Interview mit Willem Verbuyst von Vanderbuyst

Ein Interview von Dweezil vom 17.12.2012 (10388 mal gelesen)
Willem Verbuyst, Gitarrist der holländischen Rabauken VANDERBUYST, spricht über Songwriting in Bolivien, Tipps gegen Kater und die aktuelle Hard-Rock Szene.

Wie siehst du die Hard-Rock Szene momentan? War euer Streben, dem Rock das Herz und die Seele zurückzugeben (Zitat von ihrer Website) erfolgreich oder ist es eine Sisyphusarbeit?

Willem Verbuyst: Ich denke die Old-School Szene war schon immer ziemlich gesund. Allerdings haben Technik und Produktion in vielen Bereichen zeitgenössischer Musik das Herz und die Seele ersetzt. Für mich ist Musik die Übersetzung von Emotionen und genau das fehlt mir bei vielen modernen Rock und Metal Bands. Und vom Erfolg unserer Band her zu urteilen bin ich da nicht der einzige. Ich habe das Gefühl, dass eine Menge Leute dieser "over the top" Produktionen müde geworden sind und dementsprechend klingt Classic Rock für viele wieder frisch.

Wie sieht die Zukunft unserer Lieblingsmusik aus? Glaubst du, dass einige Bands der Retro-Rock Welle womöglich nur Trittbrettfahrer sind?

Willem Verbuyst: Ich bin mir sicher, dass die meisten Bands die Sache aufrichtig verfolgen. Die meisten Leute aus anderen Bands, die ich so treffe, haben eine echte Leidenschaft für die Musik, die sie spielen. Hard Rock und Heavy Metal haben den Test der Zeit bestanden und werden ewig bestehen. Bei Zeiten mal mehr, mal weniger beliebt, so ist das nun einmal.

Kennst du die Bands auf eurem Label Van Records bzw. was hältst du von ihnen?

Willem Verbuyst: Ich kenne ein paar von den Bands. Wir verstehen uns sehr gut mit den Leuten von THE DEVIL'S BLOOD. Ihre Platten sind einfach nicht von dieser Welt, außergwöhnlich! Wir haben ein paar mal mit ATTIC gezockt, sehr nette Jungs und eine wirklich vielversprechende Band denke ich. Ab und zu treffe ich auch ein paar von den Black Metal Typen. Das coole ist, dass Van Records eine Art Familie ist.

Wie läuft euer Songwriting ab? Habt ihr einen Hauptsongwriter oder entstehen die Sachen bei gemeinsamen Jams?

Willem Verbuyst: Den Löwenanteil der Songs schreibe ich. Ich komponiere einiges, wenn ich im Urlaub bin. Ich mag es, in exotische Gegenden wie Kambodscha oder Bolivien zu reisen und meine Gitarre mitzunehmen. Jochem schreibt auch immer mal wieder einen Song. Für "Flying Dutchmen" hat er 'Welcome To The Night' beigesteuert. Wenn ich Songs schreibe, mache ich erst einmal Demos zu Hause. Später arbeiten wir daran dann zusammen im Proberaum. Wir haben so gut wie keine Zeit zu Jammen, mit der Anzahl an Live-Shows die wir so machen.

Hat sich in eurem Schreib- und Aufnahmeprozess irgendetwas verändert, verglichen mit euren früheren Alben?

Willem Verbuyst: Ich glaube, dass sich unser Songwriting verbessert. Da wir als Band Fortschritte machen, können wir andere Sachen ausprobieren. Außerdem lehrt dich die Live-Erfahrung, wie bestimmte Songs von den Hörern angenommen werden. Das wichtigste, das ich mit mir nehme wenn ich Songs schreibe, ist Jochems Stimme. Ich wusste, dass er Unterricht genommen hatte und ich habe gehört, wie er sich jeden Tag verbessert hat, obwohl ich nicht erwartet habe, dass es so gut wird. Gesangslininen sind, meiner Meinung nach, das wichtigste in einem Song, der Rest ist extra. Demensprechend fange ich mit den Vocals an und füge dann das Schlagzeug und den Bass hinzu. Die Gitarre kommt als letztes und ist der unwichtigste Bestandteil des Songwriting Prozesses.

Ihr habt mehr Songs auf dem neuen Album, behaltet aber exakt dieselbe Länge bei, wie bei den Vorgängern. Ist das mit Bedacht auf den perfekten Vinylsound gemacht worden, um die Platte nicht zu überladen?

