Six Minute Century - Wasting Time

Review von Stormrider vom 20.11.2013 (4571 mal gelesen)
Six Minute Century - Wasting Time Selten war ein Albumtitel so treffend, dabei hätte er ja eigentlich Warnung genug sein müssen. Irgendwie habe ich diesen offensichtlichen Hinweis aber wohl überlesen.

Das vorliegende Album "Wasting Time" soll wohl eine Mischung aus Power Metal und progressiven Elementen sein. Wenn man unter Progressivität versteht, dass jeder Musiker machen darf was er will, dann mag das zutreffen. Man könnte hierfür auch mal eine neue Schublade erfinden, z.B. Free Jazz Metal oder so. Unglaublich wie wenig manchen Songstrukturen und Inhalten zu folgen ist. Ich habe mal drei Beispiele rausgesucht, es ließe sich aber beliebig erweitern: Wenn man sich das Instrumental 'Czardas' anhört, dann hat man das Gefühl, hier wurden versehentlich zwei verschiedene Songs übereinander gemixt. Da passt ja nichts so richtig zusammen, dazu dieser fürchterliche vordergründige Basslauf, der penetrant jeglichen Versuch zunichtemacht, sich auf den Rest zu konzentrieren. Bei 'Paying Deaths Toll' bin ich mir nicht ganz sicher, wer der Band empfohlen hat, diesen Effekt aufs Gitarrensolo zu packen, könnte aber jemand gewesen sein, der bereits unter einem Hörschaden leidet. Vielleicht wollte der Gitarrist aber auch nur sein neues Effektgerät unbedingt auf dem Album unterbringen?! Weniger ist manchmal eben doch mehr und nachvollziehbare Songstrukturen haben auch noch keiner Band geschadet. Genauso wie ein kritisches Hinterfragen des Mixes bzw. Sounds. 'Baptized In Flames' klingt, als wäre hier eine Demoversion aufs Album gerutscht. Wer bitte hat denn diesen Mix freigegeben? Ein dermaßen heterogenes Soundbild bekommt man wirklich selten zum Rezensieren. Klar, man könnte natürlich von Undergroundcharme sprechen oder aber einfach von einer Scheibe, die man sich wirklich nur unter Schmerzen am Stück anhören kann. Es nur an den Instrumentalisten festzumachen würde jedoch der Gesangsleistung Unrecht tun, diese reiht sich nämlich nahtlos ein, und auch der Sänger scheint eher seine eigenen Vorstellungen der Songs umzusetzen, anstatt seine Gesangslinien mit den Kollegen abgestimmt zu haben. Dabei nervt er mit seiner Phrasierung und dem ständigen Halten von einzelnen Tönen ähnlich aufdringlich, wie eine Katze die im Liebestaumel des Nachts unter dem Schlafzimmer balzt.

Die Band scheint sich dessen aber irgendwie auch bewusst zu sein und liefert daher neben dem treffenden Albumtitel (zur Erinnerung: "Wasting Time") gleich einen passenden Songtitel in Form von 'Hell's Gate'. Wer sich dieses Album auflegt, der durchschreitet freiwillig das Tor zur 68 minütigen Soundhölle, für mich ein ziemlicher Albtraum, der da von Nightmare Records veröffentlicht wird. Ok, das mögen sehr flache Wortwitze sein, aber sie passen sich dem Album in Niveau und Ausführung an. Sorry, aber besseren neoklassischen Skalen-Power-Prog gibt es an jeder Ecke, dazu dieser fürchterliche Mix und der jaulende Sänger.

Ich neige ja eigentlich nicht dazu, Bands zu verreißen, da die meisten Musiker viel Herzblut und Zeit in ihre Musik investieren, aber ich find's einfach gruselig. Anspieltipps gibt es wahlweise keine oder alle, so man ein ausgeprägtes Maß an Masochismus mitbringt.

Gesamtwertung: 3.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. 1900
02. City Of Hope
03. Just Remains
04. The Killing Fields
05. Baptized In Fire
06. Paying Deaths Toll
07. Czardas
08. Last Days In Paradise
09. Needhams Point
10. Defining Moment
11. Hell's Gate
12. Wasting Time
Band Website: www.SixMinuteCentury.com
Medium: CD
Spieldauer: 67:40 Minuten
VÖ: 15.10.2013

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Das klingt doch mal interessant! Nach meiner persönlichen Erfahrung deuten Totalverrisse wie zu "Wasting Time" in aller Regel auf Kram hin, der mir gefallen könnte - mal sehen bzw. hören ...
(23.03.2018 von Metal Guru)

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