Voices Of Destiny - Crisis Cult | |
---|---|
Review von Opa Steve vom 30.11.2014 (4844 mal gelesen) | |
Female fronted Gothic/Power-Metal ist ja ein Genre, bei welchem man unwillkürlich die Luft anhält, weil dieses Segment durch nervige Trällerelsen, Opernarien und Zuckerwatte in den letzten Jahren deutlich in Verruf gekommen ist. Dabei stelle ich oft fest, dass man bei Sängerinnen kritischer und vorurteilsbehafteter vorgeht als bei Sängern. Bei letzteren reicht es aus, wenn sie guttural Grunzen können oder Weltschmerz-Gejammer abziehen. Sängerinnen hingegen dürfen nicht zu hoch klingen, nicht zu schwachbrüstig klingen, die Stimme darf nicht fiepsig sein, sie dürfen nicht durch zu viel Melodien überfordern aber auch auf keinen Fall schief singen. Außerdem werden videocliptaugliche Mainstream-Harmonien mit Sängerin sofort in die Pop-Ecke gestopft, während man bei Sängern dann immer noch von Metal spricht. Ja, diese Bands haben es nicht leicht, und es fällt schwer, sich gegen diese Vorurteile zu behaupten. Wie schlagen sich hier denn wohl VOICES OF DESTINY mit ihrem neusten Album? Zunächst einmal haben die Besetzungskarussell-Erfahrenen mal wieder einen Neuzugang am Mikro. Ada Flechtner dürfte einigen schon dadurch bekannt sein, dass sie auch schon CORONATUS ihre Stimme lieh. Damit ist schon mal gecheckt, dass sie eine Dame am Mikro haben, die wirklich singen kann. Wenn sie nicht durch Keyboarder Lukas (mit Grunts - was sonst ...) unterstützt wird, hat man sich im Studio auch die Zeit genommen, Adas Stimme mehrstimmig in den Mix hineinzubringen. Das macht die ohnehin ordentliche Produktion noch ein Stück dichter und Freunde des mehrstimmigen Gesangs können sich hier auf recht gelungene Arrangements freuen. Ihre Melodien sind nie künstlich oder aufgesetzt. Zwar auch recht frei von progressiver Finesse und nah an Unaufdringlichkeit, aber das ist manchmal auch ganz angenehm. Sie jubiliert die Songs nicht kaputt, sondern sorgt für eine songdientliche Gesangsfront. Mehr ins Zeug legen sich Klampfer Chris und auch Drummer Klaus, die auf "Crisis Cult" mehr als deutlich unterstreichen, dass wir dieses Album unter "Metal" führen sollen. Nicht nur, dass sie überraschend aggressiv für diesen Metal-Stil loslegen können ('The Great Hunt' - einfach episch und geil). Sie trauen sich auch an komplexe Strukturen heran und bilden diese souverän im Material ab. Keyboarder und Co-Shouter Lukas hält da durchaus mit, allerdings muss ich gestehen, dass ich sein prominentes Spiel in etwa so aufdringlich finde wie manche Kolleginnen von Ada. Er ist sehr präsent und abgesehen von den Bombast-Effekten hätte man seine Läufe manchmal durchaus etwas weiter in den Hintergrund mixen können. Sorry, nichts gegen Keyboards im Allgemeinen, aber das hier ist kein Prog-Rock, sondern es muss braten. Seine legitimen Momente hat er in den zarten Stellen, z.B. bei der Piano-Ballade 'Your Creation', welche als Bonustrack nur auf dem Digipack enthalten ist, sich aber für ein bisschen Gänsehaut durchaus lohnt. Fazit: "Crisis Cult" ist richtig heavy geworden, oft auch ordentlich hart und manchmal flott. Die Kontraste zu den zarten Passagen erhöhen die Dynamik, Ada Flechtner ist eine gute Sängerin, die beinahe perfekt zu dem Material passt. "Beinahe" nur deswegen, weil sie bei den RICHTIG harten Songs mehr Power in die Stimme legen könnte, aber zu brav bleibt. Und einen kleinen weiteren Abzug gibt es wegen ein paar kleinen Zuckerwatte-Momenten, die auch hier wohl unvermeidlich ('To The Slaughter', 'Stormcrow') waren. Davon abgesehen ist hier alles stimmig und die Band hat sich mit diesem Release ihren Platz in der gehobenen Wertung redlich verdient. Gesamtwertung: 7.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Intro 02. Wolfpack 03. The Easy Prey 04. To The Slaughter 05. 21 Heroes 06. At The Edge 07. Stormcrow 08. Under Control 09. The Great Hunt 10. Your Creation (Digipak Bonustrack) | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 48:18 Minuten VÖ: 24.10.2014 |
Alle Artikel