Willem Verbuyst: Ja, ich mochte schon immer 40 Minuten Platten. Wie du sagst, sind 20 Minuten auf jeder Seite perfekt, um die Qualität des Vinylsounds zu garantieren. Davon abgesehen, gibt es nur wenige Alben, die mich länger als 40 Minuten fesseln können.

Wie lange, glaubst du, könnt ihr euer Veröffentlichungstempo beibehalten, ein Album pro Jahr zu veröffentlichen, ganz im Stil der Legenden der 80er. IRON MAIDEN haben es auf fünf Alben in dem Tempo gebracht, glaubst du, ihr erreicht diese Marke?

Willem Verbuyst: Wir haben drei Alben in drei Jahren veröffentlicht, wie wir es versprochen haben. Mit unseren ausgedehnten Touraktivitäten ist es schön, unseren Fans jedes Jahr neue Songs zu präsentieren. Jährlich ein Album rauszuhauen auf Teufel komm raus ist aber auch nicht das Wahre. Nur wenn wir ein gutes Album garantieren können, veröffentlichen wir es. Mal schauen, was das kommende Jahr bringt. Ich habe bereits zehn Songs geschrieben, hatte aber noch keine Zeit, Demos davon anzufertigen.

Gibt es irgendwelche Pläne für eine ähnliche Tour, wie die mit BULLET und GRAND MAGUS im letzten Frühjahr? Es sollten ja genügend geeignete junge Bands dafür da sein, wenn man sich die aktuelle Hard-Rock Szene anschaut.

Willem Verbuyst: Ja, das wäre natürlich klasse! Die Tour hatte ein echtes Killer-Package. Alle Bands waren großartig und wir haben Freundschaften fürs Leben geschlossen. Ich würde es sofort wieder tun, aber ich habe noch keine Pläne dieser Art gehört. Momentan konzentrieren wir uns auf unsere "Flying Durchmen" Tour im Dezember und Januar.

Ihr seid fast ununterbrochen auf Tour gewesen in den letzten paar Jahren. Wer von euch ist der größte Partylöwe oder der chaotischste auf Tour?

Willem Verbuyst: Wir haben alle so unsere Momente ab und zu (lacht). Aber andere Bands stellen uns Party-technisch meistens in den Schatten. Die Jungs von SKULLFIST zum Beispiel, das sind die richtigen Partymacher. Außerdem musst du immer den nächsten Tag im Hinterkopf behalten, wenn du zu verkatert bist, um eine vernünftige Show zu geben ist das unverzeihlich. Jeder verdient eine gute Show.

Hast du einen Tipp gegen Kater?

Willem Verbuyst: Nicht Trinken! Für die meisten von uns aber wohl keine Option, also früh aufstehen und ganz normal Essen und Trinken haha. Sex haben ist allerdings das beste Gegenmittel denke ich.

Welcher eurer Gigs ist dir am wichtigsten, oder am meisten im Gedächtnis geblieben?

Willem Verbuyst: Die Tour mit SAXON im großen und ganzen. Eines der besten Erlebnisse aller Zeiten! Auch das Rock Hard Festival war killer. Von den Shows 2012 würde ich wohl das Hellfest in Frankreich auswählen.

Habt ihr schon mal eine Tour in einem richtigen Tourbus absolviert, oder ist es bei euch immer noch der gute alte Band-Van?

Willem Verbuyst: Nee, immer noch der alte stinkende Van. Aber er hat uns gute Dienste geleistet bis jetzt, auch wenn der Motor mehr Geräusche von sich gibt als üblich. Ich hoffe, er hält noch eine Weile, wir haben eine Menge Autofahren vor uns. Im November sind wir zur Abwechslung mal geflogen, nach Skandinavien, was echt klasse war. Auf dem Rückweg hatten wir extra Sitze für unsere Gitarren und Becken reserviert, das war cool!

Was sind deine Lieblingskünstler aus den Niederlanden? Ist irgendjemand "In Dutch" (zu deutsch: in Schwierigkeiten) weil er dir auf die Nerven geht?

Willem Verbuyst: Ich mag Bands wie VENGEANCE: großartige Musik und gute Shows! Außerdem habe ich begonnen, GOLDEN EARRING mehr und mehr schätzen zu wissen. Wer "In Dutch" ist? Keiner, solange wir da sind kann jeder seinen Spaß haben!

Thanks guys!

Willem Verbuyst: Thank you Dweezil for this interview!

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