Interview mit Patrick Persson von The Forsaken

Ein Interview von Eddieson vom 02.09.2012 (6672 mal gelesen)
Im Zuge der Veröffentlichung ihres neuen Albums "Beyond Redemption" stand mir Gitarrist Patrick Perrson Rede und Antwort.

Lass uns über euer neues Album "Beyond Redemption" sprechen. 9 Jahre sind vergangen zwischen "Traces Of The Past" und "Beyond Redemption". Warum hat es so lange gedauert? Was habt ihr während der Zeit gemacht?

Patrick Persson: Ich wünschte ich könnte sagen, dass wir die Zeit für wichtige Dinge genutzt haben, z.B. den Krebs heilen oder so was. Leider haben wir aber einige Jahre faul auf unseren Ärschen gesessen. Es gab eine Schaffenskrise bei THE FORSAKEN, nachdem wir die Tour zu "Traces Of The Past" beendet haben. Wir haben 3 Alben in 3 Jahren veröffentlicht. Wir waren einfach ausgebrannt. Wir wussten einfach nicht, in welche Richtung es gehen sollte. Als ob das noch nicht genug gewesen wäre, zog ich aus unserer Heimstadt weg, um zu studieren, was das Proben und Songwriting erheblich erschwerte. Viele Songs wurden einfach nicht fertig, und die, die fertig wurden, erfüllten nicht unseren Standard. Es ist nicht so, dass wir keine Songs geschrieben haben. Sicherlich gab es auch lange Zeiten wo nichts Bedeutendes passierte, aber wir waren immer irgendwie aktiv und es war nie von Auflösung die Rede. Ein weiterer Punkt war, dass Century Media zu uns gesagt hat, dass sie wahrscheinlich unser nächstes Album nicht veröffentlichen werden und ohne eine Deadline gesetzt zu bekommen, verläuft das Songwriting doch sehr träge. Und so haben wir nichts fertig bekommen. 2006 haben wir eine 3-Song-Promo aufgenommen, bei dem wir fühlten, dass es in die richtige Richtung geht. Der Song 'As We Burn' wurde in der Session auch schon aufgenommen. Aus unerfindlichen Gründen haben wir aber nie ernsthaft versucht, einen Plattenvertrag zu bekommen. Während der Zeit rückte die Band immer mehr in dem Hintergrund und Dinge wie Familie, Jobs und andere musikalische Projekte standen plötzlich im Vordergrund. Irgendwann 2009 schrieben wir Songs, die den Großteil des Albums bilden. Von 2009 bis 2011 haben wir das halbe Album geschrieben. Wir waren immer noch sehr langsam im Songwriting, aber das Material klang gut. Nachdem wir im Mai 2011 bei Massacre unterschrieben haben, haben wir Songs in einem angemessenen Tempo geschrieben.

Wie war der Songwriting-Prozess? War es einfach nach 9 Jahren musikalischer Arbeitslosigkeit neue Songs zu schreiben.

Patrick Persson: Wie ich eben schon sagte, es war keine lange Pause, es hat halt alles etwas länger gedauert. Als sich dann das Songwriting beschleunigte, war es wie in alten Zeiten. Ein großer Unterschied ist, dass wir nicht mehr proben, wie früher. Ich lebe etwas weiter weg von den anderen, also werden Demos hin und her geschickt, anstatt im Proberaum zu sitzen und zu jammen. Wenn du dich erst mal an diese Art zu "proben" gewohnt hast, spart dir das eine Menge Zeit. Die Möglichkeit zu haben deine Ideen auf zu nehmen und die den anderen zu zeigen hat den Arbeitsfluss wesentlich verbessert. Calle, Stefan Berg und ich haben die Möglichkeit aufzunehmen und ich bin mir sicher, dass das Songwriting für das nächste Album sehr aufregend werden wird.

