Interview mit Mirza und Andreas von Siamese Fighting Fish

Ein Interview von Zephir vom 02.10.2013 (13558 mal gelesen)
SIFIFI sind die große Hoffnung des dänischen Alternative Rock. Sänger Mirza Radonjica und Gitarrist Andreas Kruger sprechen über die Band und ihr zweites Album "Breathe:See:Move".

Hallo Jungs, danke, dass ihr euch die Zeit für ein Interview nehmt. Ich freue mich sehr, euch ein paar Fragen stellen zu können, die unsere Leser und mich brennend interessieren. Ihr werdet ja als "eine der vielversprechendsten Bands in Dänemark" bezeichnet und eure Fangemeinde in eurem Nachbarland Deutschland wird zusehends größer. Da es momentan noch relativ wenig deutsche Infos über euch gibt, erklärt doch bitte unseren Lesern, was ihr eigentlich macht - eure Musik ist schließlich ziemlich innovativ. Wie würdet ihr euren Musikstil beschreiben?

Andreas: Haha, ich glaube, alle Musiker müssen durch diese schwere Aufgabe durch und ihr eigenes Produkt kategorisieren ... und uns geht es nicht anders! Es ist ein Mix aus Rock'n'Roll, Pop, Balkanmusik, Klassik, Funk, Drum'n'Bass, Metal und R'n'B ... um nur einige zu nennen! Einer unserer Freunde nannte es "progressiven Gringo-Pop-Balkan-Party-Rock mit Violine", haha!! Ich glaube, das ist ein hammerharter Name für ein Genre, ob es jetzt zu unserer Musik passt oder nicht!

Ein ziemlicher "ear-catcher" ist die Geige, besonders deswegen, weil ihr sie nicht wie andere Bands im Folk-Rock-Stil einsetzt, sondern sie als klassisches Instrument perfekt in den Alternative Rock integriert. Wie kamt ihr auf die Idee, die Rockband mit einer Violine zu komplettieren?

Andreas: Es ist einfach so ein cooles Instrument mit wunderschönem Klang. Und es ist etwas, was ganz offensichtlich in Hard Rock-Bands eher selten vorkommt. Uns gefiel einfach die Idee, etwas ganz anderes zu machen, zumal wir immer über den eigenen Tellerrand gucken. Die Violine bringt eine völlig neue Dimension in die Musik hinein und erweitert die kompositorischen Möglichkeiten ganz erheblich.

Mirza: Sie gibt uns auch das markante Profil, das man dieser Tage braucht, um aus der Masse herauszuragen. Aber es ist eigentlich egal, ob es sich dabei um eine Geige oder um eine Posaune handelt. Der beste Push ist Christians unbestreitbares Können. Ob er nun Geige spielt, Klavier oder was auch immer, er hat einfach großartiges musikalisches Talent. Wenn ich gerade bei den musikalischen Talenten bleiben darf - das ist unser größtes Kapital. Ich bin umgeben von wirklich fähigen und tollen Leuten, die das Siamese-Universum in Sphären erhoben haben, in denen ich es niemals erwartet hätte. Ich glaube, das kommt daher, dass wir an erster Stelle beste Freunde sind und an zweiter Stelle Musiker. Man sollte sich wenigstens einmal wöchentlich in Freundschaft treffen und sich wirklich nahe stehen, das hebt einfach das musikalische Werk. Das ist zumindest meine Meinung.

"Breathe:See:Move" ist euer zweites Album. Verglichen mit eurem Debüt "We Are The Sound" wurde es bisher als helleres, freundlicheres Werk beschrieben. Was war eure Inspiration?

Andreas: Man verändert und entwickelt sich einfach persönlich weiter. Für das zweite Album wollten wir Songs schreiben, die ein bisschen optimistischer und fröhlicher sind. Ich glaube, unsere Inspiration war unsere herangereifte und mittlerweile ausbalancierte Sicht auf das Leben. Wir waren einfach schon eine ganz andere Band, als wir "Breathe:See:Move" produziert haben. Sowohl in Bezug auf die Lyrics als auch auf die Musik ... so hat es sich ganz selbstverständlich angefühlt, etwas Neues und anderes zu tun. Ich glaube, im Großen und Ganzen ist das ein Fortschritt.

In Dänemark wurde das Album bereits ein Jahr früher veröffentlicht. Was war der Grund für das spätere Release im restlichen Europa?

