Vanhelga - Längtan | |
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Review von grid vom 28.05.2014 (4856 mal gelesen) | |
Nachdem VANHELGA mit ihrer EP "Sommar" letztes Jahr im November meine Erwartungen auf Kommendes geweckt haben, freute ich mich entsprechend auf "Längtan". Das dritte Vollalbum der Schweden fällt mit einstündiger Spielzeit gleich positiv auf. Ich gebe zu, ich bin LIFELOVER-Fan und habe eine ausgeprägte Vorliebe für Sänger, die ihre Seelenqual nach außen kehren. Kein Wunder also, dass mir VANHELGA bestens ins Ohr gehen, ist doch der Posten mit Johan Gabrielson, der als 1852 bei LIFELOVER tätig war, bestens besetzt. Mit J. Ottosson an Gitarre, Bass und teilweise auch am Mikro, lädt ein weiteres ehemaliges LIFELOVER-Mitglied einen Extrasack Irrsinn, dieser leider nicht mehr existierenden, und von mir sehr schmerzlich vermissten, Wahnsinnskapelle hier ab. War "Sommar" noch das Werk von Johan Gabrielson und J. Ottosson, ist das Personal mit den beiden Gitarristen J. Ejnarsson (TAKETH) und D. Wadström (ex-SKOGSTRON) sowie Schlagzeuger D. Franzén vervollständigt worden. Was bietet "Längtan" nun? Es beunruhigt oder verstört (je nach Vorliebe) erst einmal die verwaschene, verzerrte Hintergrundgitarre, die für echte orthodoxe Schwarzmetallatmosphäre steht. Dieses Klangbild dürfte allerdings der Knackpunkt für viele werden. Denn diesem Old-School-Gitarrensound muss man zugetan sein, um "Längtan" mehr als nur gut finden zu können, weil vor der dauerrauschenden Kulisse entweder (überwiegend) traurig die Akustikgitarre klagt oder die Stromgitarre einen ätherischen, manchmal sogar epischen Melodientanz durch den Raum wagt. Der Melodienaufbau ist einfach und absolut gefällig und schafft Platz für die überspannte Gesangsleistung von Johan Gabrielson, der stammelnd, lachend, stöhnend, bellend und würgend, ständig vokal auf der Kippe, der Todessehnsucht, von der "Längtan" handelt, entgegentaumelt. Wenn VANHELGA mit instrumentalen Parts auf die Kraft ihrer sanften Melodien setzen, halbiert sich der Wahnsinn und übrig bleibt meist Träumerei, die auch gelegentlich jazzige Züge aufweist ('Evig Förändring') oder von unerwartet Folkloristischem ins Ambiente wechselt ('Narkotisk Uppgivenhet'). Schlagzeug und Bass spielen auf "Längtan" zurückhaltende Rollen, im Brennpunkt stehen die Gitarren und der Gesang. Auch wenn die zwölf Songs alle sehr ähnlich aufgebaut sind, besticht jeder Song mit einer Fülle von Details, auf die man sich freilich einlassen muss. Dadurch fordert "Längtan" das aufmerksame Zuhören und hat das Potenzial für zig Runden. Diese Runden wird allerdings nur derjenige der Platte gönnen, der ohnehin eine Vorliebe für - aus alle gängigen Rahmen fallende - Extremmusik pflegt. Fazit: "Längtan" ist ein Album des unruhigen Wahnsinns. Richtungs- und Stimmungswechsel im Einklang mit exaltiertem Gesang. Es berührt denjenigen, der sensibel genug ist, die Verletzlichkeit, Verzweiflung und Wut in all der Wirrnis zu entdecken. Anspieltipps: 'Svartsint Ömhet', 'Låt Snön Falla'. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Svartsint Ömhet 02. Där Evigheten Inväntar Mig 03. Evig Förändring 04. Med Mina Andetag 05. Joyless 06. Låt Snön Falla 07. Kärleksförklaring 08. Vansinnesvardag 09. Narkotisk Uppgivenhet 10. Eternal Night 11. Förbarma 12. Exploderande Känslostorm | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 01:07:15 Minuten VÖ: 28.04.2014 |
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