"Beyond Redemption" ist schnell, hart und steckt voller Energie. Wo nehmt ihr die Energie her, und ist euer Leben auch schnell und brutal?

Patrick Persson: (Lacht und prustet seinen Kaffee aus der Nase): Ich denke an Nicke. Zweifacher Familienvater, der im Urlaub sein Haus neu streicht, den Rasen mäht, den Haushalt macht und währenddessen schnell und brutal ist. Jeder von uns hat eine unterschiedliche Motivation. Aber der Hauptgrund ist immer die Liebe zur Musik. Musik machen ist ein Großteil von uns. Es ist eine Methode um seinen Frust abzubauen, ein Weg der kreativen Selbst-Erfüllung und es ist ein Weg neue Leute kenn zu lernen und ein Teil etwas zu sein, das viel größer ist als wir selbst.

Gab es einen bestimmten Grund "Beyond Redemption" nach 9 Jahren zu veröffentlichen?

Patrick Persson: Aus verschieden Gründen wäre es vielleicht ein klügerer Schachzug, ein Album nach dem anderen zu veröffentlichen, auch wenn wir mit dem Material nicht 100-prozentig zufrieden sind. Es ist eine harte Arbeit sich einen Namen zu machen, wenn man aus dem Nichts kommt. Andererseits könne wir stolz darauf sein nur Alben veröffentlicht zu haben, die uns zu einhundert Prozent repräsentieren und nicht etwas für das wir uns schämen müssten. Ich glaube, das ist das Beste für uns. Wir sind zu Musikern, Songwritern und eigenständigen Persönlichkeiten gereift. Hätten wir "Beyond Redempetion" 2005 veröffentlicht wäre es bestimmt nicht so gut geworden.

Warum hat Stefan Holm die Band verlassen, und wo habt ihr euren neuen Gitarristen gefunden?

Patrick Persson: Stefan hat die Band aus verschiedenen Gründen verlassen. Das "Nichtstun" der Band frustrierte ihn und ich glaube, er spielt lieber in keiner Band, als in einer, die ihn nicht zu 100 Prozent erfüllt. Wir waren traurig, ihn gehen lassen zu müssen, aber wir haben es kommen sehen, also waren wir nicht sonderlich überrascht. Ein Gründungsmitglied einer Band zu verlieren ist ein herber Schlag für jede Band, aber ich denke, in unserem Fall hat es uns in eine kreative Schaffensphase zurückgebracht. Wir wollten die Band nicht einfach so gehen lassen, also entschlossen wir uns, einen neuen Gitarristen zu suchen. Unsere erste und einzige Wahl war Calle Fäldt. Er war Bassist bei DERANGED und Gitarrist bei FEARED CREATION, bei denen auch Anders spielte, so hatten wir schon eine gute Vorstellung von seinem Können. Nicke hatte ihn vor einigen Jahren bei Sweden Rock Festival getroffen, wir wussten also, dass er ein cooler Typ und ein großartiger Gitarrist ist.

Stand die Band kurz vor der Auflösung?

Patrick Persson: Nein, nicht wirklich. Jedenfalls haben wir nie offen darüber gesprochen. Aber ich muss zugeben, dass THE FORSAKEN nicht immer ganz oben auf meiner musikalischen To-Do-Liste stand und es lange Zeiten, wo wir nicht geprobt haben, Konzerte spielten oder Songs geschrieben haben. Wir haben 'ne Menge Gespräche im betrunkenen Kopf geführt und uns versprochen uns weiter zu entwickeln, aber am Ende war es der Weggang eines Freundes und Bandkollegen, der uns wieder in die Bahn gebracht hat.

Wie fühlte es sich an, zurück in Studio zu sein und wie waren die Reaktionen, nachdem "Beyond Redempetion" veröffentlicht wurde?

