails" ist vergleichbar damit. Ich liebe analoge Technologie. Ich liebe analoge Studios, Tapes, Vinyl, usw. So war es eine natürliche Entscheidung, in ein analoges Studio zu gehen, welches die beste Ausrüstung aus den Achtzigern hat. Als wir mit dem Songwriting starteten, wollten wir uns auf old schoolige Riffs konzentrieren, anstatt auf irgendwelchen rockigen Kram, und ich glaube, das ist uns auf "Evil Prevails" verdammt gut gelungen. Ich mag den dunklen, natürlichen Sound des Albums, ohne dieses verfälschte oder verzerrte Mastering. Es lässt 'ne Menge Raum für die Songs und die Band. Außerdem muss man viel und gut proben bevor man in ein analoges Studio geht, denn dort hat man nicht die Möglichkeit mal eben hier und da noch was zu schneiden. So ist "Evil Prevails" ein Dokument für das, wo CONVULSE heute steht.

Wie lief es mit dem Songwriting? War es leicht nach so viel Zeit Material für ein komplettes Album zu schreiben? Hast du in der Zwischenzeit Musik gemacht?

Rami: Für die meisten Songs habe ich die Riffs geschrieben und mit in den Proberaum gebracht. Dort haben wir dann angefangen sie mit dem Rest zusammenzubasteln. Dann haben wir die ersten Versionen aufgenommen und sie uns mehrmals angehört. In den folgenden Proben haben wir dann wieder viel geändert, usw. Einige Songs sind innerhalb weniger Wochen entstanden, andere haben bis zu 6 Monate gebraucht. Insgesamt haben die Songs für "Evil Prevails" 9 Monate gebraucht, um komplett zu werden. Es war also ein sehr schneller Prozess. Ich mache seit 1986 Musik. Songwriting ist also nichts Neues für mich.

War Metal in den vergangenen Jahren immer noch Teil deines Lebens oder war es "metal-free"?

Rami: Nachdem sich CONVULSE 1994 auflöste, habe ich einer Punk Band gespielt, bei PORNOPHANS und bei WHEN THE EMPIRE FALLS gespielt. Ich habe vier weitere Alben aufgenommen und verschiedene EPs und Demos eingespielt.

Wenn du dich mal zurückversetzt in die frühen Neunziger, in die "World Without God"-Ära, hat sich die finnische Metalszene sehr verändert?

Rami: Zwischen 1990 und 1993 war Death Metal ein dickes Ding im finnischen Untergrund. Heute ist er immer noch im Untergrund. Mir ist aufgefallen, dass heutzutage mehr NWOBHM oder Speed/Thrash-orientierte Bands aus Finnland kommen. Aber auch noch einige Death Metal Bands, wie VORUM zum Beispiel.

Reden wir doch mal über eure kommenden Shows. Ist es aufregend für euch wieder auf Tour zu sein?

Rami: Ja, wir sind sehr aufgeregt. Wir haben grad in den US und Dänemark gespielt und die Reaktionen waren überwältigend. Es ist sehr cool, vor Hunderten von Fans zu spielen, die sich auch nach all den Jahren noch an dich erinnern. Wie ich schon erwähnte, starten wir eine kleine Tour mit DISMA durch Italien und Frankreich am 02.11. Wir werden 6 Shows zusammen spielen.

Vielleicht weißt du es ja, aber Craig Pillard (Sänger bei DISMA) gilt als Nazi. Er spielt in vielen weiteren Bands, unter anderem in der Band STURMFÜHRER. Ich möchte jetzt hier keine Links verbreiten, aber man kann 'ne Menge über ihn im Netz finden. Wusstest du das? Interessiert dich sowas und macht dir das nichts aus? Grad hier in Deutschland ist das ein sehr heikles Thema.

Rami: Ich habe vor einigen Wochen von seiner Vergangenheit erfahren. Ich habe mit Daryl (Gitarre bei DISMA) darüber gesprochen. Craig hat heute nichts mehr mit der nationalsozialistischen Ideologie zu tun. Das war damals in den Neunzigern. Ich bin nicht die beste Person, mit der man über die Vergangenheit eines Menschen reden sollte. Alles, was ich sagen kann, ist, dass CONVULSE jedenfalls nichts mit der Nazi-Ideologie zu tun hat. Der Holocaust war das Schlimmste, was Menschen anderen Menschen antun konnten.

Was denkst du generell über Politik im Metal. Sollte Platz dafür da sein oder sollte Metal lieber "politikfrei" sein.

Rami: Ich schreibe nur meine eigenen Texte und rede darüber. Es kotzt mich an zu sehen, dass wir in den vergangenen Jahrhunderten nichts gelernt haben. Überall Kriege und Menschen kämpfen gegeneinander, nur wegen verschiedener Religionen und natürliche Ressourcen werden ausgeschlachtet. Das ist furchtbar!

Was hast du für Zukunftspläne mit CONVULSE?

Rami: Einige Touren zu spielen und langsam neue Songs zu schreiben. Ich denke, wir können 2015 unser nächstes Album veröffentlichen.

Okay, das war es auch schon. Ich danke dir für deine Zeit und an dieser Stelle überlasse ich dir die letzten Worte.

Rami: Ich danke für das interessante Interview. Stay in touch!

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