Mirza: Die Plattenfirma hat entschieden, sich zunächst auf das heimatliche Territorium zu konzentrieren. Das würde ich überhaupt jeder neuen Band empfehlen - ebenso, zunächst im eigenen Land einige gute Kritiken zu ernten, die dann die Aufmerksamkeit der ausländischen Presse auf sich ziehen. Anscheinend hat das funktioniert :-) Nun warten wir noch auf die Gelegenheit, eine gute deutsche Band auf einer Tour supporten zu dürfen. Wenn ihr irgendjemanden wisst, der dafür in Frage kommt, meldet euch bei uns!

Wie steht es mit dem politischen Aspekt in "Breathe:See:Move"? Der Opener 'H. A. U. T.' ist ein ausgesprochen politischer Song. Wie kam es, dass ihr euch mit diesem Thema in eurer Musik auseinandersetzt?

Mirza: In den politischen Songs wollte ich mich mit den positiven Dingen beschäftigen, die uns die vergangenen Jahre gebracht haben. So viele Menschen scheinen eher ängstlich und pessimistisch gestimmt. Finanzkrise, Kriege überall auf der Welt - und es sieht ganz so aus, als ob die Verursacher des Ganzen wieder ungeschoren davon kämen. Aber wie ich in 'The World Might Have Seen Better Days' sage - das Wichtigste ist, den Kopf nicht in den Sand zu stecken, denn natürlich gibt es ein Morgen, und man sollte nicht die wichtigen Dinge des Lebens vergessen, nur weil man tagtäglich allerhand Scheiß in den Nachrichten sieht und in der Zeitung liest. Denk an deine Familie und Freunde, kümmere dich um sie. Der Rest sind nur Sandkörner in deinem Leben.

Bitte erzählt uns auch etwas über 'Discodad', einen Song, den ich persönlich sehr gerne mag - aber ich bin nicht ganz sicher, ob ihr das Thema positiv oder kritisch betrachtet?

Mirza: Die Band besteht aus sechs jungen Männern, die schon von allerhand Frauen herumgescheucht wurden. Einige unserer Freunde haben uns Rockstars genannt, bevor wir auch nur in die Nähe dieses Images rückten. Und falls ihr es noch nicht wisst - sobald man eine Rockband gründet, wird man sofort flachgelegt. Das solltet ihr zur Headline dieses Interviews machen, hahaha! (könnte man an dieser Stelle missverstehen ;-) - Zephir) Nun, einige von uns, so beispielsweise ich, sind nicht mehr ganz so jung, was ich anscheinend mal vergessen hatte. Der 'Discodad' ist also der Typ, der anfängt darüber nachzudenken, ob er nicht mittlerweile zu alt ist, um die ganze Nacht hindurch Party zu machen und alle jungen Chicks aufzusammeln, aber er tut es wieder und wieder. Ich vermute, dass eine Menge Typen dieses Bild wiedererkennen werden. Es ist weder positiv noch negativ - es ist einfach die Darstellung des Arschlochs, das jeder Typ in sich trägt.

Arbeitet ihr schon an einem neuen Werk?

Andreas: Ja, wir arbeiten am dritten Album und wir sind sehr, sehr engagiert dabei! Es wird völlig anders als die älteren Sachen, aber es wird abgefahren! Und es ist noch immer "Siamese", denke ich. Ich kann es kaum erwarten, das Material ins Studio zu bringen!

Mirza: Definitiv "Siamese". Wir haben ein paar super Songs auf Lager, auf die ihr euch freuen könnt.

Und nicht zuletzt: Wann werden eure deutschen Fans Gelegenheit haben, euch live auf der Bühne zu sehen?

Mirza: Ruft uns an! Wir sind noch absolute Newcomer und brauchen die Kontakte, mit denen ihr uns (durch Promotion) unterstützen könnt. Wir werden euch nicht enttäuschen.

Vielen Dank für das Interview! Bitte gebt unseren Lesern noch ein paar Worte mit auf den Weg:

Mirza: Bitte checkt SIAMESE FIGHTING FISH mal aus - wir hoffen, dass die Musik euch gefällt! Und wenn ihr unsere Songs schon kennt und hört - ihr seid großartig! Und übrigens, wenn ihr nicht bereits eine eigene Band gegründet habt: tut es, auch wenn ihr Scheiße seid, bitte gründet eine eigene Band! Es wird euch alles geben, was ihr euch immer gewünscht und nie zu hoffen gewagt habt. Musik ist das ganze Leben und wenn ihr das nicht habt - warum zum Teufel habt ihr noch keine Band gegründet??

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