Patrick Persson: Es fühlte sich großartig an. Da wir aber das Album selber aufgenommen haben, war es anders als bei den alten Alben. Ein Album in einem Studio aufzunehmen ist ein sehr großer Aufwand. Du hast 2 oder 3 Wochen, wo du ständig das Album hörst und die Songs immer wieder spielst. Es ist ein großer Spaß für eine Band aber auch eine harte Arbeit. Diesmal konnten wir das Ganze etwas ruhiger angehen lassen. Ich konnte z.B. meine Gitarrenparts in meiner Wohnung einspielen, wann immer ich die Zeit dazu hatte. Wir hatten eine Deadline und wir standen kurz davor, diese zu überschreiten aber trotzdem konnten wir das Ganze etwas relaxter angehen und wir fühlten, dass wir uns die Zeit nehmen können, um alles richtig zu machen. Das Album wurde dann in den Fascination Studio von Andre Alvince und Jens Bogren gemixt und gemastert. Die Reaktionen auf das Album waren großartig. Wenn man für eine so lange Zeit weg ist, zweifelt man schon etwas daran ob die Musik, die man macht gut ist. Wir wussten auch, dass es mit unserem alten Material verglichen wird und es fällt schwer gegen altes Material anzutreten. Aber wir sind sehr zufrieden mit den Reaktionen, die wir bisher bekommen haben.

Gibt es einen großen Unterschied zwischen 2003, dem Jahr in dem "Traces Of The Past" veröffentlicht wurde und 2012?

Patrick Persson: Ich denke schon. Was in den späteren Jahren geschehen ist, habe ich nicht weiter verfolgt. Meiner Meinung nach, hatte Schweden immer die besten Bands. Und viele der alten Bands sind immer noch stark. ENTOMBED, GRAVE, UNLEASHED und HYPOCRISY waren immer da und veröffentlichen heute immer noch gute Alben. Es gibt viele Bands, auf die man achten sollte, aber ich habe es mittlerweile aufgegeben. Musik im Allgemeinen und Metal im Einzelnen werden in Schweden immer erfolgreich sein und es gibt eine Menge Edelsteine zu finden, wenn man sich nicht scheut, etwas im Dreck zu buddeln.

Was ist euer Haupteinfluss und worüber handeln eure Texte?

Patrick Persson: Die Texte behandeln das weltliche Geschehen, Politik, Religion und soziale Probleme. All unsere Texte sind etwas abstrakt, aber sie behandeln ein eindeutiges Thema. Viele Inspirationen kommen aus dem großen Land im Westen und die Drehungen und Wendungen in der Politik, seitdem sie den ersten schwarzen Präsidenten haben. Die meisten der neuen Songs handeln über die eitrige Masse von Politikern, Religion, Firmeninteressen und Geld, die die Welt regiert.

Nenne mir deine Lieblings-Death-Metal Band aus Schweden (neben THE FORSAKEN natürlich)

Patrick Persson: Nur eine? Das ist hart...da gibt es eine Menge, die ich nennen würde. Aber wenn ich nur eine nennen darf, dann ENTOMBED. Ich interessiere mich nicht für alle ihrer Alben, aber sie sind eine Band, die sich entwickelt hat, Neues ausprobiert hat, aber immer bei ihren Wurzeln geblieben ist. Außerdem haben sie mich Anfang der Neunziger in die Szene gebracht, also haben sie noch den Nostalgie-Bonus.

Gibt es die Chance euch auf Tour zu sehen?

Patrick Persson: Ich habe keine Ahnung. Wir haben einige Angebote bekommen, aber je älter man wird, desto komplizierter wird es, außerdem hat man nicht immer die Möglichkeit einen Monat Urlaub zu nehmen. Bis jetzt gibt es keine konkreten Pläne. Wir haben einige Festivals gespielt aber noch keine ganze Tour.

Danke, das war's. Vielen Dank für deine Zeit und die berühmten letzten Worte gehören dir.

Patrick Persson: Danke für das Interview und daran, dass ihr uns nach all den Jahren nicht vergessen habt. Cheers!

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