Temperance - Temperance

Review von Opa Steve vom 18.04.2014 (6578 mal gelesen)
Temperance - Temperance TEMPERANCE wehren sich mit ihrem gleichnamigen Album wie viele andere aktuelle Bands gegen die Reduzierung von female-fronted Metal auf opernhaftes Tralala. Ob dies aber unbedingt immer erträglicher ist, darüber streiten sich aktuell die langhaarigen Gelehrten. Zugegeben, die Dame hat eine sympathische Stimme, singt klar und trifft die Töne. Formal ist also alles im sprichwörtlich grünen Bereich. Dafür hat sich der Kitsch-Bombast auch bei TEMPERANCE im Gesamtvergleich leider nur ganz wenig von der Genre-Formel fortbewegt. Soundtechnisch wird fetter Power-Metal geboten, auch in seinen Arrangements durchaus variabel. Allerdings ist das Songwriting neben den immer wiederkehrenden glaubwürdigen Heavy-Passagen oftmals so überfröhlich-kitschig, dass man sich schon wundert. Die Sängerin ist für "böse" Musik auch deutlich eine Spur zu lieb und nett und ich nehme ihr nicht ab, dass sie den Metalhead in sich schon gefunden hat. In der Kombination mit den poppigen Ausflügen wie in 'To Be With You' mit seinem 80er Flair, oder der hart an der Kitschgrenze agierenden Power-Ballade 'Breathe', ist so etwas natürlich absolut tödlich und drängt sich unweigerlich in den Kern meiner Kritik. Wie heißt es so schön bei Stiftung Warentest? "Führte zur Abwertung". Genauso ist es hier. Ich nehme der Band ab, dass sie wirklich was drauf hat. Man erkennt es auch immer wieder. Aber wenn der Zuckerguss wie über einen Sonntagskuchen verbreitet wird, dann kann man sich dem absolut nicht entziehen. Für Schunkelrefrains wie in 'Heavens Above' oder den schlagerähnlichen Klimax in 'Hero' braucht man schon Mut, wenn man nicht "The Dome" als Ziel hat, und die ständig blubbernden Keyboards sprechen dazu eine deutliche Sprache.

Bei all dem Gemecker gibt es auch echte Lichtblicke, die einen ab der Mitte des Albums wieder ein wenig gnädiger stimmen. 'Scared And Alone' und 'The Fourth Season' umschiffen songwriterische Fettnäpfchen ziemlich gut und geben ein Bild davon ab, was die Band leisten könnte, wenn sie diesbezüglich bei der Produktion mehr Beratung finden würde. Tolle, ernsthafte Kompositionen, bei denen die Power direkt viel glaubwürdiger rüberkommt und die Vokalistin deutlich erwachsener und souveräner wirkt. Beim nächsten Wurf, den ich der Band von ganzem Herzen gönne, sollten sie unbedingt die ZDF-Fernsehgarten-Melodien und Schlagerharmonien vermeiden lernen und sich ein externes Ohr bei den Arrangements leihen - oder einfach mehr darauf achten, dass sie sich nicht unter Wert ins Abseits dudeln. Denn sie können es, wenn sie wollen.

Gesamtwertung: 6.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood dry dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Tell Me
02. Hero
03. Heavens Above
04. Breathe
05. To Be With You
06. Scared And Alone
07. The Fourth Season
08. Relentlessly
09. Dejavu
10. Stronger
11. Lotus
Band Website: www.temperanceband.com/
Medium: CD
Spieldauer: 56:15 Minuten
VÖ: 14.04.2014

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten