Interview mit Savvas Betinis von Acid Death

Ein Interview von Akhanarit vom 18.06.2012 (8163 mal gelesen)
Trotz Krise in die Fresse!

Bleeding 4 Metal hatte die Ehre mit Savvas Betinis, Sänger und Bassist der griechischen Progressive Deather ACID DEATH ein Interview zu führen. Die Band war lange Zeit im griechischen Underground bekannt, löste sich dann aber auf und nun sind sie zurückkgekeht. Mit neuem Mut und einem taufrischen Album wollen ACID DEATH es noch einmal wagen und die Welt erobern. Savvas nahm kein Blatt vor den Mund und beantwortet ALLE Fragen und somit kann Bleeding 4 Metal euch nicht nur eine wiedererstarkte Band präsentieren, sondern auch den aktuellen Stand der Bands in Griechenland seit der Krise beleuchten.

Hallo Savvas und danke, dass du dir ein wenig Zeit für ein Interview nimmst.

Savvas: Hallo Akhanarit. Danke, dass wir uns hier präsentieren dürfen, Mann!!

Kommen wir doch zuerst gleich mal auf eure Reunion zu sprechen. Vor allem in Griechenland seid ihr kein unbeschriebenes Blatt mehr und habt seit Ende der 80er euer Unwesen in der Szene getrieben, bis es dann 2001 zur Auflösung kam. Was waren die Gründe dafür?

Savvas: Dafür gab es viele Gründe. Ja, ACID DEATH waren von 1989 bis 2001 aktiv. Zwölf Jahre; in dieser Periode war die Band mein ganzes Leben. Es gab sehr viele Schwierigkeiten in den vergangenen Jahren. Die Dinge waren anders als heute, beginnend mit dem Weg, wie eine Band ihre Songs aufgenommen und veröffentlicht hat und wie sie diese dann anschließend promoten konnte. Wir gerieten immer öfter aneinander in den letzten zwei bis drei Jahren und am allerwichtigsten: wir haben dieses spezielle Gefühl verloren, dass die Musik wichtiger ist als all die schlechten Dinge, vor denen wir standen. Probleme mit den Labels bis hin zu dem schlechten Bild, welches die Menschen von der Band hatten. Bedenkt man, dass Progressive Death Metal total unbekannt für das griechische Publikum war und uns die Leute deshalb mit Verachtung bei den Events und Shows begegneten. Also haben wir in einer einzigen Nacht im Jahre 2001 beschlossen, dass ACID DEATH nicht mehr existieren werden. Zum Glück haben sich die Dinge nun erheblich verbessert und seit Januar 2011 sind wir wieder da.

Was habt ihr in den 10 Jahren gemacht, als ACID DEATH auf Eis lagen? Habt ihr euch aus dem Musikbusiness komplett zurückgezogen oder hattet ihr andere Projekte am Laufen?

Savvas: Nein! Wir gingen alle unserer Wege, waren aber während der ganzen zehn Jahre immer im Musikbusiness aktiv. Ich selbst gründete eine neue Band mit ein paar netten Musikern, die KINETIC hieß. Bleeding 4 Metal hat vor ein paar Jahren mal was über uns gebracht. Dennis Kostopoulos (-Gitarrist) hatte und hat noch immer eine Doom/Stoner-Band Namens INFIDEL. Weißt du, Musik ist für uns ein wichtiger Teil unseres Lebens und damit einfach aufzuhören würde genau zum Gegenteil von dem führen, was wir bevorzugt mit unserem Leben anfangen möchten.

Was war der Auslöser, euch dann 2011 doch wieder zusammenzufinden, und wie fühlt es sich nach all den Jahren an, wieder am Start zu sein?

Savvas: Wir haben seit 2009 darüber nachgedacht, zurückzukehren... Es gab da draußen viele Leute, die der Meinung waren, dass ACID DEATH eine echte "Hausnummer" im Underground waren und wir bekamen viele Mails in denen wir nach einem Comeback gefragt wurden. Ich war sehr überrascht, als ich herausfand, dass all unsere Aufnahmen im Internet verbreitet worden sind und auch die Kommentare mehr als positiv ausgefallen waren. Sogar jene, die unsere Sachen nicht leiden konnten meinten: "Wir haben ihnen echt Unrecht getan... diese Jungs haben wirklich geliebt was sie gemacht haben!". Nun ja, all das klingt nach einer Art Ausflucht. Ich persönlich liebte dieses "Gebäude" immer und wenn wir untereinander Klartext redeten war der Gedanke an eine Reunion allgegenwärtig. Also ließen wir den Motor an! Es fühlt sich gerade richtig gut an und eineinhalb Jahre nach unserer Rückkehr haben wir ein neues Album draußen. Und das ist das Wichtigste!

Gerade untermauert ihr euer Comeback mit einem neuen Album Namens "Eidolon". Dieses klingt richtig oldschool und gut durchdacht. Wie sind die bisherigen Reaktionen derer, die das Album bisher zu hören bekamen und wie sind die Aufnahmen gelaufen?

Savvas: Ich persönlich empfinde "Eidolon" als aggressiveres Album als alles, was wir früher gemacht haben. Es beinhaltet alle technischen Elemente früherer Aufnahmen, aber es ist noch mehr Death Metal als früher. Das Album wird am 1. Juni rauskommen und von den österreichischen Noisehead Records veröffentlicht. Die Produktion haben wir selbst gemacht, was uns sehr dabei geholfen hat zu sehen, wie das Team auf Maximalleistung zusammenarbeitet. Es ist noch zu früh über die ganzen Reaktionen zu sprechen, weil immer noch nicht alle Reviews gemacht wurden. Aber von Freunden und befreundeten Musikern wurden unsere Songs sehr positiv aufgenommen und wir bekamen alle möglichen Kommentare von sehr gut bis nüchtern. Aber natürlich sind alle Meinungen willkommen! So läuft das Spiel und alle Bands müssen damit klarkommen.

Sind alle Stücke auf "Eidolon" brandneu, oder habt ihr auch auf ältere Ideen zurückgegriffen?

Savvas: Alle Tracks auf dem Album sind brandneu ausser 'Convict'. Das ist ein alter Song, der noch von 1995 stammt. Ein unveröffentlichter Song, der auch auf unserer 2011er Promo zu finden war, als die Band gerade frisch zurückgekehrt war.

Möchtest du uns etwas über die Lyrics verraten. Was ist die Kernaussage von "Eidolon"?

Savvas: Die Lyrics sind, wie schon in der Vergangenheit, der schrecklichen Seite des Lebens gewidmet. Sie beschreiben sowohl reale als auch erdachte Geschichten. Im Falle des "Eidolon"-Albums sind die Lyrics... lass es mich so sagen: direkter und weniger "poetsich" als bei "Piece Of Mankind" von 1999.

Die politische Lage in Griechenland ist ja gerade alles andere als optimal. Bekommt ihr das als Band auch hautnah mit oder wirkt es sich gar auf euch als Künstler aus? Und wenn ja, inwiefern?

Savvas: Griechenland war und ist immer noch ein schwieriges Land für Metal-Musiker... Es gibt viele Geschichten, die keiner über die griechische Metal-Szene weiß und ganz wichtig: die politischen Belange sind derzeit total außer Kontrolle geraten. Jeder schielt mit einem Auge nach Griechenland und viele Leute denken: "...Griechen sind Diebe, Lügner, Faulpelze..." und all sowas. Die meisten Menschen hier stimmt es sehr traurig, dass in der ganzen Welt diese Meinung vorzuherrschen scheint und das ist natürlcih auch für die Bands schlecht. Wir Bands geben alle unsere 100%, stehen vor erheblichen finanziellen Problemen, arbeiten sehr hart um unsere Aufnahmen überhaupt präsentieren zu können, und genauso hart arbeiten auch viele andere Griechen in diesen Zeiten. Aber es ist sehr schwer für uns, die Gedanken der Welt auf uns zu verändern... Am Wichtigsten ist, dass wir unser Land lieben wie jeder andere ebenfalls sein Land liebt, aber wir wissen wie steinig der Weg ist, die negativen Sichtweisen der Menschen zu verändern... Wir hoffen, dies eines Tages wieder zu schaffen.

Wie stehen eure Familien zu eurer Musik? Gibt es da jemanden, der ACID DEATH hört?

Savvas: Hahaha, es ist unglaublich, aber wir haben ein paar echte Fans innerhalb unserer Familien! Klar, Death Metal ist kein populärer Musikstil für den typischen griechischen Bürger, aber innerhalb der Familie herrscht immer eine positive Sicht darauf, was die "Familienmitglieder" so machen. Mich persönlich betreffend sind meine beiden Schwestern immer auf allen Shows der Band und so verhält es sich auch mit den Frauen, Freundinnen, Brüdern, usw. der anderen Bandmitglieder.

Wie betrachtest du derzeit die griechische Metalszene? Hast du da selber Favoriten und welche Bands kannst du unseren Lesern aus eurer Heimat ans Herz legen, die unbedingt Gehör finden sollten?

Savvas: Obwohl die finanzielle Situation heutzutage in Griechendand sehr schwierig ist, gibt sich die gesamte Szene sehr viel Mühe, größer zu werden. Viele Bands investieren in neues Equipment, um bessere Aufnahmen abzuliefern und in allen Bereichen professioneller zu werden. Unglücklicherweise erschwert es die Situation und natürlich die Schwierigkeiten der gesamten Musikindustrie der gesamten letzten Jahre, der griechischen Szene eine optimale Chance zu bieten. Ich kann dir viele Namen nennen, die "ein MUSS" sind, wären die Dinge ein wenig anders. Außer natürlich ROTTING CHRIST und SEPTIC FLESH, welche die grössten Namen aus unseren Gefilden sein drürften. Ihr könnt aber gerne mal KARMA VIOLENS, RELEASED ANGER, TARTIVE DYSKINESIA, DISHARMONY anchecken. Ebenso wie BIO-CANCER und VERDICT DENIED...

Wer waren eure größten Einflüsse, als ihr als Band begonnen habt und gibt es auch neue Bands, die euch heute noch inspirieren können? Ich frage deshalb, weil ihr damals als Thrash Metal Band angefangen habt und euch dann mehr dem Progressive/Technical Death Metal angenähert habt. War das ein natürlicher Prozess oder hat sich schlicht und einfach euer Geschmack verändert?

Savvas: Ja, das war ein Punkt. ACID DEATH begann 1989 als Thrash Metal-Band. Natürlich mit einem gänzlich anderen Lineup als heutzutage. Die ersten Elemente kamen von den "Stars" dieser Zeit... SEPULTURA, KREATOR, SLAYER... DARK ANGER... Mit den Jahren haben sich unsere Vorlieben ein wenig verschoben... DEATH, CYNIC, ATHEIST... auf der anderen Seite DREAM THEATRE, KANSAS, RUSH... All diese Bands und noch viele mehr waren und sind noch heute Vorlieben unsererseits. Und es gibt natürlich auch von heute einige Namen, wie z.B. SLIPKNOT, STRAPPING YOUNG LAD, MESSHUGGAH und viele andere.

Interessiert ihr euch abseits des Metal auch für andere Musikstile?

Savvas: Ja, wir mögen auch Fusion-Kram wie Tribal-Tech und auch ein paar Ambient-Bands und Künstler. Ich habe vergessen dir zu erzählen, dass Kostas (-Drummer) und GusK (-Gitarrist) auch Ambient Musik schreiben.

Stell dir mal vor, jemand hat noch nie einen Song von euch gehört. Welcher Song repräsentiert ACID DEATH am besten?

Savvas: ...Das ist eine schwierige Frage!!! Verdammt schwer!! Nun... ich würde sagen, dass es drei verschiedene Perioden der Band gibt. Drei verschiedene Kapitel. Periode eins: 1989-1995 "Die Thrash-Tage": 'Apathy murders hope' von der gleichnamigen EP. Periode zwei: 1996-2001 "Die Progessive Death Metal-Tage". Zwei Songs: 'Reappearing Freedom' von "Pieces Of Mankind" und 'Psycho Love' von "Random Manifest". Periode drei: "die (noch immer) progressive (aber mehr) Death Metal-Tage". 'Eidolon'. Das ist der beste Weg um sich eine klare Meinung zu bilden "was zu Hölle die Band ACID DEATH eigentlich ausmacht".

Wie sehen die Tourpläne derzeit aus? Ihr seid doch nach der langen Pause sicher wieder hungrig auf Live-Shows, oder?

Savvas: Oh ja!!! Nach fast elf Jahren wieder eine CD draussen zu haben bedeutet uns sehr viel!! Zuerst machen wir eine kleine Griechenland-Tour im Herbst, da wir wissen, dass der Sommer keine gute Zeit für's Touren bei uns ist. Wir sprechen hier von fünf oder sechs Shows und wir sind ferner dabei, einen guten Slot für eine Europa-Tour im Winter zu finden. Wir werden unser Bestes tun, denn die Gesamtsituation hier hat dazu geführt, dass die meisten Organisatoren lieber die Finger von griechischen Bands lassen... Und das ärgert uns ganz schön, denn wir wollen arbeiten, touren, uns dem hingeben was wir tun.

Kannst du uns noch 2 magische Momente nennen, die ihr mit ACID DEATH erlebt habt? Was sind eure Highlights?

Savvas: Das ist eine weitere schwierige Frage! Nun... die erste Reunion-Show im Februar 2011. Da hatte ich Tränen in den Augen während ich spielte/sang. Glaub mir, das ist wahr! Und der zweite ist schon viele Jahre her, 1999, als "Pieces Of Mankind" von den englischen Copro Records wieder raus kam, nachdem es 1998 schon einmal auf einem kleinen, griechischen Label erschien, es aber niemand hören wollte... Eine Stimme von einem bekannten englischen Mag-Redakteur am Telefon: "Mann, die Scheibe tritt wirklich Arsch!! Wartet mal auf ein paar wirklich gute Neuigkeiten!!" Die gleiche Scheibe, die ein Jahr zuvor in Griechenland unverkauft und unbeachtet geblieben war...

Wie bei uns scheint der Prophet im eigenen Land wenig zu gelten... Möchtest du zum Abschluss noch ein paar Worte an die ACID DEATH-Fans richten? Hier ist deine Chance!

Savvas: Wir möchten uns bei euch so sehr für diese Chance und die Presentation danken!! All das Beste für BLEEDING4METAL und seine Crew! Hört uns an Leute, ich bin sicher ihr werdet interessante Aspekte in unserer Musik für euch finden!

Dem ist nichts hinzuzufügen. Ich danke dir vielmals für deine Offenheit und den Einblick in das ACID DEATH-Universum und wünsche dir und der Band alles Gute für den Neustart. Bis zum nächsten Mal und keep bleeding!!!

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